
© Frank Bachner
Struktur, Respekt und Teamgeist: Der Verein „NeNa“ stärkt geflüchtete Kinder in Neukölln durch Fußball
In unserer Serie zur Tagesspiegel-Weihnachtsaktion stellen wir beispielhafte Berliner Sozialprojekte vor und bitten die Leserinnen und Leser um Spenden. Diesmal: der Verein „NeNa“.
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Die drei Ikea-Taschen in dem Büro in Neukölln sind wie immer bis zum Rand gefüllt. Fußballtrikots, Hosen, Stutzen – alles dabei. Und diesmal, besondere Aktion, sind auch sportgerechte Pullover gepackt, auf dem Rücken steht jeweils „FC Neukölln“.
Lisa Behr wird am nächsten Tag mit den Taschen und fast zwei Dutzend Jugendlichen aus drei Flüchtlingsunterkünften nach Hohenschönhausen fahren. Die C-Jugend des FC Neukölln wird dort an diesem kalten Dezember-Samstag ihr Ligaspiel bestreiten. Und die Spieler werden dort die Pullis erhalten, eine Zwischenform von Weihnachts- und Nikolausgeschenk.
Lisa Behr, gerade fertig geworden mit dem Politikstudium, wird nicht allein als Begleitung in S-Bahn, U-Bahn und Bus sitzen, zwei Kollegen sind auch dabei. Drei von insgesamt rund einem Dutzend Menschen, oft Studenten, die insgesamt 100 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren regelmäßig zum Fußball begleiten, zum Training ebenso wie zu Ligaspielen.
Eine extrem erfolgreiche Form der Integration, ein Projekt, das aber sehr personalintensiv ist, und teuer dazu. Denn die Begleiter, die oft einen halben Tag unterwegs sind, erhalten Honorare vom Trägerverein „NeNa“. Mit den Spenden der Tagesspiegel-Leser möchte der Verein diese Begleitung finanzieren.
Sport, die Mitgliedschaft in einem Verein, ist ein enorm gutes Training für Sozialverhalten, und im Fall von Flüchtlingen für die Integration. Im Verein, das weiß jeder Jugendtrainer, der seine Aufgabe ernst nimmt, lernen Kinder Fair Play, Respekt vor anderen, den Umgang mit Niederlagen, Teamgeist und gegenseitige Rücksichtnahme.
„NeNa“ kümmert sich im Schwerpunkt um Freizeitgestaltung von jungen Flüchtlingen in Neukölln. Die Mitarbeiter sind oft in Unterkünften, sie kennen die Kinder und Jugendlichen, und beim Thema Fußball haben deren Augen besonders geglänzt. So begann das Projekt. „Fußball ist das Sahnehäubchen unserer Arbeit“, sagt Gerold Ramos, der „NeNa“-Geschäftsführer, im Büro des Vereins. Hier stehen auch die Taschen.
2022 begann „NeNa“, Kinder und Jugendliche an Vereine in Neukölln zu vermitteln. Fünf Klubs nahmen die Neuen auf und integrierten sie in ihren Vereinen. Anfang 2025 war der Zulauf an fußballinteressierten Kindern so groß, dass die Vereinsführung einen neuen Fußballverein gründete, den FC Neukölln. Seit dem Sommer tritt er mit vier Mannschaften im Ligabetrieb an, eine davon ist ein Mädchenteam.
Insgesamt 100 Kinder und Jugendliche sind im Projekt registriert, die meisten leben in Unterkünften. Viele sind in verschiedenen Vereinen, 60 aber beim FC Neukölln. Dem fehlt allerdings noch ein fester Trainingsort. Gespielt wird auf verschiedenen Plätzen. Die jeweiligen Trainer fand „NeNa“ über Ausschreibungen oder persönliche Ansprache.

© Frank Bachner
Die Kinder kannten die „NeNa“-Mitarbeiter bereits durch ihre Arbeit. „Die Eltern dieser Kinder reagieren super“, sagt Lisa Behr, „die haben ein großes Vertrauen in uns, die wollen ja, dass es ihren Kindern gut geht.“
Lisa Behr hat ihren Bachelor, sie hat deshalb Zeit, bis zu fünfmal in der Woche die Kinder zu begleiten. Dabei erlebt sie die Entwicklung der jungen Fußballer. „Man spürt, dass sie disziplinierter werden“, sagt sie. „Die Kinder verstehen sich untereinander, sie haben keine Konflikte, sie sind jetzt auch strukturierter.“ Früher zog sich das Umziehen bis zu 20 Minuten in die Länge, da war das halbe Training fast schon vorbei. „Chaotisch“, sagt Lisa Behr.
Jetzt läuft das Ganze viel geordneter und schneller ab. „Und ich bin sicher, dass sich diese Erfahrungen in der Fußballmannschaft auch in der Schule auswirken.“
Ein langjähriger Jugendtrainer von Viktoria Lichterfelde, der in seiner Mannschaft mehrere Flüchtlinge hat, weiß es ganz sicher. Seine Kinder haben sich in der Schule definitiv verbessert. Die Konzentrationsfähigkeit ist größer geworden, das Sozialverhalten ist bemerkenswert gut. Das alles funktioniere aber nur, sagt Gerold Ramos, „durch einen personalintensiven Einsatz“. Ab fünf Kindern müssen immer zwei Begleiter auf die Gruppe aufpassen, bei zehn sind drei zwingend vorgeschrieben.
Auch diese intensive Betreuung treibt die Kosten in die Höhe. „NeNa“ ist deshalb auf Spenden angewiesen. Die Trikotsätze hat ein Wohnungsbauunternehmen gespendet, die Fußballschuhe allerdings müssen die Eltern selbst besorgen. Die sehen dafür aber auch, dass sich ihre Kinder positiv entwickeln. Sozial auf jeden Fall, fußballerisch ist noch Luft nach oben. Kein Wunder, den FC Neukölln gibt es ja erst seit Kurzem. Das zeigte sich auch in Höhenschönhausen. Die C-Jugend des FC Neukölln verlor hoch.
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