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Berlin2030 – Tim Raue

© Gestaltung: Tagesspiegel/IMAGO/Marja

Tim Raues Vision für Berlin 2030: „Lebt die stetige Entwicklung, verändert heute das, was euch stört“

Der Star-Koch und Restaurantbetreiber über seine Jugend in Berlin und darüber, wie jeder Einzelne seinen Beitrag leisten kann und sollte.

Tim Raue
Ein Gastbeitrag von Tim Raue

Stand:

Wer vom Berlin der Zukunft, einem Berlin 2030, träumt meist von einer Utopie, schwarzmalt eine Dystopie und tut dies in der pseudoreflektierten Geschwätzigkeit von Theoretikern und Politikern, die stets andere in der Verantwortung sehen, erstaunlicherweise nur niemals sich selbst.

Berlin, ich liebe dich, daher weiß ich, dass du keine perfekte Stadt bist oder jemals sein wolltest. Schließlich gibt es auch keine perfekte Stadt, so wie wir es uns wünschen. Leider ist Berlin in den letzten Jahren zu einer hysterischen und hypersensiblen Version ihrer selbst verkommen, die vergessen hat, wofür sie steht. Und nun als poster child für Heuchlerei, Gleichermacherei und falsche Rücksichtnahme auf alles und jeden in der Galerie der Eitelkeit zu finden ist.

In meiner Jugend in den 70er und 80er Jahren war Berlin ein Ort, an dem Andersdenkende gekommen sind, weil sie wussten, dass sie hier auf Gleichgesinnte treffen würden. Es war ein Ort, der isoliert wurde und billigen Wohnraum für diejenigen bot, die kreativ, künstlerisch, gestalterisch waren und sehr oft auch unangepasst. Diese starken und gleichermaßen feinfühligen Charaktere haben Berlin zu einer vibrierenden Metropole gemacht. Es war eine gelebte und nicht aufoktroyierte Diversität der starken Einflüsse aus dem Osteuropäischen durch unsere türkischen Gastarbeiter, die asiatischen Zuwanderer und vor allem auch durch die westdeutschen Aussteiger.

Sie hatte in jedem Stadtteil von Berlin eine andere Geschichte zu erzählen, vom noblem Dahlem, dem bürgerlichen Charlottenburg, dem schwulen Schöneberg oder dem radikalem Kreuzberg – was alle vereint hat? Man tolerierte die anderen, man lebte nebeneinander und miteinander. Das fehlt mir!

Es liegt an uns Bürgern

Ich denke nicht daran, was 2030 sein könnte, ich lebe heute in 2025 und habe eine klare Vorstellung und Meinung, wie ich leben möchte und wie die Menschen in meiner Heimatstadt leben können sollten. Es sollte für alle Menschen möglich sein, äußerlich ihre Religion oder Sexualität zu leben, ohne dass sie dafür angegriffen werden. Ich möchte, dass wir Bürger verstehen, dass es an uns liegt etwas zu verändern, dass wir damit sofort anfangen und nicht davon faseln, wie es sein könnte.

Alle Videos aus der Serie „Berlin 2030“

Ich würde mir gleichermaßen wünschen, dass die Politiker wieder das werden, was sie ursprünglich sein sollten: Volksvertreter!

Sie vertreten unsere Interessen, und die sollen sie gefälligst mit dem Gewaltmonopol des Staates umsetzen, und zwar rigoros. Niemand soll eine Polizistin, einen Polizisten oder gar Rettungskräfte respektlos behandeln dürfen, ohne dafür nachhaltig bestraft zu werden. Das Gesetz muss hart und eindeutig gegen die vorgehen, die Straftaten verüben. Und wer nicht Willens ist, unsere westlichen Werte zu teilen, für den ist in unserer sozialen Gemeinschaft kein Platz.

Sie finden, ich klinge hart und radikal? Nein, das sind pragmatische Gedanken, die hart arbeitende Menschen wie ich haben. Ich würde niemals eine Partei der Extreme wählen, weder rechte noch linke. Ich bin ein selbstständiger liberaler Bürger mit einem sozialen Gewissen für unsere Mitarbeiter, der aber nicht mehr bereit ist, eine wuchernde Bürokratie mit seinen Steuern zu finanzieren.

Berlin war schon immer eine harte Stadt, sie steht nicht für romantisch emotionalen Tango, sondern für schnellen Techno.

Tim Raue

Berlin war schon immer eine harte Stadt, sie steht nicht für romantisch emotionalen Tango, sondern für schnellen Techno. Die Nächte sind hart und unerbittlich, und die Tage mittlerweile auch, weil die Gefahren, denen Rettungskräfte, Lehrende und die Polizei ausgesetzt werden, nicht mehr tragbar sind.

Seinen Beitrag leisten

Ich stehe jeden Tag auf und versuche in meinem Umfeld das vorzuleben, woran ich glaube. Anzupacken, zu machen und schon gar nicht darauf zu warten, dass jemand kommt, der mich bemuttert oder gar glaubt mir zu sagen, was ich zu denken und zu sagen habe. Ich lebe den Menschen um mich herum vor, dass man Verantwortung übernimmt, dass man Schwächeren helfen muss, dass man sein Wissen mit allen teilen sollte, dass man motiviert, Chancen und Perspektiven aufzeigt.

Berlin steht für mich für das Versprechen freier, amüsanter und kreativer leben zu können als irgendwo sonst in Deutschland. Ich trage meinen Teil dazu jeden Tag bei. Tut ihr es auch, lebt die stetige Entwicklung, verändert heute das, was euch stört, jetzt und gleich, sonst werden eure Fantasien und Vision auf dem harten Berliner Beton zerschellen.

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