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Berlin: Vom Kreisel bleibt nur die Fassade

Ab 2013 soll das Hochhaus saniert werden Das Kunstkraftwerk-Projekt ist noch im Rennen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Für die Sanierung des Steglitzer Kreisels rechnet Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) mit einer „zeitnahen Baugenehmigung“. Der Antrag wurde im Januar bei der obersten Bauaufsicht eingereicht. Nach den Plänen der Finanzverwaltung könnten die Arbeiten am Hochhaus, das länger als vier Jahre leer steht, Anfang 2013 beginnen. Das Gebäude wird dann vom Asbest befreit. Vom 119 Meter hohen Büroturm am Ende der Schlossstraße in Steglitz bleiben anschließend nur noch der Kern des Treppenhauses, die Geschossdecken, ein Aufzug, die Notbeleuchtung und eine provisorische Fassade übrig.

In diesem Zustand könnte das Hochhaus „theoretisch vier bis fünf Jahre verbleiben“, teilte die Finanzverwaltung des Senats in einem vertraulichen Schreiben dem Parlament mit. Sollte der Kreisel anschließend nicht abgerissen, sondern neu genutzt werden, muss die Fassade aus baurechtlichen Gründen komplett erneuert werden. Derzeit gibt es nach Angaben der Finanzbehörde noch fünf Kaufinteressenten, „die ihr Interesse mehr oder weniger aktiv verfolgen“. Sie wollten das Hochhaus gewerblich oder für Wohnungen nutzen.

Nur ein Interessent wäre bereit, den Kreisel im unsanierten Zustand zu erwerben. Dabei handelt es sich um den Architekten Gert Eckel und den Chef der Meridian-Stiftung, Michael Arndt, die das Gebäude auf 15 Jahre befristet als illuminiertes „Kunstkraftwerk“ nutzen wollen. Sie schlagen vor, dafür eine Projektgesellschaft unter Beteiligung des Landes Berlin zu gründen. Auf der mit Sonnenenergie bespielten Fassade könnten sich Lichtkünstler austoben oder Museen ihre Ausstellungen anpreisen. Ein Ort der Begegnung mit jüdischer Kultur, Lagerräume für Künstler und eine Gastronomie in den Obergeschossen rundet das Konzept ab. Das originelle Projekt ist offenbar noch im Rennen. Die Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof und der Chef der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), Sven Lemiss, haben den Architekten Eckel kurzfristig zu Gesprächen eingeladen. Wenn daraus nichts wird, soll der Kreisel nach der Asbestbeseitigung, für die 31,3 Millionen Euro eingeplant sind, möglichst schnell abgestoßen werden. „Die Erfolgsaussichten einer Vermarktung werden grundsätzlich als positiv eingeschätzt“, steht in der Vorlage der Finanzbehörde.

Vorbereitet wird die Sanierung von einer Arbeitsgemeinschaft, an der die Firmen Convis, Specht, Kalleja & Partner, BLS Energieplan und die Gesellschaft für Sicherheit und Umwelttechnik beteiligt sind. Die europaweite Ausschreibung der Bauleistungen wird voraussichtlich im Juli erfolgen. Bei alledem ist der Senat auf die Zustimmung des Miteigentümers der Steglitzer Immobilie, die Unternehmensgruppe Becker & Kries, angewiesen. Zurzeit wird ein Vertrag ausgehandelt. Bisher verursacht der Kreisel nur Kosten: Für die Bewirtschaftung des leer stehenden Hauses wurden seit 2008 über 2,4 Millionen Euro ausgegeben, in diesem Jahr kommen 715 000 Euro hinzu. Ulrich Zawatka-Gerlach

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