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Stapelweise Müll: Essen zum Mitnehmen kann man auch anders transportieren.

© IMAGO / Westend61

Food to go und Verpackungsmüll: „Spart euch eure Wegwerf-Schüsseln!“

Essen zum Mitnehmen ist in Zeiten des Homeoffice populärer denn je. Doch die Ökobilanz ist fatal. Das lässt sich ändern – wenn man es nur will.

Im Hinterhof quellen die Tonnen für Kunststoff-Müll über, in einer Ecke der Küche wachsen die Stapel leerer Essensverpackungen, im Kühlschrank stehen die Reste des gestrigen Mittagessens in einer zerknautschten Aluschale mit Plastikdeckel. In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren sind die Nebenwirkungen der schönen neuen Food-to-go-Welt im eigenen Alltag offensichtlicher als je zuvor geworden.

Damit sich etwas ändert, sind auch die Kund:innen gefragt.
Damit sich etwas ändert, sind auch die Kund:innen gefragt.

© IMAGO / Westend61

In Berlin ist das Problem besonders virulent: Das Angebot an frischen, warmen Mahlzeiten zum Mitnehmen oder zum Geliefertbekommen ist hier extrem vielseitig, billig und gerade in Homeoffice-Zeiten enorm komfortabel, dazu kommt ein ständig wachsendes Angebot an Fertiggerichten aus dem Supermarkt.

Dass sich der Müll dabei erst in den häuslichen Tonnen und dann auf den Deponien stapelt, kann man verdrängen. Was für ein Wahnsinn in Zeiten von Fridays for Future und einem zumindest verbal zunehmend ausgeprägten öffentlichen Bewusstsein für ökologische Fragen!

Trotzdem bestellen viele Menschen, mich eingeschlossen, in letzter Zeit immer öfter ihr Essen zum Mitnehmen – aus Bequemlichkeit, Zeitmangel oder weil man in Coronazeiten Geschäfte in der Nähe unterstützen will. Das ist nicht nur mit Blick auf die knappen Ressourcen fatal, die hier verschwendet werden und deren Entsorgung ein ständig wachsendes Problem ist. Es ist auch schlecht für unsere Gesundheit, denn viele Verpackungen stecken voller Umweltgifte.

Dabei könnte es so einfach sein, diese Müllberge zu reduzieren. Was spricht denn dagegen, statt der Alu- und Plastikschalen, in denen einem beim Griechen, beim Vietnamesen oder beim Hausmannskost-Schlachter um die Ecke ungefragt das Essen mit auf den Weg gegeben wird, einfach seine eigene wiederverwertbare Glasschale oder die vor allem in Asien weit verbreiteten Edelstahlcontainer mitzubringen, in die das Essen gefüllt wird?

Nehmt Euch ein Beispiel an Maggie Cheung!

Ja, es ist einen Hauch weniger komfortabel, aber das sollte es uns wert sein! Die meisten Lokale haben damit keine Probleme und füllen ihr Essen gerne in mitgebrachte Behälter.

Verheerende Ökobilanz: Die Mengen an Verpackungsmüll sind während der Pandemie weiter gestiegen.
Verheerende Ökobilanz: Die Mengen an Verpackungsmüll sind während der Pandemie weiter gestiegen.

© epd

Damit die Müllberge spürbar schrumpfen, kann ein individueller Beitrag allerdings nur ein erster Schritt sein. Um wirklich etwas zu bewegen, müssen Wirtschaft und Politik mitspielen. Neben den Restaurants sind da vor allem die Lieferdienste gefragt, die einen sagenhaften Boom erleben, aber keine soziale oder ökologische Verantwortung übernehmen.

Wieso nicht einfach für jede Essensverpackung zum Mitnehmen mehr Geld verlangen, wie es manche Gastronomen schon machen? Oder wieso nicht die Kunden, die mit eigenen Behältern ihr Essen holen, mit einem Bonus belohnen? Das Beispiel Plastiktüte zeigt, dass eine Umkehr im großen Stil möglich ist: Seitdem die in den meisten Läden nicht mehr gratis herausgegeben werden, ist ihr Verbrauch hierzulande spürbar gesunken.

Dass der nachhaltige Food-to-go-Transport keine altbackene Tupperware-Veranstaltung sein muss, hat die großartige Schauspielerin Maggie Cheung vor gut 20 Jahren im Filmklassiker „In the Mood for Love“ gezeigt. Wenn man sich anschaut, mit wie viel Eleganz sie dort ihre Edelstahl-Schalen mit Essen zum Mitnehmen durch die Gegend trägt, sieht man, dass das nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern einfach auch cool sein kann.

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