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So sollen die neuen Arkaden aussehen - der störende Umlauf im Obergeschoss kommt weg.

© Simulation: Investor

Update

Shopping-Center in Berlin: Potsdamer Platz Arkaden werden komplett umgebaut

Läden im Obergeschoss werden 2019 abgerissen. Die Arkaden sollen so größer wirken - wie eine Markthalle. Die ersten Details stehen jetzt fest.

So viel Anfang war selten. Lightshow mit roten, grünen, gelben Scheinwerfern, draußen ein Orchester in wetterfesten Jacken, drinnen weiß gedeckte Tische, auf die befrackte Kellner Rosenblätter streuten, eine Riesenfeier, beobachtet von mehr als 1000 Journalisten aus aller Welt – mit der Eröffnung des auferstandenen Potsdamer Platzes, dieses Symbolorts der lange geteilten, nun wiedervereinten Stadt, hatte am 2. Oktober 1998 nach fünf Jahren Bauzeit endlich das Gestalt angenommen, was man gerne als das „Neue Berlin“ und die Rückkehr alter Größe rühmte. Eine in Beton gegossene Verheißung auf die strahlende Zukunft der Stadt.

Das Herzstück dieses neuen Bauensembles aber, das, so durfte man erwarten, die Massen besonders anlocken würde, waren die Potsdamer Platz Arkaden. Nicht die erste Shoppingmall in Berlin, aber allein schon durch den legendenumwitterten Ort etwas Besonderes, wenngleich der erhoffte Glamour leider nie recht Einzug hielt. Die Potsdamer Platz Arkaden – das blieb bescheidener Luxus für die Massen, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Fürs Geschäft war das nicht weiter schlimm, blieb doch die Konkurrenz in Berlin überschaubar. Vorerst.

Mehr als 20 Geschäfte derzeit ungenutzt

Die Euphorie von damals ist längst gewichen, Ernüchterung ist eingetreten, besonders nach dem Aus für die permanenten Musicalfreuden im nahen Theaterbau, den jetzt jeder Programmmacher mieten kann, der nur das nötige Kleingeld hat. Und wer heute vom Bahnhof Potsdamer Platz aus das Untergeschoss der Arkaden betritt, hat kaum den Eindruck, in einen florierenden Konsumtempel zu kommen. Fünf, sechs Ladengeschäfte stehen leer oder sind gleich komplett verbrettert, ein ernüchterndes Bild, das sich im Erd- und ersten Obergeschoss fortsetzt.

Mehr als 20 Geschäfte, die einmal Schnellimbisse, Restaurants, Boutiquen oder was auch immer beherbergten, sind derzeit ungenutzt. Die Broschüre von 2017, die Teilnehmern an einer Kundenbefragung am Mittwoch in die Hand gedrückt wurde und den Potsdamer Platz und vor allem die Arkaden als „A Place for Shopping“ anpreist, ist also nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand. Nur der groß plakatierte Abschiedsgruß eines Strumpfladens – „Jedes Ende ist auch ein Anfang“ – verbreitete gegenüber der Leerstandstristesse noch eine Art Optimismus.

Im Stil einer Markthalle.
Im Stil einer Markthalle.

© Simulation: Investor

Seit gestern darf man sagen: zu Recht. Die geschlossenen Läden sind nicht etwa Indiz mangelnder Attraktivität, sondern eines Neubeginns. Im kommenden Jahr – die Feinplanung steht noch aus – soll das Shopping Center generalüberholt, komplett umgebaut und dabei qualitativ aufgewertet werden. Nach 20 Jahren ist das einst bestaunte Konsumkonzept in die Jahre gekommen, auch die Konkurrenz ist größer geworden, durch die „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz sogar in nächster Nachbarschaft. Da muss man was tun.

„Die neuen Potsdamer Platz Shopping Arkaden werden nicht wiederzuerkennen sein“, so versprach am Mittwoch Steffen Friedlein, Managing Director Leasing der ECE Projektmanagement, die das Center seit Anfang an betreibt, vermietet und in Zusammenarbeit mit der Brookfield Properties Germany den Umbau plant. Diese ist für das Management des gesamten, einst von der Daimler AG initiierten Quartiers zuständig und mit anderen Investoren im Rahmen eines Joint Ventures auch Eigentümer

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Bekannt gegeben wurden die Pläne am Mittwoch in Cannes auf der Mapic, einer der führenden internationalen Messen für Einzelhandelsimmobilien – sicher nicht der schlechteste Rahmen, um mit der Vermarktung zu beginnen. Beim Umbau wird es erhebliche Eingriffe in die Architektur geben. Auffälligste Veränderung ist der Wegfall der Ladenstraße im Obergeschoss, auch die darüberliegenden, teilweise als Büros genutzten Räume sind betroffen. Entstehen werden stattdessen Ladenfronten mit doppel- und sogar dreistöckigen Fassaden, den Mietern sollen so neue, und das heißt eben auch größere Präsentationsmöglichkeiten ihrer Warenangebote geboten werden.

Großzügig gestaltete "Mall-Bereiche"

Bislang gibt es rund 130 Shops auf etwa 40 000 Quadratmetern in den Arkaden, künftig sollen es nur noch rund 90 sein, ECE geht dabei von bis zu 15 Flagship Stores aus, also besonders repräsentativen Orten der Markenvermarktung. Sechs Themenbereiche sollen nach dem Umbau bedient werden, zu ihnen gehören Technik, Sport und Unterhaltung, Freizeit und Entertainment, Science und Beauty sowie Mobility und Leisure, also eventuell sogar Schauräume von Autoherstellern und Freizeit im weitesten Sinne. All dies hübsch verpackt durch „hochwertige Materialien, stimmungsvolle Beleuchtung und großzügig gestaltete Mall-Bereiche“.

Der sechste Themenbereich, das „Herzstück der Shoppig-Destination“, wie es heißt, wird in der Mitte der Arkaden den Geschmackssinnen, also Leib und Magen, gewidmet sein: eine 5500 Quadratmeter große, sich vom Erdgeschoss gen Glasdach streckende Markthalle, in der hochwertige, gern regionale Lebensmittel zum Kauf angeboten werden und Restaurants mit internationaler und lokaler Ausrichtung moderne Konzepte umsetzen. Die Arkaden sollen so „zu einem neuen gastronomischen Hotspot für die ganze Stadt“ werden, hofft Jonathan Doughty, der bei ECE als „Global Head“ für „Foodservice, Leisure und Placemaking“ zuständig ist. Im Untergeschoss schließlich sollen Nahversorger und Dienstleister den Branchenmix komplettieren.

Der genaue Baubeginn steht noch nicht fest. Bei ECE erwartet man eine Bauzeit von etwa zwei Jahren, und man hofft, die Arbeiten bei laufendem Betrieb ausführen zu können, ohne also das Center komplett dichtzumachen, wie ESE-Sprecher Lukas Nemela sagt. Es wäre ja auch sicher kontraproduktiv, die jährlich rund zehn Millionen Besucher auf so lange Zeit auszuschließen.

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