
© Maneo
Schwules Anti-Gewaltprojekt attackiert: Berliner Polizei sucht Zeugen nach Angriffen auf Maneo
Seit Anfang September kam es mehrfach zu queerfeindlichen Sachbeschädigungen im Schöneberger Regenbogenkiez. Nun hofft die Berliner Polizei auf Hinweise von Zeugen.
Stand:
Nach mehreren Attacken gegen das schwule Anti-Gewaltprojekt Maneo im Schöneberger Regenbogenkiez sucht der Polizeiliche Staatsschutz nach Zeugen. Am Donnerstag veröffentlichte die Berliner Polizei einen entsprechenden Aufruf mit der Bitte, sich mit Hinweisen bei den Ermittlern zu melden.
Demnach kam es seit dem 9. September zu mehreren Sachbeschädigungen, bei denen Fensterscheiben und Türeinfassungen der queeren Opferschutzorganisation beschädigt und zerstört wurden.
Die Ermittler fragen:
- Wer hat seit dem 9. September 2025 an der Bülowstraße 106 in 10783 Berlin-Schöneberg verdächtige Beobachtungen gemacht?
- Wer hat die Tat beobachtet und kann dazu Auskunft geben?
- Hat jemand die Tat oder die Täter eventuell gefilmt?
- Hat sich jemand mit der Tat gebrüstet?
- Wer kann sachdienliche Hinweise zu Tat, Tätern oder Zeugen geben?
Hinweise nimmt der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes Berlin im Bayernring 44 in Berlin-Tempelhof per E-Mail entgegen. Ebenso können Hinweise an die Internetwache der Polizei Berlin oder an jede andere Polizeidienststelle gerichtet werden.
Der Tagesspiegel hatte am vergangenen Dienstag über die bereits vierte Attacke innerhalb weniger Wochen berichtet. Dabei wurde in der Nacht zu Montag (20. Oktober) mit einem Stein die Scheibe der Eingangstür des zugehörigen Beratungs- und Informationszentrums Mann-O-Meter eingeworfen. Verletzt wurde niemand.
Der neuerliche Vorfall reiht sich ein in eine Reihe ähnlicher Attacken in den vergangenen Wochen. Zuletzt hatten Unbekannte am 3. Oktober mit einem Stein eine Fensterscheibe der Räumlichkeiten am Nollendorfplatz eingeworfen. Nur fünf Tage davor (28. September) wurde eine Scheibe eingeschlagen, wieder drei Wochen davor (9. September) wurde eine Scheibe der Eingangstür eingetreten. Der entstandene Schaden steht laut einem Mitarbeiter des Projekts noch nicht endgültig fest, der Verein rechne mit rund 3000 Euro.
Zudem hatte es ebenfalls im September mehrere Attacken auf einen Infostützpunkt von Maneo am Spielplatz Fuggerstraße Ecke Eisenacher Straße gegeben. Unter anderem wurde die Eingangstür durch einen Brand beschädigt, ein anderes Mal wurde ein Schild abgerissen oder eine Glasflasche gegen die Türe geworfen.
Der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano erklärte nach dem jüngsten Angriff vom Montag, queerfeindliche Gewalt sei „Alltag in Berlin“. Hier gehe es „nicht um zertrümmertes Glas, es geht schlicht um die Sicherheit unserer Community“.
Die Beratungsstelle selbst erfasste 2024 einen Anstieg von Angriffen auf sexuelle Minderheiten in Berlin um acht Prozent auf 738 Fälle. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo besteht seit 1990 und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem von der Bundeszentrale für politische Bildung. Im Zentrum der Arbeit stehen die Hilfe für Opfer von Gewalttaten und die Gewaltprävention. (Tsp, dpa)
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