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An den Dienstreisen des Berliner Innensenators und CDU-Landesvorsitzenden Frank Henkel gibt es immer wieder Kritik.

© dpa

CDU Berlin: Straßenwahlkampf? Frank Henkel ist lieber in China

Zum Berliner Wahlkampfstart fliegt CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel nach China. Als gäbe es keinen Rückstand auf die SPD wettzumachen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das ist ein wichtiges Wochenende in Berlin. Könnte man meinen. Nur einer scheint das nicht zu meinen. Die Rede ist von Frank Henkel, dem Berliner Innensenator und CDU-Spitzenkandidaten für die bevorstehende Wahl zum Abgeordnetenhaus. 

Henkel, zuständig fürs Innere, befindet sich gerade mal wieder - wie so oft, wie so gerne - im Ausland. Und das, obwohl seine CDU hier den Wahlkampf beginnt. Mit einer cleveren Idee, eigentlich: Wahlkampfhelfer sind mit Tablets und einer eigenen App auf den Straßen und bei Hausbesuchen unterwegs, um Ängste, Fragen und Nöte der Menschen aufzunehmen. Geh auf die Menschen zu, mit den modernsten Mitteln - das ist der Zukunft zugewandt und konservativ zugleich.

Erinnert ein bisschen an den Lehrsatz, dass der Konservative an der Spitze des Fortschritts marschiert - um ihm eine Richtung zu geben. Das kann man von Frank Henkel nicht behaupten. Der ist erst gar nicht da.

Wowereit - der konnte Straßenwahlkampf!

Was für ein wundervolles Plakat das hergäbe: Stell dir vor, es ist Wahlkampf, und einer geht nicht hin. Wenn Henkel etwas aus seiner gemeinsamen Zeit mit Klaus Wowereit gelernt haben könnte, dann doch, wie viel es in Berlin für den zu gewinnen gibt, der als Mensch fassbar und anfassbar ist. Wowereit, der konnte Straßenwahlkampf! Die Leute haben ihn geradezu geliebt dafür. Und gewählt.

Henkel vergibt diese Großchance, selbst draußen auf der Straße zu sein, sich überall als Kümmerer zu präsentieren und damit als der, der die Berliner wie kein Zweiter mag. Muss er nicht auch hier einen Rückstand auf den Konkurrenten Michael Müller von der SPD wettmachen? Stattdessen zieht Henkel dem eine Einladung des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit in China vor. In China! Schön weit weg. 

Und dann noch die Themen: Sicherung von Großveranstaltungen, Umgang mit Schwerkriminalität, Korruptionsbekämpfung. Sage keiner, das hätte Henkel - wenn er denn schon unbedingt da hin will - nicht gesichtswahrend verschieben können. Aber mehr noch: Glaubt der Innensenator, dass China auf den genannten Gebieten vorbildlich ist? Wirklich? Mal hören, wie er seine Reise begründet, nach Rückkehr.

Das wird einiges über seine politischen Einschätzungen aussagen. Und einen ernstzunehmenden Hinweis darauf geben, was Henkel wichtig ist.

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