zum Hauptinhalt
zoo-palast

© Ullstein/Kühn

Berliner Zoo-Palast: Nach einer kurzen Unterbrechung …

… geht es weiter im Zoo-Palast. Das Traditionshaus wird im kommenden Jahr geschlossen. Ab 2011 sollen dort aber wieder Filme laufen. Siebzig Angestellte des Kinobetriebes fürchten um ihren Job.

Wenn man dem Zoo-Palast einen flüchtigen Blick von außen schenkt, könnte man meinen, alles sei noch so wie zu den Glanzzeiten. Damals, als hier Walt Disney, James Stuart, Jaques Tati, Shirley MacLain und andere Kinogrößen während der Berlinale über den roten Teppich schritten oder den Goldenen Bären in Empfang nahmen. Noch immer schiebt sich die große, 1956 eröffnete kubische Fassade wie ein Tanker Richtung Gedächtniskirche. Aber dahinter läuft der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich, und deshalb wird sich hier in den nächsten Jahren vieles verändern. Nachdem die großen Wettbewerbsfilme der Berlinale schon längst weitergezogen sind an den Potsdamer Platz, muss jetzt auch die UCI, die den Zoo-Palast seit 1994 betreibt, ausziehen – zumindest für zwei Jahre. Voraussichtlich Ende 2009 wird das Haus geschlossen und komplett umgebaut. Nur eines ist sicher: Wenn der Zoo-Palast 2011 wieder eröffnet, wird es wieder Kinobetrieb in dem Gebäude geben.

Das verlangt der städtebauliche Vertrag, den die Bayrische Bau-und Immobilien- Gruppe (BBI) als Eigentümerin und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zurzeit verhandeln. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler rechnet mit einem Vertragsabschluss noch im November. Danach wird die BBI gleich den Bauantrag stellen. Die Gruppe plant, nicht nur den Zoo Palast, sondern den gesamten Zoobogen in eine Ladenpassage umzubauen und damit, wie Gröhler hofft, zu revitalisieren. Der Zoobogen spannt sich von dem großen Hochhaus am Hardenbergplatz, gegenüber des Bahnhofs, bis zum Bikinihaus, in das ein Drei-Sterne-Hotel einziehen soll.

Herz des Zoopalastes ist der denkmalgeschützte Saal 1, in dessen weit geschwungener Anlage roséfarbene Sessel und eine ovale Decke mit Punktbeleuchtung den Stil der 50er Jahre lebendig halten. 2000 wurde hier erstmals der Prototyp eines digitalen Projektors, der nur mit Festplatte arbeitet und gänzlich ohne Filmmaterial auskommt, installiert. Pläne, im Zuge der Einkaufspassage auch diesen Saal zu verkleinern, konnte die BBI aber beim Landesdenkmalamt nicht durchsetzen. Ursprünglich sollte nur der untere Bereich, wo die Bühne steht, erhalten bleiben, der obere Bereich aber zugunsten neuer Geschäfte erhebliche Einbußen hinnehmen . Jetzt werden tatsächlich 200 der 1050 Plätze verschwinden, der Saal insgesamt dadurch aber nicht kleiner werden. „Wir werden keine Pläne genehmigen, die irgendetwas am Volumen oder der Raumgeometrie von Saal 1 verändern“, so Landeskonservator Jörg Haspel. Der Saal wäre mit 850 Plätzen aber auch weiterhin groß genug, um als Spielstätte für die Berlinale-Sektionen Panorama und Generation, dem ehemaligen Kinderfilmfest, zu dienen. Auch Saal 4, der sich wie ein Keil unter Saal 1 schiebt, ist denkmalgeschützt, die übrigen sieben Säle, darunter unwirtschaftliche Anbauten aus den 70er Jahren, werden aber nicht alle erhalten. Manche sollen ganz abgerissen, andere nur umgebaut werden.

Ob die UCI auch nach Abschluss der Arbeiten den Zoo-Palast betreiben wird, ist derzeit noch unklar. Der Mietvertrag läuft zum 31. Dezember 2009 aus. Für die rund 70 dort beschäftigten Mitarbeiter sind das keine guten Nachrichten. Vor eineinhalb Jahren wurden sie darüber informiert, dass eine Schließung bevorsteht. Nach Auskunft des Unternehmens können die fest angestellten Mitarbeiter in eines der fünf anderen UCI-Kinos in Berlin wechseln, allerdings nur, wenn dort Stellen frei werden. Diejenigen, die erst nach Bekanntwerden der Schließungspläne eingestellt wurden, haben von vornherein nur befristete Verträge bekommen. Man sei bemüht, so viele wie möglich weiterzubeschäftigen, heißt es bei UCI. Nur möglicherweise nicht mehr im Zoo-Palast.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false