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Berlin: Traumschiff in Flammen

Wieder ein nächtliches Feuer auf einer Yacht in Köpenick. Die Ursache ist noch unklar, doch die Kripo vermutet Brandstiftung

Als Helga Haack in der Nacht zu Freitag vom Miauen ihrer Katze aufwacht, schlagen die Flammen von der Motor-Yacht hinter dem Bootshaus an der Seddinpromenade schon meterhoch. „Mein Mann ist sofort in Socken und Pyjama raus und hat mit dem Feuerlöscher versucht, noch irgendetwas zu retten, bis die Feuerwehr kam.“ Doch vergebens. Als der Besitzer des Bootes vom Typ „Nordsee 1060 SL“, Jörg Krauskopf, am Seddinsee eintrifft, ist seine Yacht vollständig ausgebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Verdächtig: Erst am vergangenen Dienstag ist die rund 300 000 Euro teure Yacht des Schauspielers Heinz Behrens am Mosskopfring, unweit des jetzigen Tatorts, in Flammen aufgegangen.

Die Kripo kann auch in diesem Fall nur über die Brandursache mutmaßen: Möglicherweise hätten Einbrecher mit dem Feuer versucht, Spuren zu verwischen. „Normalerweise gibt es immer mal wieder Einbrüche auf Booten, aber dass die Täter jetzt auch schon Feuer legen, macht mich fassungslos“, sagt Jörg Krauskopf. Der 38-jährige Elektriker aus Niederschöneweide hat die Motor-Yacht Baujahr 1989 vor knapp sieben Jahren gekauft. „Das Boot war voll ausgestattet: Küche, Schlafraum, Toilette – alles so wie bei einem kleinen Wochenendhaus“, sagt er. Krauskopf nutzt sein Boot meistens in der Zeit von Mai bis Oktober. Erst im vergangenen Jahr habe er 1500 Euro in neue Navigationsgeräte investiert. „Außerdem habe ich außen alles komplett mit Lack überzogen.“ Im Winter ist die Yacht vollständig mit einer Plane abgedeckt. „Von außen war sie für jemanden, der nicht zur Boots-Szene hier gehört, gar nicht zu erkennen“, sagt Krauskopf. Regelmäßig kontrolliere er am Bootsstand, für den er monatlich 50 Euro Miete an Helga Haack zahlt, ob alles in Ordnung ist. „Ich war erst vergangenen Sonnabend hier.“ Dass ein technischer Defekt die Brandursache war, kann sich Krauskopf nicht vorstellen: „Vielleicht gibt es ja einfach nur jemanden, der neidisch ist auf solche Boote und wahllos Feuer legt.“

Was Brandstiftern offenbar das Werk erleichtert: Bis vor zehn Jahren lag die Wache der Wasserschutzpolizei nur einen Steinwurf von der Seddinpromenade entfernt, doch sie musste aus Geldmangel schließen. „Heute brauchen wir zwei Stunden mit dem Boot“, sagt ein Wasserschutzpolizist.

Helga Haack, 61, ist immer noch „völlig aufgedreht“. Die ganze Nacht konnte sie nicht mehr schlafen. Zusammen mit Jörg Krauskopf hat sie die Löscharbeiten beobachtet. „Die Bewegungsmelder an meinem Haus gingen zwar an, aber ich habe niemanden flüchten sehen“, sagt sie. Helga Haack vermutet, dass – falls es wirklich Brandstiftung war – der Täter ihr Haus beobachtet und gewartet hat, bis sie das Licht ausgeknipst hatte, um zu schlafen. Momentan ist das Boot erst einmal von der Kripo beschlagnahmt. Wann es geborgen werden kann, weiß Krauskopf noch nicht. Und auch nicht wie. Darüber will er jetzt auch gar nicht nachdenken – zu weh tut der Verlust.

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