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Ort einer Messerattacke: die Evangelische Schule in Berlin-Neukölln.

© dpa/Hannes P Albert

Unterricht beginnt wieder – Schutz und Beratung bleiben bestehen: Evangelische Schule Neukölln sucht nach der Messerattacke die Normalität

Der Angriff auf zwei Mädchen in Neukölln hat die Schulgemeinschaft erschüttert. Eine Andacht soll bei der Rückkehr in den Alltag helfen. Und es gibt weitere Angebote.

| Update:

Nach der Messerattacke auf zwei Mädchen steht die Evangelische Schule in Neukölln noch immer unter Schock. Doch Kinder, Eltern und Lehrer werden damit nicht alleingelassen. Unmittelbar nach der Tat vom Mittwoch haben Träger und Senat bereits umfangreiche Hilfen organisiert – und weitere sollen folgen.

Mathe, Deutsch und Fremdsprachen spielten in der vergangenen Woche keine Rolle mehr. Am Donnerstag und Freitag fiel der Unterricht komplett aus. Ab diesem Montag findet er aber wieder statt. Vor Beginn gab es am Montagmorgen eine interne Andacht für die Schulgemeinschaft. Sie wurde von den Religionslehrkräften organisiert. Sicherheitskräfte sollen die Schule weiter schützen.

Wir möchten so bald wie möglich wieder zu einer Normalität zurückfinden, die allen in der Schulgemeinde Struktur und Sicherheit gibt.

Frank Olie, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung

„Wir werden nicht komplett mit dem normalen Stundenplan beginnen“, sagte eine Sprecherin der Schulstiftung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Es sei wichtig, achtsam mit der Situation umzugehen und auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern sowie des Kollegiums zu reagieren. Beratungsangebote blieben bestehen. Das Ziel sei aber, möglichst bald zur Normalität zu finden. Es scheine, als habe die Schulgemeinschaft diesen Weg nun begonnen, sagte die Sprecherin.

„Gemeinsam mit der Schulgemeinde haben wir sehr achtsam geprüft, wie es weitergehen kann“, wurde der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Frank Olie, in einer Mitteilung am vergangenen Freitag zitiert. „Wir möchten so bald wie möglich zu einer Normalität zurückfinden, die allen in der Schulgemeinde Struktur und Sicherheit gibt.“

Wachschutz bleibt auch für diese Woche

Rein äußerlich soll diese Sicherheit auch in dieser Woche durch einen Wachschutz gewährleistet werden, der nach der Tat engagiert worden war. Darüber hinaus kümmern sich viele Kräfte um die Schulgemeinschaft – nicht zuletzt um die Kinder, die auf dem Schulhof Zeugen des unvermittelten Angriffs wurden.

Schon am Mittwoch hatte das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (Sibuz) der Senatsbildungsverwaltung ein Kriseninterventionsteam geschickt. Auch Notfallseelsorger und Pastoren des Kirchenkreises Neukölln standen als Ansprechpartner bereit.

Hotline mit Traumapsychologen geplant

In dieser Woche wird zudem mithilfe der Unfallkasse und der Berufsgenossenschaft eine Telefon-Hotline eingerichtet, über die Traumapsychologen zu erreichen sind – zum Beispiel auch in den Abendstunden, wie eine Sprecherin der Schulstiftung dem Tagesspiegel sagte. Die psychologische und seelsorgliche Unterstützung solle in den nächsten Tagen und bei Bedarf auch darüber hinaus andauern.

In den beiden Kirchen der Gemeinde Martin-Luther-Genezareth nahmen am vergangenen Donnerstag und Freitag Seelsorger jene Menschen in Empfang, die das Geschehene nicht nur selbst verarbeiten wollten. Es seien in den vergangenen Tagen „viele Gespräche“ geführt worden, sagte Pfarrer Alexander Pabst, der in der Schule seelischen Beistand geleistet hatte, dem Tagesspiegel.

In der Martin-Luther-Kirche in der Fuldastraße lagen Notizzettel bereit, um Gebetswünsche in einem Körbchen zu hinterlassen. In der Genezarethkirche am Herrfurthplatz konnten Kinder an einer Malstation Bilder für die beiden verletzten Mädchen malen. Als die Gemeinde am Sonntag um 10 Uhr zum Gottesdienst in der Martin-Luther-Kirche und um 11.30 Uhr zum Familiengottesdienst in der Genezarethkirche zusammenkam, schloss sie die Opfer der Attacke in ihre Fürbitten ein.

Den Schülerinnen und Schülern stand das Segensbüro der Gemeinde auch über seinen Instagram-Kanal @segensbuero zur Verfügung. Auch wenn die Angebote abseits der Schule diese Woche nicht mehr ganz so engmaschig sein werden – eine Kerze kann man in einer offenen Kirche immer entzünden.

An der Schule in Neukölln hatte am Mittwoch ein 38-jähriger Mann nach Erkenntnissen der Polizei auf zwei Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren eingestochen. Beide Kinder wurden dabei schwer verletzt, die Achtjährige befand sich zeitweise in Lebensgefahr. Beide Kinder seien aber auf dem Weg der Besserung und nicht mehr in Lebensgefahr, sagte die Sprecherin der Schulstiftung am Montag. Der mutmaßliche Täter wurde vorläufig in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Das Motiv ist unklar. Etwa 30 Schülerinnen und Schüler hatten den Messerangriff gesehen.

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