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Verkehrschaos im Berliner Südosten: BVG kapituliert vor Dauerstau in Köpenick
Weil Autos die Schienen blockieren und auch Busse feststecken, stellt die BVG regelmäßig Fahrten in Köpenick ein. Abhilfe ist möglich, aber ungewiss.
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Ein Nadelöhr war die Bahnhofstraße in Köpenick schon immer: Der Autoverkehr rollt zweispurig zur Bahnhofsbrücke, unter der aber nur Platz für jeweils einen Fahrstreifen ist. Busse und Straßenbahnen müssen sich hinten anstellen.
Aber neuerdings ist die Situation vor allem nordwärts in Fahrtrichtung S-Bahnhof so desaströs, dass die BVG kapituliert: Ohne Vorwarnung werden Fahrgäste lange vor dem Ziel vor die Tür gesetzt, weil Trams wegen übermäßiger Verspätung beispielsweise zum Betriebshof in der Wendenschloßstraße umgeleitet werden oder in der Köpenicker Altstadt umkehren. Betroffen waren in den vergangenen Tagen die Linien 62, 63 und 68 sowie die Busse X69 und 269. Der in dieser Woche beginnende Neubau des Regionalbahnhofs Köpenick dürfte die Probleme noch verschärfen.
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In dieser Woche ist die Durchfahrt unter der Bahntrasse wegen Bauvorbereitungen komplett gesperrt, am Wochenende wird die alte Misere reaktiviert: Autos stauen sich auf den Schienen und drängeln sich aus Querstraßen auf überstaute Kreuzungen, Busspuren existieren nicht. Manchmal reicht ein einziger Abbieger, um eine Straßenbahn eine komplette Grünphase lang aufzuhalten.

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Da nächste Woche auch die parallele Bahnquerung in der Hämmerlingstraße wieder gesperrt wird, dürfte das Gedränge umso größer werden. Die Baustelle auf dem Schleichweg wurde laut Verkehrsverwaltung nur für die aktuellen Arbeiten in der Bahnhofstraße abgeräumt.
Aus Sicht der BVG ist die bis Ende Mai avisierte Sperrung der Hämmerlingstraße nur die Komplettierung des Desasters, aber nicht die Hauptursache. Angefangen hätten die Probleme am 6. März, nachdem baubedingt Ampelschaltungen verändert worden seien. Seitdem verspäteten sich Straßenbahnen und Busse vor allem nachmittags oft um mehr als 20 Minuten. „Um auf den Linien einen zuverlässigen Takt für den Großteil der Fahrgäste zu gewährleisten, haben wir dann nur die Möglichkeit, auf dem betroffenen Abschnitt einzelne Fahrten aus dem Verkehr zu nehmen“, teilt die BVG mit. Das sei „bedauerlich, aber unvermeidlich“.
Für die BVG ist die Situation in mehrfacher Hinsicht misslich, da diese nicht nur Fahrgäste schikaniert, sondern auch die Dienst- und Pausenpläne ihres Personals durcheinanderbringt. Außerdem fehlen die vorzeitig aus dem Verkehr gezogenen Bahnen und Busse dann auch auf dem Rückweg.
Anderswo werden bei notorischem Stau die Straßenbahngleise als Sperrflächen markiert oder mit Busspuren kombiniert, um die Autos fernzuhalten. In Köpenick wird das nach Auskunft der Verkehrsverwaltung „für die nächste Bauphase erwogen“, aber entschieden sei es bisher nicht. Nach Tagesspiegel-Informationen halten auch BVG-Fachleute eine solche Markierung für sinnvoll.
Der Fahrgastverband Igeb verlangt Sofortmaßnahmen gegen das Chaos: Mindestens in nördlicher Fahrtrichtung müsse schnellstens eine Spur für Busse und Straßenbahnen markiert werden. Eine „Pförtnerampel“ auf halber Strecke soll die Autos nur schubweise durchlassen, damit sie nicht die Gleise blockieren. Als konsequente Lösung fordert der Verband, den Autoverkehr durch die parallel verlaufende Puchanstraße und die Borgmannstraße zu leiten. Allerdings müsste er sich von dort aus wiederum in das Nadelöhr unter der Bahntrasse einfädeln.
Langfristig würden auch BVG-Fachleute den Autoverkehr gern möglichst komplett aus der Bahnhofstraße herausholen. Bisher beanspruchen die Autos fast den gesamten Platz: Auf den schmalen Gehwegen vor den Läden drängen sich die Passanten. Mittendurch wird der Radverkehr auf regelwidrig schmalen, aber benutzungspflichtigen Hochbord-Radwegen geführt. Dafür stehen vor dem Forum Köpenick auch noch kostenfreie Parkbuchten zur Verfügung – obwohl zu dem Einkaufszentrum ein riesiges Parkhaus gehört.
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