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Knallbunte Fassade eines Hostels am Stuttgarter Platz.

© dpa

„Happy Go Lucky“-Hostel: Streit um Hostel-Fassade in Charlottenburg

Der Bezirk fordert die Beseitigung eines Hostel-Schriftzugs, der Betreiber wehrt sich. Und auf einmal mischt sich auch die AfD ein.

Grell, bunt und ein bisschen verrückt. Wer in der S-Bahn am Stuttgarter Platz in Charlottenburg vorbeifährt, dem fällt das „Happy Go Lucky“-Hostel gleich auf. Was der Besitzer vermutlich genau so im Sinn hatte, stört jetzt den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort fordert das Ordnungsamt, dass der Betreiber zumindest den ganz oben angebrachten Schriftzug „Happy Go Lucky Hearts“ entfernen müsse. Das Hotel verweist aber auf die Kunstfreiheit und will sich juristisch wehren.

Tatsächlich ist die bunte Fassade ein Werk des irischen Künstlers Dom Browne. Der hatte erst vor wenigen Wochen seine Arbeit fertig gestellt. „Die bunte Fassade mitsamt Beschriftung soll die positiven Werte vermitteln“, sagt Alexander Skora, dem das Hostel seit 2006 gehört. Schon damals war in dem Haus am Stuttgarter Platz 17 ein Hostel, das Skora 2012 übernahm, umbenannte und neugestaltete. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Drogendealer und Junkies aus diesem Haus raus sind“, sagt Skora. Gelungen ist das unter anderem mit einer ersten Umgestaltung der Fassade.

Für Werbung braucht man Genehmigung

Schon 2012 wurde die orange mit einzelnen Smileys gestrichen. „Weil man noch immer den Namen des alten Hotels lesen konnte, haben wir dann in der selben Größe unseren Namen angebracht“, erinnert sich Skora. Bereits damals hatte es Ärger gegeben. Das Ordnungsamt sah im Schriftzug eine nicht genehmigte Werbung und ordnete eine Neugestaltung an. Skora legte Widerspruch ein, zog vor Gericht und verlor. Die Fassade musste umgestaltet werden. Dafür sorgte nun der irische Künstler in Form eines bunten Kunstwerks. Für Stadtrat Marc Schulte (SPD), dem das bezirkliche Ordnungsamt untersteht, ist das Augenwischerei. „Die Fassade erfüllt überwiegend Werbezwecke“, sagt er. Er hält die Beschwerde für einen reinen Marketing-Coup und fordert, dass zumindest der Schriftzug entfernt wird. Dafür brauche man in Charlottenburg-Wilmersdorf nunmal eine Genehmigungen. „Da sind wir sehr restriktiv, aber das gilt für alle.“

"Repressalien wie in Nordkorea"

„Stimmt nicht“, sagt Skora. In der ganzen Welt würden Hotels mit ihrem Namen an der Wand werben. In Charlottenburg fühle man sich mit dem Verwaltungsgericht an der Seite wohl einfach zu sicher, glaubt der Hostel-Besitzer. „Das Bezirksamt führt sich auf wie eine Zensurbehörde eines totalitären Staates und erinnert an Repressalien gegen Künstler in Staaten wie Nordkorea, China oder Russland“, sagt er. Ähnliche Töne schlägt auch die AfD an. Die hat zwar keiner gefragt, aber weil Wahlkampf ist, muss man ja Stellung beziehen. „Die Berliner Verwaltung muss endlich andere Prioritäten setzen“, sagt Hugh Bronson, stellvertretender AfD-Sprecher in Berlin. Man dürfe nicht weiter brave Steuerzahler gängeln, sondern solle lieber Recht und Ordnung in Problemvierteln durchsetzen.

Anwalt legt wieder Widerspruch ein

Skora will die AfD-Äußerungen nicht kommentieren. Nachgeben wird er aber auch nicht, versichert er. Sein Anwalt hat Widerspruch eingelegt. „Inzwischen ist das wie ein Spiel“, so Skorra. Weiter gehen könnte dieses Spiel in Schöneberg. Dort will Alexander Skora im Januar 2017 ein zweites Hostel eröffnen. Noch ist die Fassade in grau-braun-beige gehalten.

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