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So kann’s gehen: Statt Naserümpfen

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Welche Möglichkeiten gibt es, einen Bekannten oder Verwandten auf störenden Mundgeruch hinzuweisen? Ich kenne keine – außer diesen zu ertragen. Wenn ich mich mit Menschen unterhalte und dies zum Beispiel wegen eines erhöhten Geräuschpegels auf nahe Distanz tun muss, empfinde ich das als sehr unangenehm.

Viele Menschen empfinden wohl ganz genauso wie Sie. Mundgeruch gilt als Tabu. Leider. Einerseits tut es unter Umständen zwar weh zu erfahren, dass man darunter leidet. Andererseits müsste aber doch jeder, der darauf aufmerksam gemacht wird, dankbar sein. Denn so erhält er die Chance, etwas zu tun, um seinen Mitmenschen eine angenehmere Gesellschaft zu sein. Dass ausgerechnet Mundgeruch so ungern thematisiert wird, liegt nach meinem Gefühl daran, dass er ernsthaft stört. Viele würden sich dazu nicht äußern, obwohl sie nichts dabei finden, jemandem eine Fluse vom Jackett zu klauben. Handelt es sich um einen Bekannten oder gar Freund, den Sie öfter sehen, dann sollten Sie ihn in einem unbeobachteten Moment darauf ansprechen, weil Mundgeruch auch Ausdruck einer Krankheit sein kann, die vielleicht dringend behandlungsbedürftig ist. Die Erwähnung einer möglichen Krankheit hat den zusätzlichen Vorteil, dass der andere nicht fürchten muss, er habe schon länger ein Problem damit. Bei flüchtigen Bekannten ist es schwieriger. Denn ein solches Problem vor Dritten zu erwähnen, wäre wirklich unmöglich. Da stellt man den Betroffenen nur unnötig bloß.

Wo Sie sich nicht sicher sind, ob die Sensibilitätsgrenzen überschritten werden, können Sie es erst mal mit einem Wink mit dem Zaunpfahl probieren. Ein kleines Geschenk in Gestalt einer Schachtel Pfefferminz mit dem Hinweis „Schau mal, ich hab was, was du vielleicht brauchen kannst“ wäre deutlich, aber nicht zu deutlich. Wer darauf aufmerksam gemacht wird, dass er unter Mundgeruch leidet, sollte auf keinen Fall beleidigt oder peinlich berührt reagieren. Ein schlichtes „Danke, das ist nett, dass du mich darauf aufmerksam machst“, wäre genau die richtige Reaktion.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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