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Udo präsentiert seinen skizzierten Eintrag ins Goldene Buch. Neben ihm Bezirksbürgermeister Matthias Köhne und die Musicaldarstellerin Josephin Busch.

© Jörg Carstensen / dpa

Sonderzug nach Pankow: Udo Lindenberg erfüllt sich einen langen Traum

Der Sänger hat sich am Montag ins Goldene Buch des Bezirks Pankow eingetragen. Am Mittwoch besteigt er die U-Bahn nach Pankow und gibt dort ein Konzert.

„Zug nach Pankow – einsteigen bitte!“ Ja, schon gut, Udo, wir sitzen doch längst drin. Oder war das technisch nicht machbar, deine Nuschelstimme nur draußen auf dem Bahnsteig ertönen zu lassen und nicht auch hier drinnen im Zug? Aber das wäre doch nur das halbe Vergnügen gewesen, und das Grüppchen Fahrgäste, die sich gerade fragten – „Die Stimme kenn’ ich doch“ –, wer das denn gewesen sei, wäre in ihr Rätselraten vielleicht nicht geraten, wenn du ihnen beim Aussteigen am Mendelssohn-Bartholdy-Park nicht gleichzeitig von innen und außen, also gewissermaßen stereo, erklärt hättest, das dies der „Zug nach Pankow“ sei.

Allerdings nicht der „Sonderzug nach Pankow“, der fährt erst am 25. März ab, der Höhepunkt der Zusammenarbeit von BVG, RadioBerlin 88,8 – und eben Udo Lindenberg. Einen Monat lang hatten allerlei Prominente die Stationen der U-Bahn-Linie 2 zwischen Ruhleben und Pankow angesagt, was manchen nervte, wurden dann abgelöst durch Normalberliner, ausgesucht aus mehr als 2000 Bewerbern. Aber der Panikrocker ist nun auch dabei, stellt sich am Olympiastadion, seinen Auftrittsort am 14. Juli, als „Nachtigall“ vor, verspricht am Potsdamer Platz, wo bekanntlich sein Ost-West-Musical läuft, dass es hinterm Horizont weitergehe, und stimmt vor der Einfahrt in die Endstation Pankow seinen berühmten Sonderzug-Song an.

Die Bitte einzusteigen gibt es dann gleichsam als Zugabe. Aber das war alles nur Vorbereitung auf die an diesem Montag beginnende Lindenberg-Woche. Im November hatte der Sänger vom damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit bereits den Verdienstorden des Landes Berlin überreicht bekommen. Zu Beginn der Woche hat er sich nun im Großen Ratssaal des Rathauses Pankow in der Breiten Straße 24a-26 ins Goldene Buch des Bezirks eingetragen. Es sei ihm „eine besondere Freude und Ehre, Udo Lindenberg endlich im Rathaus desjenigen Bezirks begrüßen zu können, zu dessen deutschlandweiter Bekanntheit er maßgeblich beigetragen hat“, ließ Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) im Vorfeld wissen. „Seit 32 Jahren ist unser Bezirk durch seine politische Rockballade ,Sonderzug nach Pankow’ in aller Munde“.

Am Mittwoch wird Lindenberg den Füller gegen das Mikro vertauschen. Mit zwei Bandkollegen seines Panikorchesters wird er live auf einer Fahrt der U2 zwischen Olympiastadion und Pankow auftreten, gefolgt von einem Clubkonzert im Ballhaus Pankow ab 20 Uhr. Diesmal ist die gesamte Band dabei – angekündigt als „Rock’n’Roll ohne Protokoll“. Allerdings: Weder für die Fahrt mit dem U-Bahnzug noch für das Clubkonzert gab es Karten zu kaufen. Der Sender veranstaltete fürs Konzert ein Quiz, bei dem die Teilnehmer beantworten mussten, wie Lindenberg die Leute, die im Palast der Republik singen durften, genannt hat: Schlagerheinis? Schlagerfuzzis? Schlageraffen?

Auch er selbst allerdings hat dort gesungen, am 25. Oktober 1983 – sein einziges Konzert in der DDR, denn die ihm bereits zugesagte Tournee durch den Osten wurde wieder abgesagt. Und dies, obwohl er doch seinen halb respektvollen, halb frechen „Pankow“-Song gar nicht im Programm hatte. Der war damals etwa ein halbes Jahr alt, seine Version von Glenn Millers Swing-Hit „Chattanooga Choo Choo“, der schon 1947 von Bully Buhlan und Peter Rebhuhn als „Zug nach Kötzschenbroda“ gecovert worden war. Für Udo Lindenberg war er mit neuem Text auch ein Teil seiner lange vergeblichen Bemühungen um einen Auftritt in der DDR. Nun sprach er in bekannt-schnodderiger Art Erich Honecker direkt an: „Och, Erich ey, bist Du denn wirklich so ein sturer Schrat?“

Geholfen hat auch das vorerst nichts. Immerhin engagierte sich Lindenberg damals in der neuerstarkten Friedensbewegung, das machte ihn für die DDR als potentiellen Verbündeten im Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluss attraktiv. Und als der westdeutsche Konzertimpresario Fritz Rau der DDR-Seite für ein Friedenskonzert im Palast der Republik ihren Herzenswunsch Harry Belafonte nur im Doppelpack mit Lindenberg erfüllen wollte, war es endlich soweit. Vereinnahmen ließ Lindenberg sich aber nicht, richtete seine Friedensbotschaft an West wie Ost: „Keine Pershings und keine SS-20.“

RadioBerlin 88,8 überträgt das Konzert live ab 20 Uhr. Auch das rbb-Fernsehen sendet live vom Geschehen um den Zug. Ein Bericht vom Konzert folgt bei rbb aktuell um 21.45 Uhr. Mehr unter www.radioberlin.de.

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