zum Hauptinhalt
Jacob Kirkegaard zeigt in seinem audiovisuellen Werk „Testimonium“ von 2017 Aufnahmen von Müll- und Recyclinganlagen.

© Jacob Kirkegaard

So klingt der Klimawandel: Berliner Kunstfestival „Time to Listen“ macht Dürre und Hochwasser hörbar

In der Berliner Akademie der Künste ist ein Festival gestartet, das die ökologische Krise in die Gehörgänge bringt. „Time to Listen“ zeigt, wie die Erde klagt.

Von Robin Schmidt

Stand:

Eigentlich sei keine Zeit mehr, in Konzerte zu gehen oder Kunst zu produzieren, meint Kathrin Röggla. „Wir müssen handeln!“ Dann jedoch schiebt die Vizepräsidentin der Akademie der Künste eindrücklich nach: „Aber ist künstlerisches Handeln etwa kein Handeln?“

Die einleitenden Worte zur Ausstellung „Time to Listen“ verdeutlichen, dass die ökologische Krise keinen gesellschaftlichen Bereich ausspart. Weniger Ausstellung, mehr ein multilokales Festival soll es sein, das für Besucher bis zum 3. September nun täglich erfahr-, nein, hörbar werden soll: Dürre, Hochwasser, Sturm. In sieben Klanginstallationen beschäftigen sich internationale Künstler mit dem Klimawandel und seinen Folgen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Einen Vorgeschmack auf die sich verändernde Peripherie gaben die Komponistin Carola Bauckholt und die Violinistin Karin Hellqvist: Zur Eröffnung spielte Hellqvist auf ihrer Geige Töne, die wahlweise knarzend, dumpf, morbide und gebrechlich, vor allem aber beängstigend klingen.

Die Besucher erwarten in den kommenden Tagen zahlreiche Konzerte, Lesungen, Vorträge, Gespräche, Workshops für Kinder und Jugendliche oder auch spezielle Führungen. Beispielsweise am 27. August, wenn das Publikum ein dunkles Haus komplett ohne Strom erkunden soll.

In bedächtiger Stimmung, aber dennoch spielerisch lassen sich die Räume erkunden. An einer Station kniet man auf dem Grund, legt sein Ohr auf eine bodennahe Scheibe und lauscht entferntem Wasser. Man kann förmlich hören, wie schwierig es für viele Menschen sein muss, an sauberes Trink- und Brauchwasser zu gelangen.

Neben der Wasserwirtschaft werden bei anderen Klanginstallationen die Systeme der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie behandelt. Für manche Audiowerke müssen Besucher selbst in die Pedale treten. Bei Daniel Rothmanns Installation erzeugt ein Fahrrad Strom und lässt dadurch ein bioakustisches Refugium in Kalifornien hörbar werden.

Das Fahrrad, als Teil einer klimafreundlicheren Verkehrsstrategie, griff Kathrin Röggla dann auch abschließend in ihrer Eröffnungsrede auf. „Wir haben vielleicht zu lange über Umwelt nachgedacht und nicht über Mitwelt. Vielleicht sind Sie heute mit dem Rad oder dem ÖPNV angereist. Vielleicht reisen Sie mit politischen Forderungen im Gepäck ab.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })