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Daraus hätte was werden können: Die rot-grüne Koalition war im vergangenen Jahr am Streit um den Weiterbau der A 100 gescheitert. Jetzt verlässt der Grüne Volker Ratzmann Berlin.

© dapd

Ein Berliner fürs Ländle: Volker Ratzmann wechselt nach Baden-Württemberg

Dem scheidenden Volker Ratzmann sagten Grüne, Rote und auch Schwarze am Dienstag leise Servus.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Da isser ja, Mensch. Alles Gute, mein Lieber!“ Das kam von Herzen. Als Volker Ratzmann verspätet die Wandelhalle des Parlaments betrat, wartete ein Gast schon auf ihn – Klaus Wowereit. Zum Abschiedsempfang des früheren Grünen-Fraktionschefs, der in die Berliner Landesvertretung von Baden-Württemberg wechselt, kam am Dienstag aber nicht nur der Regierende Bürgermeister. Als hätte die Stadt eine rot-grüne Regierung, waren wichtige Sozialdemokraten präsent: der Parlamentspräsident Ralf Wieland, der Senatskanzleichef Björn Böhning, Fraktionschef Raed Saleh und der Staatssekretär Christian Gaebler.

Zur unglücklichen Liebe, die beide Parteien verbindet, passte es gut, dass ein spontan gebildeter Fraktionschor den scheidenden Ratzmann mit einer grünen Internationale besang. „Rot-Schwarze schieben wir beiseite, Berlin wird bald grüner sein… Erst wenn wir Klaus vertrieben haben, dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass.“ Die Verse rangen dem Regierungschef nur ein freches Lachen ab. Das sei wohl der Gefangenenchor. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

Trotzdem waren alle nett zueinander. Der christdemokratische Justizsenator Thomas Heilmann plauderte fröhlich mit dem Grünen-Rechtsexperten Benedikt Lux, und der IHK-Chef Eric Schweitzer prostete der Fraktionsvorsitzenden Ramona Pop zu, die das grüne Parlaments- Team vorerst allein managen muss. Es gab Sekt, Bio-Orangensaft und Häppchen auf recycelbaren Spießen. Und zwei Reden. Ein bisschen Wehmut schwang mit, als Pop daran erinnerte, wie sie 2001 gemeinsam mit Ratzmann ins Abgeordnetenhaus einzog. Im Cabrio seien sie damals vorgefahren, zwei Jahre später schon habe Ratzmann die Fraktion geführt „und in den letzten Jahren maßgeblich deren Kurs geprägt“.

Es sei auch dem Parteifreund zu verdanken, dass die Grünen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien und sich auch der Wirtschaft geöffnet hätten. Sein Herzensthema sei der Föderalismus gewesen, nun schließe sich der Kreis – „unser Mann“ gehe nach Baden-Württemberg. Dieser sprach von zehn guten Jahren und dass Politik nicht schlecht geredet werden dürfe. Dem Abgeordnetenhaus riet Ratzmann, sich als Vollzeitparlament und mit weniger Mitgliedern besser aufzustellen. Am Ende hob er generös das Glas, der künftige Referatsleiter für Europa und Justiz: „Auf Berlin, auf das Parlament und auf die Regierung, lieber Klaus!“ Ulrich Zawatka-Gerlach

Ein Porträt  der Grünen-Politikerin Kerstin Andreae, die mit Ratzmann verheiratet ist, finden Sie auf der Meinungsseite

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