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Erster Tatort: Der Potsdamer Weihnachtsmarkt.

© picture alliance / Paul Zinken/dpa

Verdächtige Pakete: Brandenburger Polizei ist dem DHL-Erpresser auf der Spur

Drei Bomben wurden im Dezember über den Paketdienst DHL verschickt. Jetzt schöpft die Polizei Hoffnung bei der Tätersuche.

Die Brandenburger Polizei ist den DHL-Erpressern offenbar dicht auf der Spur. Das deutete zumindest nun Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke auf Tagesspiegel-Anfrage an. Der Fall sei aber „kompliziert“. Um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden, könne er auch keine Details nennen. „Wir müssen in solchen Fällen die Taten gerichtsfest beweisen“, sagte er.

Die Ermittler könnten den oder die Täter aber bereits im Visier haben. Mörke selbst hielt sich dazu bedeckt und erklärte nur, die Ermittlungen seien immer noch „personalintensiv“. Für Kenner ein klarer Hinweis auf die aktuellen Umstände der Ermittlungen: Demnach könnten bereits Überwachungsmaßnahmen und Observationen der Verdächtigen laufen. Zuständig dafür sind Fahnder und die Mobilen Einsatzkommandos (MEK).

Die Polizei ging nach der Spurenlage von mehreren Tätern aus. Die Ermittler haben an den Paketbomben Spuren von mehreren Personen entdeckt. Bereits Ende Dezember, nach dem Paketfund auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt, hatte sich Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) zuversichtlich gezeigt, dass die Täter bald gefasst werden.

Hinweise der Polizei zum Umgang mit verdächtigen Paketen.
Hinweise der Polizei zum Umgang mit verdächtigen Paketen.

© Polizei Brandenburg

Auf den DHL-Erpresser ist die 50-köpfige „Soko Quer“ des Landeskriminalamtes angesetzt, auch Cyber-Crime-Experten sind dabei. Mörke wiederholte nun, er sei weiter „sehr optimistisch“, dass der DHL-Fall gelöst werde. Doch so einfach scheint das nicht zu sein.

Die Ermittlungen dauern an

Bei der Frage zum Stand der Ermittlungen zu den DHL-Paketbomben verwies der Polizeipräsident auch auf den Fall der „Schlapphutbande“. Dabei hatten die Ermittlungen eineinhalb Jahre gedauert, obwohl die Polizei bereits sehr früh einen konkreten Tatverdächtigen im Visier hatte. Auch damals dauerte es lange, bis alles beweis- und gerichtsfest war. 52 Raubüberfälle, ein versuchter Mord und 50 weitere Taten wurden einer Tätergruppe um einen Polen zugeordnet, die wegen der bei Überfällen getragenen Kopfbedeckungen „Schlapphutbande“ genannt wurde.

Die meisten Angriffe hatte die Bande im Land Brandenburg verübt. Seit Sommer 2003 hatten die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Potsdam alle Ermittlungen zu sämtlichen Taten koordiniert. Kurz nach einem Überfall im thüringischen Greiz waren im August 2005 drei Haupttäter gestellt und festgenommen worden.

Zurück zu den DHL-Bomben: Am 1. Dezember 2017 schickten der oder die Erpresser an eine Apotheke in Potsdam ein verdächtiges Paket, der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt musste geräumt werden. Beim Öffnen des Pakets hatte der Apotheker Drähte entdeckt – und es zischte. Die Zündvorrichtung funktionierte – ob beabsichtigt oder durch einen Fehler – nicht.

Im Januar war ein mit Schwarzpulver und Zündvorrichtung in einer Bank an der Schlossstraße gefunden worden.
Im Januar war ein mit Schwarzpulver und Zündvorrichtung in einer Bank an der Schlossstraße gefunden worden.

© Hasan Gökkaya

Im Januar war ein ähnliches Päckchen mit Schwarzpulver und Zündvorrichtung in einer Bank an der Schlossstraße in Berlin-Steglitz gefunden worden. Auch in diesem Fall hatte eine Mitarbeiterin beim Öffnen verdächtige Drähte bemerkt.

Paket in Kreuzberg auch vom DHL-Erpresser

Ende März dann wurde ein verdächtiges Paket in der Berliner Handwerkskammer in Kreuzberg entdeckt. Nach der kriminaltechnischen Untersuchung kamen die Ermittler zu dem Ergebnis, dass auch dieses Paket vom DHL-Erpresser stammt. Deshalb hat das Brandenburger LKA auch diesen Fall übernommen.

Die Handwerkskammer in Kreuzberg: Auch hierhin schickte der DHL-Erpresser ein Paket.
Die Handwerkskammer in Kreuzberg: Auch hierhin schickte der DHL-Erpresser ein Paket.

© imago/Metodi Popow

Zuvor hatten der oder die Erpresser im November Paketbomben an einen Online-Versandhändler in Frankfurt (Oder) verschickt, die wie die Potsdamer mit batteriebetriebenem Zünder, einer mit Nägeln bestückten Metalldose sowie Polenböllern ausgestattet war. Doch das Frankfurter Paket ging in Flammen auf. Deshalb fehlte den Ermittlern damals noch ein klarer Hinweis auf die Hintergründe für die Tat.

Die DHL-Packstation an der Kantstraße in Potsdam, in der die Paketbombe aufgegeben wurde.
Die DHL-Packstation an der Kantstraße in Potsdam, in der die Paketbombe aufgegeben wurde.

© Gregor Fischer/dpa

Diesen deutlichen Hinweis bekam die Polizei erst im Potsdamer Fall. Denn in dem Paket lag auch ein QR-Code, der schließlich über das Internet zu einem Erpresserbrief führte. Der oder die Täter fordern mehrere Millionen Euro vom Paketdienstleister DHL, ausgezahlt in der digitalen Währung Bitcoin.

Der Fall hat für die Brandenburger Polizei oberste Priorität. Die Ermittler haben die Bilder von Überwachungskameras durch Spezialsysteme auf Treffer in Datenbanken prüfen lassen. In den Laboren des kriminaltechnischen Instituts des LKA haben die Fachleute nicht nur Spuren gesucht, sondern arbeiteten auch an einem Nachbau der Bombe, um deren Sprengkraft und die möglichen Folgen zu prüfen. Fest steht: Bei einer Explosion hätten die Paketbomben zu schwersten Verletzungen geführt.

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