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Ein Bus mit der Aufschrift „Warnstreik“ steht in der Einfahrt eines Betriebshofs der BVG. 

© dpa/Sebastian Gollnow

Update

Tarifverhandlungen bei der BVG: Berliner Verkehrsbetriebe bieten 15 Prozent mehr Lohn an – kein Streik in den Winterferien

Am Freitag verhandelten die Gewerkschaft Verdi und die BVG erstmals übers Geld. Die BVG bietet 15 Prozent mehr Lohn. Verdi ist das zu wenig. Am 6. Februar soll eine Entscheidung über den nächsten Warnstreik fallen.

Stand:

Die BVG hatte angekündigt, Verdi ein „gutes“ Angebot auf den Tisch zu legen. Tatsächlich bietet das Unternehmen im Schnitt 15,3 Prozent mehr Lohn im neuen Entgelttarifvertrag. Das teilte die BVG am Freitagnachmittag mit. Und verteilte warme Worte: Mit dem Angebot sei „die Grundlage für weitere vertrauensvolle Gespräche mit Verdi gelegt“. 15 Prozent, das klingt auf den ersten Blick nach viel Geld.

Doch Verdi wies es kurz danach zurück: „Das Angebot liegt deutlich unterhalb dessen, was wir gefordert haben“, teilte Verhandlungsführer Jeremy Arndt mit. Diese Reaktion ist vergleichsweise freundlich, in der Vergangenheit hatte es deutlich schroffere Formulierungen gegeben.

Die Frage, ob, wann und wie lange gestreikt wird, verschiebt Verdi auf den kommenden Donnerstag. Denn die Gewerkschaft hat angekündigt, in allen Schritten des Konflikts immer erst die Meinung der Mitglieder einzuholen. „Für die weitere Bewertung dieses Angebots finden im Laufe der nächsten Woche Rückkopplungsgespräche mit den BVG-Beschäftigten statt“, so Arndt weiter. Auf der Grundlage dieser Rückmeldungen werde die Tarifkommission am 6. Februar eine Entscheidung über die „nächsten Schritte in der Tarifauseinandersetzung“ fällen.

Da Verdi angekündigt hat, jeden Streik mindestens 24 Stunden vorher anzukündigen, steht fest, dass in der kommenden Schulferienwoche nicht gestreikt wird. Gut möglich ist aber, dass Verdi bereits für Montag, 10. Februar zum nächsten Arbeitskampf aufrufen wird.

So lief es auch in der vergangenen Woche. In der ersten Runde vor zwei Wochen war es nur um Modalitäten gegangen. Aus Protest, dass die BVG kein Angebot beim ersten Termin vorlegt, hatte Verdi zu einem eintägigen Warnstreik am vergangenen Montag aufgerufen.

Knapp 80 Prozent der Mitarbeiter hatten sich bei dieser ersten „Rückkopplung“ für einen Streik ausgesprochen. Dieser dauerte gleich 24 Stunden und nicht wie in vorangegangenen Tarifrunden nur ein paar Stunden. Auch bei der zweiten Rückkopplung wird ein klares Ergebnis pro Streik erwartet. Und der wird dann aller Voraussicht nach länger als 24 Stunden dauern.

Am Montag hatte Verdi bei einer Kundgebung vor dem bestreikten Bushof Cicerostraße in Wilmersdorf eine Unterschriftenliste vorgelegt: 6763 Mitarbeiter der BVG haben der Gewerkschaft schriftlich das Versprechen gegeben, „gemeinsam zu streiken“ – und zwar bedingungslos. Anfang Januar hatte Gewerkschaftsführer Arndt sogar einen unbefristeten „Erzwingungsstreik“ in Aussicht gestellt, sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen. 2008, bei dem bislang härtesten Kampf ums Geld, hatte Verdi die BVG in mehreren Wellen knapp sechs Wochen lang bestreikt.

Verdi will 750 Euro Lohnplus für die 16.000 BVG-Beschäftigten monatlich, ein 13. Monatsgehalt, eine Anhebung der Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage auf 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro. Zusammen sind das etwa 1000 Euro pro Monat mehr. Die BVG hatte dieses Plus von 30 Prozent in den vergangenen Wochen mehrfach als „völlig unrealistisch“ zurückgewiesen. Es soll einen Umfang von 250 Millionen Euro pro Jahr haben, hat die BVG ausgerechnet.

Beide Seiten saßen am Freitag ab 10 Uhr in der zweiten Runde zusammen. Laut BVG sieht das Angebot nun Lohnsteigerungen von im Durchschnitt bis zu 15,3 Prozent für alle Beschäftigten in mehreren Schritten vor. Enthalten sind auch deutliche Steigerungen von bis zu 84 Prozent bei Zulagen, insbesondere für Schichtarbeit und für die 7400 Fahrerinnen und Fahrer. Um den Umfang zu stemmen, sieht das Angebot eine Laufzeit bis Ende 2028 vor. 

Das ist ein ernsthaftes Angebot. Wir zeigen damit, dass wir gute und zügige Lösungen wollen, für unsere Mitarbeitende und das Unternehmen.

Jenny Zeller-Grothe, Verhandlungsführerin und Vorständin Personal und Soziales der BVG. 

„Das ist ein ernsthaftes Angebot. Wir zeigen damit, dass wir gute und zügige Lösungen wollen, für unsere Mitarbeitende und das Unternehmen. Gerade für Fahrer und Mitarbeitende im Schichtdienst sorgen wir mit Zulagen für deutliche Verbesserungen“, sagte Jenny Zeller-Grothe, Verhandlungsführerin und Vorständin Personal und Soziales der BVG. „Die lange Laufzeit gibt uns im Gegenzug Planungssicherheit auf dem Weg zur Stabilisierung des Unternehmens.“ Verdi hatte zwar von einem Jahr Laufzeit gesprochen, dies aber nicht fixiert. In der letzten Tarifauseinandersetzung hatte Verdi eine ähnlich lange Laufzeit akzeptiert.

Das Angebot der BVG sieht im ersten Schritt Lohnerhöhungen rückwirkend zum 1. 1. 2025 von durchschnittlich 6,9 Prozent vor, das Entgelt für Fahrer wird um bis zu 8,5 Prozent angehoben. 2026 und bis zum Ende der Laufzeit steigen das Gehalt aller Mitarbeitenden und die geforderten Zulagen jährlich um jeweils 2,5 Prozent. Wie groß das Volumen dieses Angebot ist, teilte die BVG nicht mit.

Das wird die Tarifkommission von Verdi jetzt ausrechnen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. Februar geplant.

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