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Die Shoepassion GmbH ist angetreten, um die Qualitätslücke zwischen Massenware und individuell handgenähten Maßschuhen für mehrere Tausend Euro zu schließen.

© Shoepassion GmbH

Maßschuhe aus Berlin-Mitte: Shoepassion vermisst die Füße mit 3D-Scanner

Shoepassion lässt Füße per 3D-Scanner vermessen – für Modelle aus eigener Fertigung.

Sollten auch die Schuhgeschäfte aus dem Corona-Lockdown befreit werden, ist zu erwarten, dass viele nach längerer Abstinenz bereit sind, etwas mehr Geld für ein neues Paar Schuhe auszugeben als bisher. Eine Adresse dafür wäre der Laden des Berliner Unternehmens Shoepassion in der Ackerstraße 23 in Berlin-Mitte. Hier können Kundinnen und Kunden ihre Füße millimetergenau vermessen lassen.

Der 3D- Fuß-Scanner, gemeinsam entwickelt mit der Kölner Firma OneFID, einer Ausgründung der dortigen Sporthochschule, ist abgestimmt auf die Kollektionen, die Shoepassion seit zehn Jahren vor allem in Spanien und Portugal fertigen lässt – und nicht in den Billiglohnländern Asiens, wo sich Arbeits- und Umweltstandards deutlich schwerer nachvollziehen lassen.

Wenn die Menschheit ein wenig stilbewusster wäre, wäre Zalando vielleicht ein einfacher Schuhhändler geblieben und die Firma Shoepassion ein Dax-Konzern geworden. Beide Unternehmen starteten in Berlin vor elf Jahren fast zeitgleich mit ähnlichen Geschäftsideen. Aber die einstigen Gründer und ihre Nachfolger auf den Chefposten haben von Anfang an auf Qualität statt auf schnelles Wachstum gesetzt. „Statt auf Breite, sind wir auf die Nische gegangen, zunächst nur auf den hochwertigen Lederschuh für Herren“, berichtet Björn Henning, der seit 2014 in der Geschäftsführung sitzt – gemeinsam mit Daniel Pokorzynski, der vor allem die Finanzen im Blick behält.

Fußscanner im Ladengeschäft von Shoepassion in der Ackerstraße in Berlin-Mitte.
Fußscanner im Ladengeschäft von Shoepassion in der Ackerstraße in Berlin-Mitte.

© Moritz Jekat/Shoepassion

Für ein Paar hochwertige Lederschuhe zahlt Mann heutzutage schnell 500 bis 600 Euro. Handgenähte Maßschuhe sind echter Luxus und können wegen der komplexen Herstellung und Anpassung auch 4000 Euro oder mehr kosten. Standardmodellpaare aus der Fabrik gibt es im Handel für einen kleinen Bruchteil der Summe, im Angebot schon ab 40 Euro. Deren Teile sind in der Regel verklebt, nicht genäht – und naturgemäß nicht individuell an den Fuß angepasst.

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Shoepassion wollte damals ein Marktsegment in der Nische öffnen, also Modelle anbieten, die wegen ihrer individuellen Passform und Materialien die Qualität von Maßschuhen erreichen (und teilweise auch maßgefertigt werden), wegen schlanker Prozesse aber spürbar günstiger sind. Das Unternehmen kreierte eigene Marken und ging 2010 mit einer ersten Kollektion an den Start. Das hat gut funktioniert – wenn auch anders, als von den Gründern erwartet: Denn im ersten Büro in Prenzlauer Berg standen plötzlich Anzugträger in den Büroräumen vor den betont lässig gekleideten Programmierern, die hier ja nur den Online-Shop betrieben. Anprobe? Äh, na gut!

Ein Büro des Herrnmodeunternehmens Shoepassion GmbH.
Ein Büro des Herrnmodeunternehmens Shoepassion GmbH.

© Shoepassion GmbH

Da erkannte das Team, dass es bei ihrem Produkt nicht komplett ohne stationären Handel mit dem passenden Ambiente geht. Heute betreibt Shoepassion Läden auch in Hamburg, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf, Mannheim, Münster und Wien. Dort gibt es neben den Schuhen, der Vermessung und Beratung auch einige Accessoires: Gürtel und Handschuhe.

2016 erlangte dieses Berliner Mode- Start-up größere Bekanntheit, als es die 1879 gegründete Herrenschuhmanufaktur Heinrich Dinkelacker übernahm. Diese genießt wegen ihrer Schuhe im Budapester Stil bei Liebhabern in aller Welt einen guten Ruf. Die Firma mit Sitz nahe Stuttgart war vom einstigen IBM-Manager Norbert Lehmann, dem einstigen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und dessen Kommunikationsmanager Anton Hunger 2005 übernommen. Sie gaben sie an Shoepassion weiter. Seither profitiert das einstige Start-up von der Erfahrung des Traditionsunternehmens. Und umgekehrt.

Mittlerweile pflegt Shoepassion auch eigene Traditionen: Aus Anlass des zehnjährigen Firmenjubiläums wollte das Unternehmen seine 2010er Schuhkollektion aus Gründertagen neu herausbringen. Wegen Corona kommt sie jedoch erst jetzt, 2021: zum elften Jahr des Bestehens.

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