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© ddp

Botanischer Garten: Energiesparen im Urwald

Drei Jahre wurde das große Tropenhaus im Botanischen Garten saniert: Am Mittwoch wird es wieder eröffnet - mit einem fünftägigen Fest.

Die Luft riecht würzig, feucht und etwas modrig. Klimatisch sind die Berliner Tropen mindestens so überzeugend wie der Amazonas-Regenwald. Allerdings regnet es nur noch aus dem Schlauch und nicht mehr wie früher von der Decke.

Das große Tropenhaus, die Perle des Botanischen Gartens, ist keine rostende Energieschleuder mehr, sondern das modernste Großgewächshaus der Welt. Nach drei Jahren Sanierung wird nun fünf Tage lang gefeiert. Am Mittwoch soll Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD den denkmalgeschützten Bau mit einem Festakt wiedereröffnen, am Donnerstag wird um 9 Uhr der erste Besucher begrüßt und beschenkt, anschließen gibt es bis Freitag Führungen und populärwissenschaftliche Vorträge, am Wochenende wird schließlich zwei Tage lang ein großes Familienfest gefeiert, mit Kinderprogramm, Musik, Infoständen und Kulinarischem.

Während der Grundsanierung mussten fast alle Pflanzen in andere Gewächshäuser umziehen. Bis auf wenige Ausnahmen haben die rund 4000 teilweise vom Aussterben bedrohten Exoten alles gut überstanden. Die großen Ficus-Bäume und der Riesenbambus wurden radikal gestutzt, dürfen seit dem Frühjahr aber wieder der 25 Meter hohen Decke entgegenwachsen. Der Bambus, schätzt Gärtnermeisterin Henrike Wilke, wird das in einem halben Jahr geschafft haben.

Das Innere der freitragenden Halle wurde komplett erneuert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Die dünnen Acrylglasscheiben aus den 60er Jahren sind durch Wärmeschutzglas ersetzt. In den Sprossen der Fenster zirkuliert im Winter 36 Grad warmes Wasser, so wird sparsam geheizt und das Beschlagen der Scheiben vermieden. Vorgabe der Sanierung war, 50 Prozent des Energieverbrauchs einzusparen. Zehn Millionen Euro kommen aus dem Umweltentlastungsprogramm des Senats. Insgesamt verschlang die Sanierung knapp 18 Millionen Euro.

Neu für die Besucher sind vor allem zwei Baumriesen-Attrappen: verkleidete Umlufttürme, die heiße Luft von der Hallendecke nach unten saugen. Einige Pflanzen sind im Haus umgezogen, weil die Beete konsequenter nach Herkunftsregionen eingeteilt wurden. So ist eine "begehbare Landkarte" entstanden, von den Tropen Amerikas bis nach Indonesien.

Als Orientierungshilfe gibt es jetzt Infosäulen, die ökologische Zusammenhänge erklären und eine bestimmte Pflanze des Naturraums näher vorstellen. Dieses neue "Besucherleitsystem" wurde aus Spenden finanziert, mit Hilfe der "Freunde des Botanischen Gartens". Mit dem Tropenhaus hat der Botanische Garten seine Hauptattraktion zurückerhalten, die übrigen Gewächshäuser stehen auch schon auf einer Warteliste für die Sanierung. Das Victoriahaus, unmittelbar angrenzend, sollte eigentlich parallel erneuert werden, doch die Finanzierung kam nicht zustande. Jetzt steht das Haus leer, die Riesenseerose ist obdachlos. 

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