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Berlin: That’s Entertainment

Von wegen Lustreise: In Los Angeles lernt Wowereit viel für Berlin Er besichtigt eine Anschutz-Halle, trifft reiche Investoren – und Ute Lemper

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Auch der Mittwoch brachte für den Handlungsreisenden Klaus Wowereit keine millionenschweren Abschlüsse, auf die die besorgte Opposition in Berlin angeblich so sehnlich wartet, damit sie nicht mehr von einer „Lustreise“ nach Los Angeles reden muss. In der Staples-Arena in Downtown konnte er aber sehen, wie es ab Herbst 2008 in der O2-Arena hinter Berlins Ostbahnhof zugehen wird. Die mit Technik und Annehmlichkeiten für VIP-Gäste vollgepackte Mehrzweckhalle lässt sich binnen Stunden vom Eishockeyfeld zur Konzertbühne und zurück in ein Basketballstadion verwandeln.

Der medienscheue Investor Phil Anschutz, der sich in den USA nicht fotografieren lässt und keine Interviews gibt, ist aus Denver, Colorado, eingeflogen, um zu zeigen, dass die AEG, die Anschutz Entertainment Group, auf Berlin setzt. Der kleine Mann in der dunklen Lederjacke dirigiert ein Milliarden-Business, ihm gehören die Berliner Eisbären und die Hamburg Freezers. Er hält sich im Hintergrund, während sein deutschstämmiger Manager Tim Leiweke Berlin zu Europas Entertainment-Hauptstadt befördert – noch vor London, wo Anschutz im Juni 2007 eine Arena eröffnet. Der Welttitel bleibt natürlich in Los Angeles.

Draußen vor dem Fenster tanzen die Kräne, wachsen Rohbauten aus Baugruben: ein Bild wie der Potsdamer Platz Mitte der 90er Jahre. Anschutz belebt das alte Zentrum mit Kongresszentrum, 1000-Betten-Hotelturm und Apartments, Apartments, Apartments. Wer Downtown arbeitet, soll dort auch wohnen. Die Stadt hat keine U-Bahn. 10 000 wohnten 1997 in der City, als der Bau der Arena begann. 100 000 sollen es 2010 sein. In der Kabine der „Lakers“ nimmt Wowereit kopfschüttelnd die Sportschuhe des Basketballstars Kobe Bryant in die Hand, Größe 49. Die Duschköpfe für solche Riesen hängen zu seiner Belustigung kurz unter der Decke, die Urinbecken erstaunlich tief.

Mittags isst er mit potenziellen Investoren, „da saßen Milliarden am Tisch“. Abends scheucht ihn ein Feueralarm aus der Royce-Hall, wie kürzlich aus seiner Wohnung am Ku’damm. So beginnt Ute Lempers Konzert, kultureller Höhepunkt der Feiern zu 40 Jahre Städtepartnerschaft, mit Verspätung. Sie strafft das Programm, um den Zeitplan zu halten. Bei den Reden dominiert Bürgermeister Antonio Villaraigosa die Bühne, als sei dies seine Veranstaltung. Tatsächlich tut Los Angeles wenig für die Partnerschaft, das finanzielle Risiko des Konzerts tragen deutsche Einwanderer im Sister City Komitee. Für einen Politiker so nah an Hollywood bestimmt der Schein das Sein. Im Juni besucht er Berlin, droht er scherzhaft, „dann klaue ich euch ein paar Investoren“.

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