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© Thilo Rückeis

Galerie Bremer: Beim Frisör an der Theke

In der Galerie Bremer gibt’s nun Fotos und Drinks. Übernommen hat die legendäre Bar: Udo Walz.

Die schwarzen Bänke mit den durchgesessenen roten Sitzpolstern sind weg. Auch der Kachelofen und der abgeschabte Tresen stehen nicht mehr. Stattdessen erstrahlt das Hinterzimmer in hellen Farben: In den Räumen der einstigen traditionsreichen Galerie Bremer beginnt eine neue Zeitrechnung. Am Montagabend hat Frisör Udo Walz hier seine Fotogalerie „Fasanen 37“ mit angeschlossener Bar eröffnet, auf der Gästeliste für die Party standen Vicky Leandros, Judy Winter, Simone Thomalla und Sven Martinek.

An die alte Zeit, in der hier unter anderem Werke von Ernst-Ludwig Kirchner und Max Ernst ausgestellt wurden und Billy Wilder und Klaus Kinski ihre Cocktails tranken, erinnert jetzt nur noch ein Foto von Rudolf van der Lak. Der im Mai 2006 verstorbene Ehemann der Galeristin Anja Bremer galt über 50 Jahre als die Seele der Kunstgalerie und der vom Architekten Hans Scharoun gestalteten Hinterzimmer-Bar. „Ich war immer ein großer Fan von Rudi, und ich möchte den Ort gern in seinem Geist weiterleiten – auch wenn das alles für mich absolutes Neuland ist“, sagt Walz. Aufgrund seiner Vorlieben will der 65-Jährige allerdings nur Fotografien und keine Gemälde ausstellen. Auch wenn Walz im Alter von 28 Jahren selbst mal ein Bild von „Rudi“ gekauft hat. „Manfred Bockelmann, der Bruder von Udo Jürgens, hat es gemalt, und es hat mich rund 5000 Mark gekostet“, erzählt Walz.

Nun darf der Charlottenburger selbst entscheiden, welche Werke er seinen Besuchern präsentiert, und er eröffnet die Galerie mit Fotografien von Roger Fritz, der als Standfotograf für mehrere Fassbinder-Filme gearbeitet hat. Nach sechs Wochen Fritz folgen in der „Fasanen 37“ voraussichtlich Fotografien von F. C. Gundlach, für den Walz – neben anderen erfolgreichen Fotografen wie Irving Penn und Richard Avedon – mehrfach gearbeitet hat. „Vor Jahren bin ich mit Gundlach in 40 Tagen einmal rund um die Welt geflogen und habe ihn als Friseur bei seinen Projekten unterstützt“, sagt Walz. Wird er denn selbst hinter der Bar einen Cocktailshaker in die Hand nehmen? „Kaum“, sagt Walz und lacht. „Alles was ich mixen kann, ist ein Wodka-Orange.“ Für die Cocktails, für die die Galerie Bremer ebenfalls bekannt war, sei nun ein Barkeeper aus Miami zuständig.

Auch wenn in dem alten Haus offensichtlich ein neuer Wind weht – Fans der „echten“ Galerie Bremer können dennoch aufatmen. Denn der vorige Besitzer Rolf Rohlow plant eine Wiedereröffnung der Lokalität an neuem Standort, möglichst wieder in der Nähe des Kurfürstendamms. Rohlow hatte Galerie und Bar nach van Laks Tod zunächst weitergeführt, im letzten Herbst aber aus Unzufriedenheit mit dem Vermieter aufgegeben, wie er sagt. In der neuen Galerie Bremer, die Rohlow mithilfe eines Investors realisieren will, soll es auch ein Museum geben, das anhand von Presseausschnitten, Fotos und Briefen über die Geschichte der Institution informiert. „Sogar die gesamte Korrespondenz Anja Bremers aus den Jahren 1946–1966 konnten wir bewahren“ so Rohlow. Und nicht nur die, denn das komplette Interieur der Scharoun-Bar wurde gerettet und lagert nun in Schöneberg. Dort wartet es nicht nur auf sein neues Zuhause, sondern eventuell sogar auf ein Filmteam. Rohlow gibt sich geheimnisvoll: „Ein bekannter Regisseur plant, einen Film über die Galerie Bremer zu drehen. Mehr kann ich noch nicht verraten.“ Eva Kalwa

Fasanenstraße 37, Mo–So, 17–1 Uhr

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