
© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Stadtentwicklung für Ältere: Berlin muss wieder cool für alle werden
Bei der Bauplanung sollten die Interessen Älterer besser berücksichtigt werden. Es braucht mehr Räume für Begegnungen aller Generationen. Das hilft auch gegen Einsamkeit.

Stand:
Lange gefiel sich Berlin als „arm, aber sexy“. Doch beide Teile des Slogans passen kaum noch stimmig zur Stadt, die damit junge Menschen umwarb. Aber ist die Hauptstadt auch noch cool, wenn man älter wird?
Die aktuelle Stadtentwicklung kämpft mit neuen Hochhäusern und Autobahnen um einen halbwegs funktionierenden Alltag – altersgerechte Veränderungen für die Menschen werden dabei oft vernachlässigt. Zwar sind viele Bahnhöfe inzwischen barrierefreier, aber viele Bürgersteige sind es oft nicht. Die Menschen ändern sich, die Kieze ändern sich noch zu selten mit.
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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:
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Eine Vision für das alternde Berlin ist die Fünf-Minuten-Stadt der kurzen Wege, in dem die sozialen Bedürfnisse im Vordergrund stehen: also Einkäufe und Arztbesuche in der Nähe, dazu ein kleiner Platz mit Grün. Einige Ideen sind gar nicht so schwer umsetzbar, wie Beispiele aus den Bezirken zeigen. Im Märkischen Viertel wurde jüngst ein Bürokomplex in ein Seniorenwohnhaus verwandelt mit kleinen Wohnungen und Begegnungsorten auf einst langen Fluren. Der Bezirk Lichtenberg betreut Spaziergruppen für ältere Menschen; hier wird langsamer gelaufen und mal eine Toilettenpause eingelegt.
Warum gibt es nicht auf jedem Spiel- oder Sportplatz auch ein Fitnessgerät für Ältere?
Tagesspiegel-Autor Robert Ide
Im Wedding wurde der bislang öde Maxplatz zum Treffpunkt umgestaltet – mit Spielgeräten für Kinder, Schaukeln und Boxsäcken für Erwachsene sowie leichten Trainingsgeräten für Ältere. Schon kleine Veränderungen können Möglichkeiten schaffen, damit Generationen wieder öfter aufeinandertreffen. Warum gibt es nicht auf jedem Spiel- oder Sportplatz auch ein Fitnessgerät für Ältere? Schließlich hält es jung, weiter Teil der Stadt sein zu können.
Bei der Suche nach Begegnungsorten zeigt sich ein drängendes Problem der Hauptstadt der Single-Haushalte: Vereinzelung und Vereinsamung. Reinickendorf geht das Thema am konsequentesten an, organisiert Plauder-Stammtische und hat sogar eine Stelle gegen Einsamkeit im Bezirksamt eingerichtet. Alljährlich findet ein Einsamkeitsgipfel im Rathaus statt. Beim nächsten Treffen in zwei Wochen sollen Jugendliche im Fokus stehen. Denn fehlende Begegnungen machen nicht nur Älteren zu schaffen.
Besonders spürbar wird Einsamkeit in den betriebsamen Wochen vor dem Fest der Gemeinsamkeit. Der Verein „Silbernetz“ rät darum zum achtsamen Umgang miteinander im vorweihnachtlichen Stadtalltag: „Im Bus oder im Supermarkt offen sein für ein Gespräch mit einer fremden Person, Verwandte und Bekannte mal wieder anrufen oder zum Adventskaffee einladen.“ Für Ältere hat der Verein anonyme Hilfstelefone geschaltet; junge Menschen finden bei betreuten Online-Chats ein offenes Ohr.
Ein gemeinsam erlebtes Berlin, das wäre wieder sexy. Eine coole Stadt sollte Generationen zusammenbringen – in einem besser gestalteten Stadtraum, an barrierefreien Begegnungsorten oder etwa im Ehrenamt. Hier trifft man unterschiedliche Leute und tut dabei Gutes, auch für sich selbst.
Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.
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