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Demonstrators protest following the death of Mahsa Amini in Iran, in Berlin, Germany, October, 22, 2022. REUTERS/Christian Mang

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Update

Solidarität mit Protesten im Iran: Zehntausende demonstrieren in Berlin – Iraner aus weiten Teilen Europas angereist

Rund 80.000 Menschen solidarisieren sich bei einer Demonstration mit den Protesten im Iran. Iraner aus Dutzenden Städten sind angereist, um die Proteste zu unterstützten.

In Berlin sind Zehntausende Menschen aus Solidarität mit den Protesten im Iran durch das Regierungsviertel gezogen. An der Berliner Siegessäule kamen am Samstag Menschen aus weiten Teilen Europas zusammen, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Nach Einschätzungen der Polizei waren am Nachmittag rund 80.000 Menschen vor Ort. Stundenlang strömten Menschenmassen aus allen Richtungen zur Demonstration.

In der Nacht und am frühen Morgen waren bereits zahlreiche Iraner:innen aus Dutzenden Städten angereist, um die systemkritischen Proteste im Iran zu unterstützten. Dutzende Reisebusse standen entlang der Straßen, die zur Siegessäule führen. Seit fünf Wochen reißen die Proteste gegen die Islamische Republik und ihren autoritären Regierungskurs nicht ab.

Nach Einschätzungen der Polizei waren am Nachmittag rund 80.000 Menschen vor Ort. 

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Prominent wurde der Slogan der Proteste „Frau, Leben, Freiheit“ gerufen. Immer wieder forderten die Demonstrant:innen den Sturz des Islamischen Regierungssystems - sie riefen „Tod Chamenei“. Ali Chamenei hat im Iran als Oberster Religionsführer und Staatsoberhaupt in allen wichtigen Belangen das letzte Wort. Die landesweiten Proteste hatte Chamenei jüngst als eine Verschwörung aus dem Ausland bezeichnet.

Angemeldet hatte die Demonstration das „Woman* Life Freedom Kollektiv“, das sich gegen Unterdrückung und Diskriminierung im Iran starkmachen will. Zahlreiche Organisationen unterstützten den Aufruf. Vom Großen Stern in Berlin zogen die Teilnehmer:innen durch das Berliner Regierungsviertel entlang des Tierparks.

Der Demozug ging durch das Regierungsviertel.

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Auslöser der Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren im Iran Tausende gegen den repressiven Kurs sowie das islamischen Herrschaftssystem.

Auch an der iranischen Botschaft in Berlin demonstrierten am Samstag mehrere Mitglieder der Kurdischen Gemeinde mit einer Kranzniederlegung und Schweigeminute gegen das gewaltsame Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte im Iran.

Auch der bekannte iranische Aktivist Hamed Esmaeilion hatte zu der Demonstration aufgerufen. Nach dem Tod seiner Frau und Tochter tritt er bei Demonstrationen im Ausland gegen die Islamische Republik auf. Seine Familie starb bei dem Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine nahe Teheran im Januar 2020. Er sollte als Hauptredner bei der Demonstration am Samstag auftreten.

Er forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, Verhandlungen mit dem Iran zu stoppen und Botschafter auszuweisen. „Wir alle haben Träume, und unsere Träume werden nur Wirklichkeit, wenn der Iran von den Fesseln einer islamischen Republik befreit wird“, sagte der 45-Jährige, der von den Demonstranten bejubelt wurde. (dpa)

Polizei spricht von wenig Störungen

Nach Polizeiangaben soll es nur wenige Zwischenfälle gegeben haben. Ein Sprecher sprach am Sonntag von einem „überwiegend störungsfreien Verlauf“. Vereinzelt sei es zu Rangeleien oder Streitigkeiten gekommen, bei denen Polizistinnen und Polizisten schlichtend einschreiten mussten. Bei vier Männern und zwei Frauen seien freiheitsbeschränkende Maßnahmen erforderlich gewesen. Andere Demonstranten hätten versucht, diese zu verhindern - deshalb werde auch wegen versuchter Gefangenenbefreiung ermittelt. In weiteren Fällen geht es nach Angaben des Polizeisprechers um Körperverletzung, öffentliche Aufforderung zu Straftaten oder Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz im Zusammenhang mit gezündeter Pyrotechnik oder Nebeltöpfen. Weil jemand eine Drohne aufstiegen ließ, werde auch wegen Verstoßes gegen das Luftfahrtgesetz ermittelt. Angesichts der Teilnehmerzahl handele es sich aber um „einen verschwindend geringen Anteil“ von Zwischenfällen. (dpa)

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