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Berlin: Stau vor der Sternennacht

Jetzt ist das Museum of Modern Art auch offiziell angekommen. Bei der Eröffnung trugen die ersten Damen den MoMA-Schal als Stola

Der Dresscode: Langes Abendkleid, Smoking. Die Schirmherren: Joschka Fischer und Colin Powell. Beide mussten wegen internationaler Geschäfte kurzfristig absagen, ließen aber herzlich grüßen. Die Reden: Gegen Ende hin kürzer werdend.

Gestern also feierten die Freunde der Nationalgalerie hochoffiziell die Eröffnung der sieben Monate währenden Ära MoMA in Berlin. Mit 1200 Gästen war es schon erheblich voller als beim Preopening-Galadinner am Vorabend. Stau vor der Sternennacht, Gedränge rund um den Tanz von Henri Matisse, das konnte nicht ausbleiben. Dabei sind viele Freunde mit den Werken offenbar so vertraut, dass sie lieber in Grüppchen herumstanden und plauderten. Kultursenator Thomas Flierl fand es überwältigend, schon weil er die Bilder zum ersten Mal live sah. Deshalb nannte er auch den besten Grund, warum man sich die Austellung ansehen sollte. „Abbildungen hat man unendlich oft gesehen. Nur die Formate bekommt man deshalb noch nicht zusammen.“ Er will, wie viele andere Gäste an diesem Abend, noch öfter wiederkommen. Auch Michael W. Blumenthal war begeistert von der Ausstellung. Konkurrenz befürchtet der Direktor des Jüdischen Museums überhaupt nicht. „Wir haben doch wirklich genug Besucher. Ich glaube, dass es eher eine Symbiose geben wird.“ Viele MoMA-Besucher werden sich dann auch noch sein Museum anschauen.

Dieser Kanon mache deutlich, was in Berlin hätte sein können, wenn die Nazis die Moderne nicht vertrieben hätten, sagte Hausherr Peter-Klaus Schuster. Ähnlich äußerte sich Staatsministerin Christina Weiss. Sie wünschte „einen Ansturm der Neugierde“.

Großen Beifall erhielt Tessen von Heydebreck, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, die sich mit einer Million Euro an dem Projekt beteiligt hatte. Wenn es irgendwann eine Ausstellung zu sponsorn gelte mit dem Titel „Die Neue Nationalgalerie in New York“, dann wolle sein Haus wieder mit von der Partie sein. Mit 15 000 Mitarbeitern in den USA gebe es sowieso enge Verflechtungen, mal abgesehen davon, dass die Deutsche Bank in New York lange ein Nachbar vom MoMA gewesen sei. Peter Raue, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Nationalgalerie, erzählte noch einmal von jenem Midsummernight’s Dream auf der Terrasse eines Berliner Restaurants, in dem die Idee geboren wurde. MoMA-Direktor Glenn Lowry war damals wie gestern Abend mit von der Partie, fasste sich vorbildlich kurz. „Nun schlägt die Stunde der Kunst.“ MoMA-Trustee Ronald Lauder bewies seine Liebe zur Kunst, indem er auf eine eigentlich vorgesehene Rede ganz verzichtete. So blieben den Gästen wie Hartwig und Maria-Theresia Piepenbrock, Erich Marx, Christoph Stölzl, Andreas Graf von Hardenberg und Frau Isa, Susanne Juhnke, Rolf Eden, Werner Knopp und Barbara Monheim immerhin eine dreiviertel Stunde Zeit zur Besichtigung. Danach ging’s im Mini-Shuttle zum Kammermusiksaal der Philharmonie, wo ein Büffet und Jazzmusiker warteten.

Auch der eigens eingerichtete MoMA-Shop war schon geöffnet und fand erste Kunden. Dort gibt es Bücher, Taschen, Schirme und hübsche Accessoires aller Art. Darunter ein Schal mit den Namen der ausgestellten Künstler. Die ersten Damen trugen ihn bereits als Stola zum Abendkleid. Kann gut sein, dass er der Hit der Saison wird.

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