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Um den Bahnhof Berlin-Spandau ballen sich die Verkehrsprobleme. Die Kreuzungen nördlich und südlich der Bahnbrücke gehören zu den unfallträchtigsten des Bezirks.

© André Görke

Nach schwerem Abbiegeunfall in Berlin: Spandaus gefährlichste Kreuzung wird etwas entschärft

Die Klosterstraße Ecke Ruhlebener ist besonders tückisch. Jetzt wurde ein Hauptrisiko beseitigt – nachdem ein Lkw einen Rollstuhlfahrer überrollte.

Stand:

Dreieinhalb Wochen nach einem furchtbaren Verkehrsunfall ist eine der gefährlichsten Kreuzungen in Berlin etwas entschärft worden: Aus der Klosterstraße nahe dem Hauptbahnhof Spandau darf nach Angaben des Bezirksamtes ab sofort nur noch einspurig nach rechts in die Ruhlebener Straße abgebogen werden. Die ganz rechte Fahrspur der Klosterstraße sei am Montag gesperrt worden; nur Busse dürften dort noch halten.

Rechtsabbieger dürfen also nur noch die daneben befindliche Spur benutzen. „Somit wird das bisher zulässige verkehrsgefährdende zweispurige Rechtsabbiegen aufgehoben“, hieß es auf Anfrage. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet, derzufolge es dort im vergangenen Jahr 92 Mal zu Unfällen kam – so oft wie nirgendwo sonst in Spandau.

Damit wurde einmal mehr eine längst bekannte Gefahrenstelle erst nach einem besonders schlimmen und medial beachteten Unfall entschärft.

Am Vormittag des 14. April war dort ein 82-jähriger Mann im Elektrorollstuhl von einem abbiegenden Lastwagen überrollt und lebensgefährlich verletzt worden. An der Unfallkreuzung durfte noch immer zweispurig rechts abgebogen werden, obwohl der parallele Fuß- und Radverkehr gleichzeitig Grün hat.

Diese hochgefährliche Konstellation soll schon seit Jahren sukzessive abgeschafft werden – durch Beseitigung einer Abbiegespur oder durch Trennung der Grünphasen, was als sicherere Variante gilt.

Präventiv wird selten gehandelt

In der Regel wird das aber solange aufgeschoben, bis ohnehin Arbeiten an der Kreuzung oder der Ampel anstehen – also oft über Jahre. Präventiv wird selten gehandelt, sondern meist nur an jahrelangen Unfallschwerpunkten oder nach besonders dramatischen Unfällen, nach denen laut Mobilitätsgesetz die aus verschiedenen Behörden zusammengesetzte Unfallkommission kurzfristige Abhilfe prüfen muss.

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Die Kreuzung in Spandau soll perspektivisch ohnehin umgestaltet werden. Als schneller zu realisierende Verbesserung hatte die Senatsverkehrsverwaltung nach eigenen Angaben bereits Ende Februar eine Neumarkierung angeordnet, um das zweispurige Abbiegen zu verhindern.

Der 82-Jährige ist weiterhin im Krankenhaus

Die Anordnung sollte laut Senat ursprünglich vom Ampelbetreiber Alliander umgesetzt werden und sei am vergangenen Mittwoch – an den Bezirk adressiert – wiederholt worden. Der Bezirk habe nun gehandelt. Eine Trennung der Grünphasen "könnte gegebenenfalls im Rahmen einer Revision der gesamten Kreuzung eingerichtet werden".

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Der Verkehrsermittlungsdienst der Polizei geht nach aktuellem Erkenntnisstand davon aus, dass der Lkw-Fahrer am Tag des Unfalls am 14. April aus der zweiten – also aus der weiterhin nutzbaren – Spur rechts abbog und dabei zunächst Rad- und Fußverkehr passieren ließ. Der Rollstuhlfahrer habe demnach kurz gestoppt und sei dann wohl etwa gleichzeitig mit dem Lkw weitergefahren, hieß es bei der Polizei unter Berufung auf Zeugen.

Der Mann, der per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden war, sei inzwischen zwar außer Lebensgefahr und ansprechbar, aber werde wegen seiner schweren Verletzungen weiterhin stationär behandelt.

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