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Poller und mit Sandsäcken gefüllte Eisenkörbe stehen zur Sicherung vom Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg.

© Thilo Rückeis

Neuer Brandbrief zum Breitscheidplatz: „Tiefpunkt der Verwahrlosung erreicht“

Anrainer beklagen Vermüllung und Verschandelung des Platzes durch Terrorschutz.

Vor drei Monaten erregte der Pfarrer der Gedächtniskirche, Martin Germer, viel Aufsehen mit seinem offenen Brief an die Senatsinnenverwaltung und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: Das Sicherheitskonzept für den Breitscheidplatz zum Schutz vor Terroranschlägen wie im Dezember 2016 verschandele das Herz der City West.

Zwei Wochen später stellte der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) vor Gewerbetreibenden ein neues Konzept vor. Doch am gestrigen Donnerstag erhielt er wieder Post.

Dieser Brief stammt von einer Anrainergruppe, der das Hotel Palace im Europa-Center, das Hotel Waldorf Astoria im Zoofenster-Turm, das Einkaufszentrum Bikini Berlin, das Hotel 25hours am Zoo und das Motel One im Hochhaus Upper West angehören.

"Nach nunmehr drei Monaten Stillstands hat der Zustand des Breitscheidplatzes einen Tiefpunkt der Verwahrlosung erreicht", kritisiert der General Manager des Palace, Michael Frenzel. Er fragt, ob die "Tatenlosigkeit eine steuergeldschonende Strategie" sei, damit die "genervten und enttäuschten" Anrainer den Platz mit der „willkürlichen Ansammlung von zum Teil defekten Sicherheitsinstallationen“ auf eigene Kosten aufhübschen.

Der aktuelle Markt zum Lichterfestival "Berlin leuchtet" unterstreiche die Probleme sogar, finden die Geschäftsleute. Ihrer E-Mail an den Innensenator haben sie viele Fotos beigefügt. Man sieht ungemütliche Sitzecken zwischen Abfalleimern neben den Buden und Müll in den Stahlgitterkörben mit Sandsäcken.

„Wir belassen es bei Fremdschämen“

Mit den sicherheitshalber abgedeckten Müllbehältern und dem „allgegenwärtigen Abfall“ komme „kein Großstadtflair“ auf, heißt es. Maßnahmen für den Mittelstreifen der Budapester Straße, die schon im Sommer umgesetzt werden sollten, seien ausgeblieben. Beschädigte Sandsäcke bildeten dort „Schwachstellen“ im Schutz vor Angriffen mit Fahrzeugen, und die Stahlkörbe um die Säcke „vermüllen“.

Man verstehe sich als „Gesicht und Botschafter dieser Stadt“ am Platz mit der berühmten Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Der neue Brief sei der fünfte seit dem vorigen Mai. Inzwischen breite sich die Verwahrlosung und Vermüllung bis zum Bahnhof Zoo und in Richtung Nürnberger Straße aus. Die BSR säubere schlechter als gewohnt und halte ihre Reinigungsintervalle nicht ein.

In einem Fazit konstatieren die Anrainer, dass ihr Engagement „nicht gewünscht wird“ und die wirtschaftlichen Grundbedürfnisse „keine signifikante Rolle spielen“. Den Feiern zum Mauerfall-Jubiläum am 9. November „sehen wir mit einer resignierten Gelassenheit entgegen, belassen es beim Fremdschämen und hoffen auf gnädig schlechtes Wetter“.

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