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Studie zeigt hohen Cannabiskonsum: Kiffen bei 16- bis 27-Jährigen in Berlin sehr verbreitet
Cannabis ist unter jungen Leuten beliebt, einer Umfrage zufolge kennen allerdings viele nicht die Gesundheitsrisiken. Gesundheitssenatorin Czyborra sieht Handlungsbedarf.
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Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat vor dem Hintergrund des Cannabiskonsums junger Leute die Notwendigkeit betont, Suchtprävention zu stärken.
Es sei mehr Aufklärung nötig, sagte sie am Montag in Berlin. Anlass war die Veröffentlichung einer Umfrage über die Nutzung von Cannabis in der Bundeshauptstadt. Cannabis gehört der neuen Studie zufolge für viele Jugendliche und junge Erwachsene in Berlin zum Alltag. Zugleich gebe es große Wissenslücken bei dem Thema, erklärte die Fachstelle für Suchtprävention Berlin.
Knapp ein Drittel der Befragten gaben in der Umfrage an, die Substanz innerhalb der vergangenen zwölf Monate konsumiert zu haben. Knapp 16 Prozent nutzten sie der Studie zufolge innerhalb der 30 Tage vor der Befragung.
Bei knapp 40 Prozent der Nutzer stieg demnach der Konsum während der Corona-Pandemie. Diese Personen hätten insgesamt eine höhere Belastung in Bezug auf Privatleben, Schule oder Beruf sowie körperliche und psychische Gesundheit gezeigt, hieß es.
Bei jedem zweiten Nutzer seien problematische Konsummuster festgestellt worden. Männliche Befragte waren mit rund 50 Prozent deutlich häufiger betroffen als weibliche mit rund 35 Prozent. Konsumiert wird der Studie zufolge häufig gemeinsam mit anderen (rund 75 Prozent), um die Stimmung aufzuhellen (rund 50 Prozent), zum Einschlafen (rund 50 Prozent) und gegen Langeweile (knapp 50 Prozent).
Gesundheitssenatorin sieht Bedarf für mehr Suchtprävention
Czyborra betonte, die Studienergebnisse zeigten, dass Suchtpräventionsangebote insbesondere für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden müssten. Suchtprävention bedeute, „über die Auswirkungen des Konsums zielgruppengerecht aufzuklären und riskantes Konsumverhalten früh zu erkennen und diesem entgegenzuwirken“, sagte sie.
Die Studie stellte bei knapp 40 Prozent der Befragten Wissenslücken fest. Nur rund 60 Prozent hätten THC als berauschenden Wirkstoff von Cannabis benennen können, hieß es. Knapp 20 Prozent der Befragten hätten nicht gewusst, dass die Risiken des Konsums bei Jugendlichen höher sind als bei Erwachsenen.
Die Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention, Kerstin Jüngling, warnte, ein großer Teil der Jugendlichen weise einen problematischen Cannabiskonsum auf. „Hier müssen wir in Berlin Cannabis verharmlosende Haltungen im Kontakt mit jungen Menschen überdenken und mehr Verantwortung übernehmen“, betonte sie. Jüngling forderte unter anderem dazu auf, die Ursachen für diese Entwicklungen zu erforschen.
Anke Timm, ebenfalls Geschäftsführerin der Fachstelle, betonte, Jugendliche müssten in ihrem Wissen und in ihren Ressourcen gestärkt werden, „damit sie kompetent Entscheidungen für ein gesundes Leben treffen können“. Dies sei Aufgabe der Suchtprävention und könne in hoher Qualität nur durch eine politische Stärkung und gesicherte Finanzierung ermöglicht werden.
Für die Studie der Fachstelle für Suchtprävention und des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung Hamburg wurden 2.410 Berlinerinnen und Berliner im Alter zwischen 16 und 27 Jahren zu ihrem Konsum, ihrer Einstellung und ihrem Wissen zu Cannabis befragt. (epd)
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