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Neukölln: Rütli-Campus wird zum Vorbild

Im Rahmen einer Gesprächsrunde fordert Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky: Die Hälfte des Kindergeldes soll in die Bildung fließen. Damit es mehr vorbildliche Schulen wie den Rütli-Campus gäbe.

Das Erlebnis hat Heinz Buschkowsky damals etwas mitgenommen: Der Bezirksbürgermeister von Neukölln (SPD) war dabei, als die Hauptschüler der Rütli- Schule und die Realschüler aus der Heinrich-Heine-Schule erfuhren, dass sie bald als Gemeinschaftsschüler des „Campus Rütli“ zusammengehören sollten. Der Campus im Norden Neuköllns entsteht seit Januar 2008 aus drei Schulen, zwei Kitas und einer Jugendeinrichtung. „Die Realschüler haben die Hauptschüler damals angebrüllt: Ihr versaut uns unsere Zukunft“, erzählte Buschkowsky am Sonntag bei der Veranstaltung „Zukunft Bildung: Spirit of Rütli“.

Heute hat sich das geändert: Im bis auf den letzten Platz gefüllten Café Friedrichs in der Temporären Kunsthalle auf dem Schlossplatz in Mitte unterhielten sich am Sonntagmittag Buschkowsky, Tagesspiegel-Redakteurin Tissy Bruns und Christina Rau von der Stiftung Zukunft Berlin, die am Projekt „Campus Rütli“ beteiligt ist, über die neu aufgestellte Rütli-Schule, fast vier Jahre nachdem ein Hilferuf von deren Lehrern großes Aufsehen erregte und mehr als zwei Jahre nach dem Streit zwischen den Haupt- und Realschülern. Der habe ihm noch einmal vor Augen geführt, dass die Zukunft anders aussehen müsse, sagte der Bezirksbürgermeister: „Man darf Schüler nicht schon in jungen Jahren voneinander trennen. Ich bin schon lange ein Fan der Sekundarschule.“

Ist die Schule inzwischen ein ehemaliger Problemfall? „Ich glaube, dass wir eine Verbesserung haben“, sagte Buschkowsky. „Die Idee des Campus Rütli wird inzwischen akzeptiert“, freute sich Klaus Lehnert, der pädagogische Projektkoordinator: „Die Schüler beginnen sich mit ihrer Schule zu identifizieren. Es herrscht auf dem Campus ein guter Geist.“

Tatsächlich war viel Positives über das Vorzeigeprojekt zu hören: „Der Campus Rütli ist so bemerkenswert, weil er niemandem übergestülpt, sondern von unten her entwickelt wurde“, sagte Buschkowsky. „Die Anerkennung für das, was das Lehrerkollegium dort geleistet hat, kann gar nicht groß genug sein“, fand auch Schirmherrin Christina Rau, die unter anderem schon eine Lernwerkstatt und neue Musikinstrumente finanzierte. „Auf einmal hatte man das Gefühl, alle zusammen können etwas bewegen“, erklärte Cordula Heckmann, die Schulleiterin des Campus Rütli, die ebenfalls im Publikum saß.

„Wir könnten viele solche Projekte verwirklichen, wenn wir Mittel mit einem ganz einfachen Trick generieren würden“, sagt Buschkowsky zum Abschluss. 35 Milliarden Euro gebe der Bund jedes Jahr für das Kindergeld aus. Die Hälfte des Geldes solle lieber direkt in die Bildungsetats fließen: eine Milliarde für jedes Bundesland pro Jahr. „Wir hätten in kürzester Zeit die Bildungsrepublik, die sich eigentlich alle wünschen.“ Daniela Martens

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