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Rainer Schwarz ist für Berlin und Brandenburg für den Bau des neuen Flughafens vorerst unverzichtbar.

© dapd

Umstrittener Flughafen-Chef: Warum Rainer Schwarz trotzdem weiter machen darf

Wenige Tage nach dem Debakel um die geplatzte Flughafeneröffnung wurde Chefplaner Manfred Körtgen entlassen. Nun schwindet auch das Vertrauen in den Geschäftsführer Rainer Schwarz. Doch er bleibt. Warum eigentlich?

Diese Konstellation dürfte es nicht oft geben: Die Eigentümer trauen dem von ihnen eingesetzten Geschäftsführer nicht mehr – lassen ihn aber unverdrossen weitermachen. So kann Flughafenchef Rainer Schwarz in seinem kleinen Büro im 30er-Jahre-Bau auf dem Flughafen Schönefeld bleiben. Noch. Nach dem Desaster um die geplatzte Eröffnung des Flughafens musste nur der für den Bau verantwortliche Geschäftsführer Manfred Körtgen seinen Schreibtisch räumen. Das ging ganz schnell. Inzwischen ist offenbar nicht nur das Vertrauen des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU) in die Verlässlichkeit des Airportchefs erheblich gestört. Nachdem Mitglieder der vom Ministerium eingerichteten Sonderkommission von der Teilnahme am Stresstest für die Brandschutzanlage in der vergangenen Woche kurzfristig ausladen worden waren, hatte das Ministerium ein Ende der „Heimlichtuerei und Schönrederei“ gefordert.

Mangelnde Transparenz und Kontrolle moniert auch der Bundesrechnungshof bei den ausufernden Kosten für das Großprojekt. Nach einem Bericht des Magazin „Focus“ hätten die Bundesministerien für Verkehr und Finanzen kaum eigene Risikobewertungen vorgenommen und sich zu sehr auf die Angaben der Flughafengesellschaft verlassen. Die Glaubwürdigkeit des Flughafenchefs steht damit einmal mehr infrage.

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Wie Insider berichten, hätten die drei Eigentümer der Flughafengesellschaft – Berlin, Brandenburg und der Bund, die für Kredite von 2,4 Milliarden Euro geradestehen – Schwarz am liebsten sofort gefeuert, auch wenn es offiziell heißt, Schwarz habe einen gültigen Vertrag, der in den Gremien von keinem der Anteilseigner infrage gestellt worden sei.

Die Mienen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und des Brandenburger Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (beide SPD) waren eisig, als sie am 8. Mai mitteilen mussten, dass der Flughafen nicht am 3. Juni in Betrieb gehen könne. Schwarz saß düpiert neben dem Aufsichtsratschef Wowereit und dessen Stellvertreter Platzeck. Fast kleinlaut sagte er am Schluss: „Ich würde gern künftig genauso intensiv für das Projekt BER weiterarbeiten, wie ich es bisher getan habe.“ Er durfte.

Die Suche nach einem Nachfolger wäre schwierig.

Woher sollten Wowereit und Platzeck auf die Schnelle Nachfolger für beide Geschäftsführer finden? Am Geld kann’s nicht nur liegen. Zumindest der Job von Schwarz ist gut dotiert; 355 000 Euro erhielt er 2011. Trotzdem war es stets schwer, gute Geschäftsführer nach Berlin zu holen, die selten eine lange Verweilzeit hatten. Der Job gilt als hochriskant; zu viel kann schiefgehen. Nicht nur beim Flughafen-Ausbau. Auch später soll der BER florieren.

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Schwarz kam 2006 zum Flughafen; geholt vom Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit. Der Vertrag wurde inzwischen bis 2016 verlängert. Ein vorzeitiges Ende würde daher teuer, denn ohne eine Ablösung dürfte Schwarz nicht gehen. Unter welchen Bedingungen der Vertrag mit Körtgen aufgelöst worden ist, sagt Wowereit nicht. Alles vertraulich.

Als Macher war Schwarz eingestuft worden. Forsch ging er ans Werk. 2006 wurde der Grundstein für den Flughafen-Ausbau gelegt. Vom einstigen Elan ist aber nichts mehr zu spüren, möglicherweise, weil ihn Wowereit an die kurze Leine genommen hat, wie man munkeln hört. Am Flughafen geht’s derzeit nach Tagesspiegel-Informationen nicht voran. Es gibt kein Gefühl des „Jetzt-erst-recht“; man lässt die Zügel schleifen. Hier zeigt sich auch, dass es Schwarz bei vielen Mitarbeitern nicht geschafft hat, ein „Wir-Gefühl“ zu erzeugen.

Jetzt ruhen die Hoffnungen auf Körtgen-Nachfolger Horst Amann, der am 1. August neuer technischer Geschäftsführer wird. Hat der 59-Jährige, der zuletzt beim Flughafen Frankfurt (Main) beschäftigt war, Erfolg, könnte er Chef werden. Vorerst aber bleibt Schwarz. Auch als „Kugelfang“, wie ein Insider sagte. Geht jetzt wieder etwas schief, wäre Schwarz der Verantwortliche. Ohne ihn als Sündenbock stünden Wowereit und Platzeck bei der nächsten Pleite dann allein im Regen.

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