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Varieté: Frühling für den Wintergarten

Der alte neue Varieté-Chef Georg Strecker übernimmt das Haus in Tiergarten. Heute stellt er sein Konzept für eine dauerhafte Wiederbelebung vor.

Das Ende war dann doch nur eine Pause: Als der Wintergarten 2008 in die Insolvenz ging und Anfang dieses Jahres schloss, waren Trauer, Zorn und Enttäuschung bei den Mitarbeitern groß. Auch Demonstrationen auf der Potsdamer Straße konnten die Schließung nicht verhindern. Jetzt ist klar: Ab Februar 2010 soll das Varietétheater wieder ganzjährig betrieben werden. Der Besitzer der Immobilie, die Spandauer Kuthe GmbH, übernimmt selbst die Regie – in Form der Arnold Kuthe Entertainment GmbH, die vor einigen Monaten gegründet wurde, „um den Wintergarten über Wasser zu halten“, wie es Kuthe-Geschäftsführer Stefan Freymuth formuliert.

Seit August 2009 ist Georg Strecker Geschäftsführer der Tochtergesellschaft. Er kennt den Wintergarten aus langjähriger Erfahrung, denn er hat ihn bereits mehrfach als Geschäftsführer geleitet. In Zukunft sind selbst produzierte Shows mit Gastregisseuren und einige eingekaufte Gastspiele geplant. Wie die Shows genau aussehen sollen, und wie Strecker das schwierige Haus, das schon mehrfach den Betreiber wechselte, angesichts der zahlreichen konkurrierenden Unterhaltungsangebote in Berlin inhaltlich profilieren will – darüber will er sich im Detail erst auf einer Pressekonferenz am heutigen Freitag äußern. Offenbar soll aber wieder traditionelles Varieté gespielt werden. Stefan Freymuth sagt: „Wir bieten wieder Varieté an, weil es das unserer Meinung nach in Berlin zurzeit nicht gibt.“ Im Moment ist noch unklar, ob – und wie viele – frühere Mitarbeiter des Wintergartens als Angestellte in der neuen GmbH wieder Arbeit finden werden.

Der alte Berliner Wintergarten stand bis 1944 am Bahnhof Friedrichstraße. 1992 wollten André Heller, Bernhard Paul und Peter Schwenkow – der später die Deutsche Entertainment AG (DEAG) gründete – an diese Tradition anknüpfen und eröffneten in der Potsdamer Straße wieder ein Haus mit dem Namen „Wintergarten“. Die Erfolge in den Anfangsjahren waren groß, später erlahmte das Interesse der Besucher. „Die DEAG war europaweit auf Expansion, ein kleines Varietétheater gehörte nicht mehr zu unserem Kerngeschäft“, so begründete Peter Schwenkow gestern noch einmal, warum er 2007 das Theater an die beiden Investoren Frank Reinhardt und Georg Strecker verkaufte. Strecker war damals schon Geschäftsführer, 2008 aber legte er „sein Mandat“, wie er es ausdrückt, nieder. Was die Gründe für den Streit waren, das will er heute nicht mehr sagen. Strecker machte ein Jahr Pause – in dieser Zeit ging der Wintergarten pleite – bevor er diesen Sommer hinter den Kulissen an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte.

Noch bis Ende des Jahres bespielt Peter Schwenkows DEAG das Haus mit der New-Burlesque-Show „Black Flamingo“. Schwenkow will, wie er sagt, mit dieser auf einige Wochen befristeten Show zeigen, „wie man ein richtiges Programm macht“. Nach seinen Angaben sei die Auslastung „gut“, sie liege etwa bei 60 Prozent, bis Silvester würden rund 30 000 Besucher die Show sehen. Zu den Chancen seines Nachfolgers, das Haus endlich zu stabilisieren, sagt er nur: „Viel Glück!!!“ Mit drei Ausrufezeichen.

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