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XXL-Kondom am Brandenburger Tor - Kunstaktion in Berlin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW)

© Lea Fiehler

US-Regierung will Verhütungsmittel vernichten: Warum ein Kondom vor dem Brandenburger Tor steht

Mit einer übergroßen Spirale und einem sechs Meter hohen Kondom fordern Aktivisten in Berlin den Zugang zu Verhütungsmitteln – und kritisieren die US-Regierung.

Von Lea Fiehler

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Vor dem Brandenburger Tor wird ein Kondom aufgeblasen. Bis zum Anschlag, gerade so viel, dass es nicht platzt. Sechs Meter hoch ist es. Daneben steht, ebenfalls überdimensional, eine Verhütungsspirale. Passanten recken die Köpfe in den Nacken, die Blicke leicht irritiert. Mit vorpubertärem Humor hat das Spektakel jedoch wenig zu tun. Die Installation soll für das Recht von Frauen stehen, selbst über die eigene Gesundheit und Zukunft zu entscheiden – als Symbol für weltweite sexuelle und reproduktive Rechte.

Angereist sind Vertreter der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation „Americans for Contraception“ (deutsch: Amerikaner für Empfängnisverhütung). „Wir sind hier in Berlin, um darauf aufmerksam zu machen, dass fast 10 Millionen Dollar an US-finanzierten Verhütungsmitteln ungenutzt in einem Lagerhaus hier in Europa liegen“, sagt Dara Kass, Vorstandsmitglied und ehemalige Regionaldirektorin im US-Gesundheitsministerium.

250 
Millionen Frauen weltweit haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln.

Es handelt sich um Verhütungsmittel der amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID, die in Belgien gelagert sind: Kondome, Spiralen, Pillen, Medikamente zur AIDS-Prävention. Eigentlich sollten sie an Menschen auf der ganzen Welt geliefert werden. Jetzt, nach der Schließung von USAID, will die US-Regierung sie vernichten.

„Trotz Angeboten von Gesundheitsorganisationen aus aller Welt, diese zu verteilen, ignorierte oder lehnte die Regierung jede Möglichkeit ab, die Lagerbestände freizugeben“, so Kass weiter. „Damit verwandelt sie lebensrettende Gesundheitsversorgung in ein politisches Theater und Frauen zahlen dafür den Preis.“ Um darauf aufmerksam zu machen, ist die übergroße Spirale in den nächsten Tagen auch in Brüssel, Kopenhagen, Paris und London unterwegs.

Als deutscher Partner vor Ort begleitet die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) die Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor. Eine junge Frau in Lederjacke verteilt rosafarbene Sticker: „#pussypower“ und „Mind your own uterus“ steht darauf.

Sprecherin der DSW, Nicole Langenbach, kritisiert Kürzungen in der Entwicklungshilfe.

© Lea Fiehler

„In Deutschland denkt man immer, Verhütung sei etwas Selbstverständliches“, sagt Nicole Langenbach, Sprecherin des DSW, „aber es gibt über 250 Millionen Frauen weltweit, die keinen Zugang zu Verhütung haben, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen.“ Frauen, die nicht frei entscheiden können, ob, wann und mit wem sie Kinder bekommen wollen.

Bundesregierung kürzt Entwicklungszusammenarbeit

Das DSW ist in Äthiopien, Kenia, Uganda und Tansania aktiv, erarbeitet Projekte gemeinsam mit Ortskräften und sammelt Spenden. „Nicht nur in den USA, weltweit wird das Selbstbestimmungsrecht der Frauen zunehmend infrage gestellt“, sagt sie. Und auch in der Bundesregierung werden die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit gekürzt – das falsche Signal, findet Langenbach.

Gemeinsam mit 16 anderen NGOs hat das DSW in einem offenen Brief Bundeskanzler Friedrich Merz, Außenminister Wadephul und Entwicklungsministerin Reem Alabadi Radovan aufgefordert, sich dafür einzusetzen, an die Belgien lagernden Verhütungsmittel zu gelangen. Auch eine Petition läuft.

„Die Gesundheit und Freiheit von Frauen sind keine amerikanischen oder europäischen Themen, sie sind menschliche Themen“, sagt Dara Kass. Und mitten aus Berlin, einer Stadt, die durch eine Mauer geteilt war, richtet sie ihre Worte an den amerikanischen Präsidenten: „Präsident Trump: Reißen Sie die Mauer zwischen Frauen und ihren Verhütungsmitteln ein. Sie können Wissenschaft, Freiheit und die Macht der Frauen nicht für immer blockieren.“

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