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Berlin: Schwimmhallen: Jedes Bad kommt auf den Prüfstand

Für den Bäderchef Ortwin Scholz sind die Legionellenvorfälle Anlass, die Bestandsaufnahme aller Hallenbäder zu beschleunigen. Denn er sieht den Bakterienbefall auch im Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre.

Für den Bäderchef Ortwin Scholz sind die Legionellenvorfälle Anlass, die Bestandsaufnahme aller Hallenbäder zu beschleunigen. Denn er sieht den Bakterienbefall auch im Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre. "Die Berliner Bäderbetriebe haben die kritische Grenze beim Sparen erreicht", sagt der Interimsvorstand. Ob sich die jetzige Krise bewältigen lässt, ohne eines der 84 Bäder zu schließen, darauf will Scholz sich allerdings noch nicht festlegen. Dies soll erst die Prüfung ergeben, die Mitte des Jahres abgeschlossen sein soll. Kooperationen mit privaten Partnern, Pachtmodelle, aber auch eine Verbesserung der bestehenden Angebote aus eigener Kraft könnten dazu beitragen, die Attraktivität der Bäder zu erhöhen. Dann komme vielleicht auch mehr Geld in die Kassen, hofft Scholz.

"Wir sind dabei, die Zukunft der Bäder zu überdenken. Das Ziel ist eine strategische Neuausrichtung", umreißt der Vorstand die Richtung. Dabei komme alles auf den Prüfstand. Jedes einzelne Bad, deren Lage, Zustand, die Möglichkeiten für eine Modernisierung und immer wieder die Frage, "ob der Kunde das Angebot überhaupt will". Über etwaige Schließungen habe dann aber nicht der Vorstand zu entscheiden, "sondern die Politik", betont Scholz.

Das Sportbad Schöneberg am Sachsendamm bleibt vorerst geschlossen, weil sich neue Testergebnisse zum Legionellen-Befall verzögern. Erst heute oder am Freitag werde klar sein, ob die erhöhte Bakterienkonzentration nach der Desinfektion ausreichend gesunken sei, sagte der stellvertretende Amtsarzt von Tempelhof-Schöneberg, Andreas Dinter. Gesperrt sind auch noch das Stadtbad Wilmersdorf und das Reinickendorfer Paracelsus-Bad.

Unterdessen wurde bekannt, dass Berlins Gesundheitsämter im vorigen Jahr mehr durch Legionellen verursachte Lungenkrankheiten registrierten als bisher angenommen. "Es gab noch Nachmeldungen", sagte Robert Rath vom Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LAGetSi). Jetzt liegt die Zahl bei 28 Krankheits- und zwei Todesfällen. Einer der Erkrankten berichtete, oft in Schwimmhallen gebadet zu haben. Fünf Betroffene infizierten sich wohl in Kliniken. Ansonsten sind die Ursachen unklar. Sechs Patienten atmeten die Bakterien in anderen Bundesländern oder im Ausland ein.

Die Bäder-Betriebe wollen nun auch besser über Legionellen informieren. Zum einen ist ein Faltblatt geplant. Außerdem wies die Firmenleitung alle Bäder per Rundschreiben an, bei Schließungen die genaue Ursache zu nennen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Gefahren verschwiegen werden. Ein Formulierungsvorschlag lautet: "Die Schwimmhalle bleibt auf Grund von Wasserverunreinigungen durch Legionellen vorerst geschlossen." Bisher war meist nur von "technischen Störungen" die Rede.

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