zum Hauptinhalt

UNTERM ADLER: UNTERM ADLER

Thorsten Metzner über einen Minister mit Wissensdurst und nervige Krähen

Er hatte es wirklich nicht eilig. Als Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) dieser Tage das Exploratorium in Potsdam besuchte, hatte er sichtlich Spaß. Er genoss in der wissenschaftlichen Mitmachwelt für Kinder eine Trockeneisdusche oder kurbelte eigenhändig einen Trabbi nach oben. „Ich werde mit meinen Kindern wiederkommen.“ Freilich, Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) wunderte sich, dass Röttgen eine Stunde im Exploratorium verbrachte, aber keine Zeit zu einem Termin im Ministerium fand. Tack hatte Röttgen eingeladen, um nach den jüngsten Fluten über gemeinsamen Hochwasserschutz und polnische Pläne für ein Atomkraftwerk zu sprechen. „Es sind dringende Fragen, die ich gern mit Röttgen besprochen hätte“, sagte Tack. Aber der Minister stelle lieber „Sightseeing vor inhaltliche Arbeit“.

In Brandenburg sind die Parlamentsferien zu Ende. Die Abgeordneten finden nun die Antworten auf parlamentarische Anfragen vor, mit denen sie im Sommer die Regierungsbeamten auf Trab gehalten haben. Mit den Sommeranfragen hat es eine besondere Bewandtnis: Da viele Märker ohnehin verreist waren, erkundigten sich die Volksvertreter vorwiegend nach der Flora, der Fauna und tierischen Mitbewohnern. So weiß die Grüne Sabine Niels Naber jetzt alles über Krankheitsgefahren für die 34 800 Bienenvölker und die Lebensbedingungen der knapp 5000 Mastkaninchen im Land, darunter die 815 „Häsinnen zur Zucht bzw. Vermehrung“. Die SPD-Abgeordnete Ina Muhß ist genau im Bilde über die Bissfreude märkischer Hunde in der Prignitz. Und der CDU-Abgeordnete Gordon Hofmann hat erfahren, dass die Regierung keinen Abschuss von Saatkrähen plant, die im Zentrum von Wittenberge durch Dreck und Lärm erheblichen Unmut auslösen. Da kann man nichts machen. Zitat: „So hat das Amtsgericht Bald Oldesloe entschieden, dass ein Grundstückseigner, der sich von Saatkrähen, die sich auf dem Nachbargrundstück aufhalten, in seiner Ruhe gestört fühlt, diese Beeinträchtigung als Naturkräfte hinnehmen muss.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false