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Gegen drei junge Männer nach einem tödlichen Messerstich ein Prozess wegen gemeinschaftlichen Mordes.

© Jens Kalaene/dpa

Der erste Stich ging ins Herz: Drei Männer wegen gemeinschaftlichen Mordes am Kottbusser Tor vor Gericht

Zwei Männer lenkten ihn ab, einer stach zu: Ein 26-Jähriger wurde im Juni tödlich verletzt. Er arbeitete für einen der Angeklagten als Dealer. Offenbar ging es bei der Tat um Rache.

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Tatort Kottbusser Tor. Immer wieder kommt es dort zu Straftaten. Vor knapp sechs Monaten starb Mohamed S., ein 26-jähriger Tunesier, im dortigen U-Bahnhof. Mitten am Tag hatten ihn mehrere Männer angegriffen. Die drei mutmaßlichen Täter stehen seit Dienstag vor dem Berliner Landgericht. Es geht um gemeinschaftlichen Mord.

Alaa R., Mahmoud A. und Mohamad H. sind 24, 22 und 18 Jahre alt. Der Jüngste ist Libanese, die Staatsangehörigkeit der weiteren Angeklagten ist ungeklärt. R. soll als Dealer aktiv gewesen sein – von unerlaubten Geschäften mit Medikamenten ist in der Anklage die Rede. Er soll Mohamed S. als Kleindealer beschäftigt haben.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Streit mit S. um Handelsware und deren Bezahlung zu dem Verbrechen führte. R. habe sich „durch das seiner Meinung nach respektlose Verhalten des S. in seiner Ehre verletzt gesehen“, heißt es in der Anklage. Er habe Rache nehmen wollen.

Mohamed S. war am 22. Juni mit zwei Begleitern unterwegs. Gegen 13 Uhr stand der 26-Jährige auf dem Bahnsteig der U8. Eine Baustellen-Absperrung verengte den Bahnsteig. Die Angeklagten hätten das als Gelegenheit für einen Angriff gesehen. Zwei von ihnen seien mit einem Messer bewaffnet gewesen, einer mit einem Reizgasspray.

Mohamed S. starb auf dem Zwischendeck des U-Bahnhofs

Das Trio soll sich aufgeteilt haben – für ein Ablenkungsmanöver. R. mit gezücktem Messer und A. mit hochgehaltenem Reizgas seien auf S. und seine Begleiter zugegangen, sie hätten gedroht und so die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. S. habe „in dieser Situation keinen Angriff von hinten erwartet“, heißt es in der Anklage.

Der 18-jährige H. soll ausgewählt worden sein, um „als Jüngerer die abgesprochene Gewalttat auszuführen“. Mit einer Flasche in der einen Hand und einem Messer in der anderen sei er an S. herangetreten. „H. stieß ihm das Messer kräftig in die linke Brust und dann erneut in die linke Flanke“, so die Anklage. Dabei habe er tödliche Folgen in Kauf genommen.

Die Angeklagten wollen sich im Januar äußern

Der erste Stich traf ins Herz. Für Mohamed S. kam jede Hilfe zu spät. Er schleppte sich noch bis zur Rolltreppe, brach dann auf dem Zwischendeck des Bahnhofs sterbend zusammen. Die mutmaßlichen Täter sprangen in eine einfahrende U-Bahn.

Bilder aus Überwachungskameras führten bald auf die Spur der Angeklagten. Alaa R. wurde in Kreuzberg festgenommen, als Polizisten eine Gruppe wegen Verdachts auf Drogenhandel kontrollierten, hieß es. H. wurde in seiner Wohnung in Wedding gefasst. A. hatte sich ins Ausland abgesetzt. Im September wurde er in Griechenland festgenommen und ausgeliefert.

Bei der Polizei sollen sie geschwiegen haben. Die Verteidiger kündigten nun an, dass sich ihre Mandanten am nächsten Prozesstag am 7. Januar äußern wollen.

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