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Videokameras gegen Berliner Feuerteufel: Wachschützer sollen in Staaken abgezogen werden
In der Großsiedlung gab es über 100 Brände. Zuletzt passte ein Wachdienst auf. Doch jetzt ist der Einbau der Videotechnik abgeschlossen. Hier der Brief, eine Umfrage und Kritik im Rathaus.
Stand:
Die Gewobag plant die Einstellung des Wachdienstes in der 20.000-Leute-Siedlung „Heerstraße Nord“ – zum 31. Mai. Das geht aus ganz aktuellen Briefen aus der Gewobag-Zentrale an die Mieter im Berliner Ortsteil Staaken hervor, die dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel im Original vorliegen. Der Grund: Die Gewobag teilt in dem Brief den Mietern mit, dass zeitgleich im Mai der Einbau der Videokameras in den Hauseingängen und Kellern abgeschlossen sein werde. Nur wenn sich die Mehrheit der Mieter an den Kosten beteilige, könne der Wachschutz weiter eingesetzt werden. Wie berichtet, soll es um mehr als 50 Kameras gegen die Feuerteufel gehen.
Der Fall erreicht nun auch das Rathaus Spandau, wo am Mittwoch, 24. Mai, die erste BVV-Sitzung seit der Wahl stattfindet. Denn die Linke um Lars Leschewitz drängt auf einen Eil-Antrag: „Das Bezirksamt wird ersucht, sich bei der Gewobag für den Erhalt des Sicherheitsdienstes in der Heerstraße Nord in der bisherigen Form einzusetzen.“
Auch Mieterschützer finden die Pläne nicht gut: „Die Entscheidung halte ich für falsch oder zumindest für weit verfrüht“, sagte Marcel Eupen vom Alternativen Mieterschutzbund (AMV), den die Briefe von Mietern erreicht haben. „Bedenkt man, dass es bisher mehr als 100 Brände in der Siedlung gegeben hat, die zu einer großen Verunsicherung und zu Ängsten unter den Bewohnern geführt haben, so sollte man sich in Zukunft nicht ausschließlich auf den Einsatz von Videokameras in Kellern und Hauseingängen verlassen, sondern zweigleisig fahren, damit die Mieterinnen und Mieter nachts beruhigter schlafen können.“
Die Polizei hat wie berichtet eine Jugendbande unter Verdacht, die aus Langeweile in der Großsiedlung die Nachbarschaft terrorisiert.
Doch die Gewobag bringt in ihrem Brief an die Mieterschaft eine weitere Idee ins Spiel. Es wird aktuell eine Umfrage im Kiez durchgeführt, ob Interesse an „Nachthauswarten“ in der Großsiedlung besteht – gegen Kostenübernahme von etwa 10 Cent je Quadratmeter und Monat. Aufgabengebiet sei das „Verschließen von Hauseingängen, Sicherung von Feuerwehreinfahrten“ etc, heißt es im Brief der Gewobag. Das habe der Wachschutz bisher nebenbei erledigt, was gut ankam.

© André Görke für den Spandau-Newsletter
Doch zu einer Verlängerung wird es so nicht kommen, glaubt Mieterschützer Marcel Eupen. „Da die Gewobag ihre Entscheidung zur Beauftragung von “Nachthauswarten” von einer Zustimmung von mehr als 50 Prozent aller Mieterinnen und Mieter im Quartier abhängig macht, wird es nicht zur Beauftragung kommen. Diese wird bereits daran scheitern, dass weniger als 50 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner antworten werden.“
Seine Forderung: „Die Ausführung von ausgewählten Hauswarttätigkeiten zur Verkehrssicherung in den Nachtstunden durch „Nachthauswarte“ sollte nicht auf Kosten der Mieterinnen und Mieter erfolgen, da die Verkehrssicherung der Gewobag als Vermieterin obliegt und die durch Verkehrssicherungsmaßnahmen entstehenden Kosten keine Betriebskosten sind.“ Die Mieter sollen den Fragebogen laut Gewobag bis 24. Mai beantworten.
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