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Neben der BVG sind morgen die Berliner Wasserbetriebe und die Stadtwerke Cottbus von Verdi-Warnstreiks betroffen. (Archivbild)

© Soeren Stache/dpa

Vor der nächsten Verhandlungsrunde in Berlin: BVG hält Einigung im Tarifstreit bis zum 21. März für möglich

Am Mittwoch gehen die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft in eine neue Runde. BVG-Vorständin Zeller-Grothe sieht einen „Einigungswillen“ auf beiden Seiten. Nun müsse auch Verdi Kompromisse eingehen.

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Seit zwei Monaten wird bei der BVG ums Geld gestritten. Drei Warnstreiks gab es, es gilt ein Ultimatum der Gewerkschaft, dass bis 21. März ein „akzeptables“ Angebot auf dem Tisch liegen muss. Nun fragen sich die Fahrgäste: Kommt es noch zum großen, unbefristeten Streik? Wochenlang, so wie 2008?

Am Mittwoch treffen sich beide Seiten zur fünften Verhandlungsrunde. Am Tag davor zeigt sich BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe optimistisch. „Der Einigungswille ist spürbar“, sagte sie vor Journalisten. „Am Mittwoch gilt es, an Vereinbarungen einen Haken zu machen“.

Dies sei zu schaffen, „wenn beide Seiten Kompromisse eingehen“, sagte die BVG-Vorständin, die die Verhandlungen leitet. Ein erster Haken könnte zum Beispiel beim Thema Zulagen gemacht werden. Hier hat die BVG kräftige Erhöhungen in Aussicht gestellt.

Auch die Laufzeit könnten beide Seiten abhaken: Verdi wollte ein Jahr, die BVG vier Jahre. Die BVG bietet als Kompromiss an, sich genau in der Mitte zu treffen, also bei 2,5 Jahren. Als verbleibender Knackpunkt gilt Verdis Lohnforderung von 750 Euro im Monat.

Eine komplette Einigung werde es am Mittwoch sicher nicht geben, aber hoffentlich in der kommenden Woche bei der dann sechsten Verhandlungsrunde, so ist in der BVG zu hören. An dem Tag läuft das vor fünf Wochen gestellte Ultimatum von Verdi aus: Wenn bis 21. März kein akzeptables Angebot vorliegt, hat Verdi unbefristete „Erzwingungsstreiks“ angekündigt.

Was „akzeptabel“ bedeutet, hat die Gewerkschaft nicht näher erläutert. Die BVG hat bislang ein Plus von 16,3 Prozent angeboten, das sind am Ende der Laufzeit 425 Euro mehr in der Lohntüte. Bei den Fahrern ergäbe sich ein Plus von 550 Euro, die angehobenen Zulagen mit eingerechnet. Der Personalaufwand stiege für die BVG um 115 Millionen Euro pro Jahr.

Verdi fordert 750 Euro mehr pro Monat

© Jörn Hasselmann

Auf drei Jahre gerechnet sind das 345 Millionen Euro. Knapp die Hälfte davon sichert das Land im laufenden Verkehrsvertrag der BVG für Lohnsteigerungen zu. Den Rest muss die BVG alleine stemmen. Mehr sei „wirtschaftlich nicht vertretbar“, hieß es am Dienstag. Aus Sicht der BVG ist nun die Gewerkschaft dran, Kompromisse einzugehen. Die BVG hat seit Mitte Januar drei immer weiter verbesserte Angebote vorgelegt.

Verdi verteidigt die 750-Euro-Forderung so: Nur mit deutlich mehr Geld werde die BVG wieder ein attraktiver Arbeitgeber. Verdi schürt seit Wochen die Sorge, dass der BVG die Fahrer weglaufen, weil sie selbst im Umland besser verdienen. Bundesweit steht Berlin aktuell im Lohnvergleich der Fahrer auf dem letzten Platz.

334
Menschen hat die BVG im Januar und Februar eingestellt

Die BVG zeichnet ein anderes Bild: „Der Trend der BVG als attraktive Arbeitgeberin setzt sich 2025 fort“, hieß es am Montag in einer Mitteilung. Im Januar und Februar wurden 334 Menschen eingestellt, man habe aus 5500 Bewerbungen auswählen können, berichtete Jenny Zeller-Grothe. Die Fluktuation steige zwar, liege aber noch knapp unter zehn Prozent, hieß es.

Was die BVG in dieser Mitteilung verschwieg: Die Suche nach Fahrern bindet sehr viel Personal, das Einarbeiten ständig neuer Kollegen ist das Gegenteil von effizienter Arbeit.

2024 hat das landeseigene Unternehmen 56 Millionen Euro Verlust gemacht, wie gerade bekannt wurde. So musste die BVG viel zusätzliches Personal einstellen, weil in der letzten Tarifrunde 2021 die Arbeitszeit von 39 auf 37,5 Stunden gesenkt wurde. Das Personal wuchs um elf Prozent, das Angebot nur um drei Prozent.

Künftig will die BVG wieder sparen, und zwar in der Verwaltung. In den vergangenen Jahren seien zu viele Menschen im Überbau eingestellt worden. Diese Fehlentwicklung müsse korrigiert werden, heißt es nun in der BVG. Eine Kündigungswelle werde es nicht geben, man setze auf natürliche Fluktuation und Abgänge durch Renteneintritt.

Einsparungen könnten auch durch mehr Digitalisierung erzielt werden – und durch einen Verzicht auf Bargeld. Die im Unterhalt sehr teuren Ticket-Automaten werden kaum genutzt, da die meisten Menschen mit Monatskarten oder Handytickets unterwegs sind. Vorbild könnte das polnische Breslau sein: Hier gibt es in Bussen und Bahnen seit Jahren kein Bargeld und auch keine Papiertickets mehr. Alles ist digitalisiert.

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