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Mckinley Black, amerikanische Sängerin/Songwriter und Chefin des Troubadour Festivals in Berlin.

© Mike Wolff

Keine Förderung mehr vom Berliner Senat: Singer-Songwriter-Wettbewerb "Troubadour" vor dem Aus

Der neue Regierende Bürgermeister kümmert sich nicht, lautet der Vorwurf: Der Musiker-Wettbewerb „Troubadour“ macht Schluss - weil der Senat kein Geld mehr gibt.

Eigentlich sollte es die große Party werden. Doch aus der Jubiläumsfeier zum 10. Finale des Musikwettbewerbs „Troubadour – Modern Minstrels“ wird eine Abschiedsfeier. Über neun Monate treten jährlich Singer-Songwriter in der Wabe in Prenzlauer Berg gegeneinander an. Sie kommen aus der ganzen Welt, einige reisen extra an, die meisten aber leben in Berlin, eben dort, wo die US-Amerikanerin Mckinley Black, die sich den Wettbewerb ausgedacht hat, sie entdeckt. 500 Künstler haben in den vergangenen zehn Jahren beim Troubadour mitgemacht und für viele bot die Veranstaltung eine erste Plattform für eine musikalische Laufbahn welcher Art auch immer.

Kein Geld fürs Finale

Die Vorentscheide finanziert das Veranstaltungszentrum Wabe, das wiederum kommunale Gelder erhält. Das große Finale jedoch wurde bisher immer vom Senat bezuschusst. Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr fällt diese Förderung jetzt weg. „Es war ein Schock“, sagt Mckinley Black, die außer Konkurrenz oft selbst aufgetreten ist. „Was ich mache, ist ein Geschenk für Berlin“, sagt die Singer/Songwriterin nach zehn Jahren Engagement. „Ich vernetzte Leute und bringe sie nach Berlin, und Berlin gibt nichts zurück, das ist undankbar.“ Bisher hat die Finanzierung des Finales immer geklappt: Mal gab es 3000, mal 5000 oder auch mal 8000 Euro, von denen Preisgeld für die Sieger, Catering und die Juroren bezahlt wurden. Die anderen Musiker, die teilweise extra aus dem Ausland anreisen, und auch Mckinley Black selbst bekommen nichts. Nur die besten Teilnehmer konnten bisher immer mit einem Preisgeld rechnen. „Wir als Wabe haben dieses Geld nicht“, sagt Leiterin Ursula Kleinert. Sie bedauert sehr, dass die Stadt Troubadour in diesem Jahr nicht unterstützt und dass Mckinley Black daraus Konsequenzen zieht. „Alle Künstler sind ein bisschen verrückt, und ich engagiere mich gerne freiwillig“, sagt Black, die die Singer- Songwriter-Szene über Jahre hinweg entscheidend geprägt hat.

Kritik am Berliner Senat

Von der Stadt Berlin käme nun aber selbst auf Anfrage keinerlei Rückmeldung mehr. Und das verbinden Black und ihre Unterstützer konkret mit dem Wechsel an der Spitze des Senats im vergangenen Dezember. Während sich Klaus Wowereit persönlich für Troubadour eingesetzt habe, gebe es vom neuen Regierenden Michael Müller keine Unterstützung. Seit Kurzem ist zudem nicht mehr die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten selbst für die Vergabe der Fördergelder zuständig, sondern das Musicboard Berlin, ein vom Senat gegründetes Unternehmen, das die Aufgabe hat, „die Popmusikszene der Stadt zu unterstützen“, und zwar mit jährlich 1,5 Millionen Euro.

Kulturstaatssekretär Tim Renner – zuvor Musikproduzent und Universal-Geschäftsführer – beschloss im vorigen Jahr auch die Pop- und Weltmusik-Ausschreibungen an das Musicboard zu vergeben. „Ich habe schon befürchtet, dass das Musicboard Troubadour ablehnt“, sagt Uwe Sandhop, der im Senat für kulturelle Angelegenheiten bisher mit im Auswahlbeirat saß. „Musicboard hat andere Förderintentionen“, so seine Vermutung.

Beim Troubadour klagt man außerdem über eine schlecht funktionierende Homepage und fehlende Kommunikation; die schlussendliche Ablehnung kam per Post – ohne Erklärung. Es gebe zu viele tolle Projekte und zu wenig Geld, erklärt das Musicboard auf Anfrage, über den konkreten Antrag Blacks könne man aus Datenschutzgründen aber nichts sagen. 10 000 Euro hatte die Amerikanerin beantragt, das Jubiläum sollte etwas größer ausfallen als sonst. „Das klingt nach wahnsinnig viel, aber allein die Plakatierung kostet 3000 Euro“, sagt Black. Richtig sauer macht sie, dass pauschal alles abgelehnt wurde. So gibt es dieses Jahr weder Preisgelder für die Sieger noch Werbung im Vorfeld. Keine Plakate, kein Programmheft. Normalerweise kämen zu den Finalkonzerten 150 bis 200 Leute, „aber dieses Jahr erwarte ich deutlich weniger“.

"Mckinley ist eine Hammerbraut"

Auch die Siegerband des vorherigen Jahres „Duo Hand in Hand“, die beim Finale am Freitag noch einmal auftreten wird, versteht die Entscheidung des Musicboards nicht: „Mckinley ist eine Hammerbraut, die das mit ganz viel Herzblut rockt“, sagt Beate Wein, „aber wenn es keine Förderung gibt, kann sie es natürlich nicht weitermachen.“ 180 Euro muss Mckinley Black am Finalabend durch die Eintrittskosten einnehmen, um wenigstens die Kosten zu decken. Nur Sennheiser hat drei hochwertige Mikrofone als Preise zugesagt, auch ohne Werbung.

Die Musiker kommen trotzdem, auch ohne Preisgeld. Die Vernetzung, die Stimmung des „herzensguten Festivals“, wie Vorjahressiegerin Beate Wein es nennt, sei viel mehr wert. Den Künstlern und Veranstaltern ist die Betroffenheit und Enttäuschung deutlich anzumerken. Trotzdem, „ein Wettbewerb ist schön, wenn man etwas gewinnt“, sagt Mckinley Black. Sie ist wenig zuversichtlich, noch einmal gefördert zu werden. „Einmal abgelehnt, immer abgelehnt“ – da ist sie sich sicher. Natürlich könnte sie andere Sponsoren suchen, E-Mails schreiben, Telefonate führen. „Ich liebe diese Show, aber sie ist nicht mein Leben“, sagt sie. Von 2005 bis 2009 habe sie hart für Troubadour gekämpft, etwas aus dem Event gemacht, sei aber auch an ihre Grenzen gestoßen. „Ich werde mir jetzt Zeit nehmen und ein anderes Projekt suchen“, sagt sie. Aber: Würde sich ein Geldgeber finden, Mckinley Black wäre sofort wieder dabei.

Das Finale „Troubadour - Modern Minstrels“ findet am Freitag in der Wabe (Danziger Straße 101, Prenzlauer Berg) statt. Einlass ist ab 19 Uhr, Beginn des Musikwettbewerbs ist um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Euro. Die sechs Finalisten sind: Nicole Jukic, Paula Tebbens Trio, Two Hearts in Ten Bands, Catch Firefly, Masha Potempa und Ruppe. Weitere Infos unter:

www.troubadour.de.com

Raja Kraus

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