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Berlin: Unter Spannung

Der Stromkonzern Vattenfall macht mit einer Anzeigenkampagne gegen seinen Konkurrenten Nuon mobil

Die Kampf um den Berliner Strommarkt wird härter. Der bisherige Platzhirsch Vattenfall, ehemals Bewag, attackiert seinen neuen Konkurrenten Nuon seit dem Wochenende öffentlich. „Liebe Berliner: Das Nuon-Kundenzentrum ist 658 Kilometer entfernt“, heißt es in Zeitungsanzeigen und auf der Internetseite des Konzerns. Vattenfall sei dagegen dort, „wo Sie uns brauchen: in Berlin“. Nuon wirft Vattenfall mangelnde Fairness und Verunsicherung der Verbraucher vor. Von Vattenfall hieß es darüber hinaus, Nuons Preisberechnung sei „unseriös“.

„Wir sind ein Berliner Unternehmen, auch wenn unsere Muttergesellschaft aus den Niederlanden kommt“, sagt Nuon-Deutschland-Geschäftsführer Thomas Mecke. Das Kundenzentrum befinde sich auf dem Borsig-Gelände in Tegel. „Ich weiß nicht, wo die die Kilometerzahl herhaben“, so Mecke. Sollte der Standort der Muttergesellschaft gemeint sein, so liege der Nuon-Stammsitz Amsterdam jedenfalls näher an Berlin als der Vattenfall-Stammsitz in der schwedischen Hauptstadt Stockholm.

Vattenfall-Sprecher Olaf Weidner sagte, sein Unternehmen habe die Distanz bis zur niederländischen Grenze gerechnet. Nuon unterhalte in Berlin „nur ein kleines Büro“. Vattenfall betreibe dagegen aufwändige Kundenzentren, beispielsweise an der Wilmersdorfer und Kopenhagener Straße. Dort könnten Kunden ihre Rechnungen überprüfen lassen oder sonstigen Service in Anspruch nehmen. „Wir sind ein wirklicher Anbieter in Berlin und erzeugen hier auch eigenen Strom“, so Weidner.

Nuon erzeugt nach eigener Aussage 60 Prozent seines Stroms in einem Werk für Kraft-Wärme-Kopplung im nordrhein-westfälischen Heinsberg und kauft den Rest aus norwegischer Wasserkraft. Das Unternehmen, das mit seiner deutschen Tochter seit drei Wochen auf dem Berliner Markt ist, macht aus der niederländischen Herkunft der Muttergesellschaft keinen Hehl und wirbt auf Plakaten für seinen „lekker Strom“. Geschäftsführer Mecke lockt mit günstigen Preisen. „Unsere Tarife liegen einen Prozentpunkt unter denen des Berlin-Classic-Tarifs von Vattenfall“, so Mecke. Nach zwölf Monaten gebe es zudem einen Bonus von 50 Euro. Unter dem Strich sei das Nuon-Angebot darum deutlich günstiger.

Vattenfall kontert mit dem Vorwurf, diese Berechnung sei unseriös. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass kleine „Firmchen“ manchmal kein Jahr überlebt hätten, also gebe es keine Sicherheit, dass der versprochene Bonus auch gewährt werde. Was die Firmengröße betrifft, ist Nuon mit mehr als fünf Millionen Kunden vor allem in den Niederlanden alles andere als ein Zwerg: Der letzte verfügbare Geschäftsbericht aus dem Jahr 2002 weist Umsatzerlöse von mehr als 4,7 Milliarden Euro aus. Der Gewinn betrug 350 Millionen Euro. Wie erfolgreich Nuon auf dem Berliner Markt ist, will Mecke nicht beziffern. „Wir sind zufrieden, konkrete Zahlen nennen wir aber noch nicht.“ Immerhin zeige die „ärgerliche“ Vorgehensweise des Konkurrenten Vattenfall, dass Nuon ernst genommen werde. Das bestätigt Weidner: „Wir nehmen jeden Mitbewerber ernst“.

Christoph Lemmer

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