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Das Abgeordnetenhaus von Berlin.

© Thilo Rückeis

Ein Haus voller Geschichte: Tag der offenen Tür im Berliner Abgeordnetenhaus

Zwischen Demokratie und Diktatur: Das Abgeordnetenhaus öffnet heute seine Türen und lädt zu einem Rundgang ein.

Von Sabine Beikler

Eine geheimnisvolle Verbindungstür, ein Bienenstock auf dem Dach, Einschusslöcher in den Wänden, ein Triptychon über die Öffnung der Mauer mit historischen Persönlichkeiten und der Gründungsort der KPD: Das Gebäude des Preußischen Landtags, heute Sitz des Abgeordnetenhauses in der Niederkirchnerstraße, ist ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Nicht nur am Tag der offenen Tür am heutigen Sonnabend lädt das Haus Gäste zu einem Rundgang ein. Das 1899 eingeweihte heutige Abgeordnetenhaus in Berlin ist ein Ort, der Zeiten von Demokratie und Diktatur transparent macht.

Die Verbindungstür

Am Ende des ersten Stocks steht an einer Tür „kein Durchgang“. Wird diese Tür geöffnet, sieht man nach ein paar Metern eine Schleuse, dahinter wieder eine Tür. In den Zeiten Preußens bildeten das Preußische Herrenhaus – im heutigen Bundesrat – und der Preußische Landtag zwei Kammern.

„Der Gang wurde als Übergang für hochgestellte Persönlichkeiten genutzt“, sagt René Rögner-Francke, Leiter des Referats Öffentlichkeit im Abgeordnetenhaus. Heutzutage ist dieser Gang die Verbindung zwischen Abgeordnetenhaus und dem angrenzenden Bundesrat. Dieser Flur wird jedoch nur von Mitarbeitern, die sicherheitsüberprüft sind, hin und wieder genutzt. Die Öffentlichkeit hat keinen Zugang – auch nicht am Tag der offenen Tür.

Der Plenarsaal

Nach der Novemberrevolution 1918 wurde das Herrenhaus abgeschafft und das Parlament aufgelöst. Im Plenarsaal fand der 1. Allgemeine Kongress der Arbeiter- und Soldatenräte statt. Dort wurde auch das Regierungssystem für die „Weimarer Republik“ beschlossen.

Die im Plenarsaal tagende Preußische Landesversammlung führte erstmals für Preußen ein geheimes und allgemeines Wahlrecht und als Novum das Frauenwahlrecht ein. Während der NS-Zeit wurde das Gebäude in die Stiftung „Preußenhaus“ überführt: 1934 wurde im Plenarsaal der nationalsozialistische Volksgerichtshof gegründet.

1935 ging das Gebäude in die Verantwortung des Reichsluftfahrtministeriums über. Der Plenarsaal im „Haus der Flieger“ wurde zum Ballsaal umgestaltet. Zu DDR-Zeiten wurde der Plenarsaal überwiegend als Lager- und Abstellplatz genutzt. Nach der Wende wurde der ehemalige Preußische Landtag so umgebaut, dass die Spuren der Epochen wieder erkennbar sein sollten. 1993 eröffnete hier die damalige Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien die erste Abgeordnetenhaussitzung.

Der Festsaal

Ursprünglich war der prunkvolle Saal für Beratungen gedacht, 1918/1919 wurde hier die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet. Zu NS-Zeiten nutzte die NSDAP den Raum als Sitzungssaal. Später tagte in dem Saal die Staatliche Planungskommission der DDR; Stuckelemente wurden entfernt, die Decke abgehängt.

Nach der Wende wurde der Festsaal restauriert. Heute wird der Saal für Feierlichkeiten genutzt. An einer Seitenwand hängen fünf Gemälde von Gerhard Richter. Am Tag der offenen Tür können sich Besucher bei Führungen in den Festsaal geleiten lassen.

Die Gänge

In der Ehrenbürgergalerie hängen zurzeit 50 Porträts. Auch die Büstengalerie kann am Tag der offenen Tür ebenso besichtigt werden wie die Kunstwerke von Matthias Koeppel im Casino.

Die Bienen

Zurzeit gibt es ein Bienenvolk auf dem Dach. Drei Völker überlebten den vergangenen Winter nicht. Der geerntete Honig wird für Gastgeschenke verwendet. Zugang zu den Bienen haben jedoch weder die 150 Verwaltungsmitarbeiter noch die 149 Parlamentarier. Nur Imker Heinz Risse darf aufs Dach.

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