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Für einen Tag standen in Grünheide bei Tesla die Wasserhähne still.

© imago images/ZUMA Wire

Gigafactory in Grünheide: Warum Tesla das Wasser abgedreht wurde

Weil eine Rechnung ausstand, hatte die Tesla-Baustelle kurzzeitig kein Wasser. Was steckt dahinter?

Das Wasser auf der Tesla-Baustelle in Grünheide läuft wieder, der Hahn ist auf, Beton kann gemischt werden. Für einen Tag war hier am Donnerstag das Wasser abgedreht, der Grund dafür machte bundesweit Schlagzeilen: unbezahlte Rechnungen des US-Konzerns, der hier seine Gigafactory errichten will. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) rät zu Gelassenheit:

„Das ist nicht schön, das hätte so auch nicht sein müssen“, sagte Steinbach am Freitag dieser Zeitung. „Aber bei einem so großen Projekt wie der Gigafactory, das von allen Beteiligten mit hohem Engagement verfolgt wird, wo alle unter Hochspannung stehen, gibt es eben auch mal kleinere Pannen.“ Der Minister fügte hinzu: „Ich bin mir sicher, dass die kurzzeitige Unterbrechung keine Auswirkungen auf das Vorhaben und den ambitionierten Zeitplan haben wird. Gleichwohl sollten beide Seiten aus dem Geschehen lernen, um künftig solche unnötigen Reibungsverluste zu vermeiden.“
Zuvor hatte der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der 170.000 Einwohner in der Region mit Trinkwasser ver- und die Abwässer entsorgt, die Sperre wieder aufgehoben. Das bestätigte Sprecherin Sandra Ponesky am Freitagvormittag auf Anfrage: Der Zahlungseingang sei erfolgt und das Wasser wieder angedreht worden.      
Wie berichtet, hatte der WSE am Donnerstag kurzerhand den Bauwasser-Zufluss für die Großbaustelle der neuen Gigafactory am östlichen Berliner Ring gekappt, da Tesla Rechnungen über 15.000 Euro nicht bezahlt und auf Mahnungen und eine vor zwei Wochen angekündigte Liefersperrung nicht reagiert hatte.

Dem Vernehmen nach soll die US-Zentrale des von Elon Musk geführten Elektroautobauers zum einen Schwierigkeiten mit der Art der Rechnung des märkischen Verbandes gehabt haben. Zum anderen soll Tesla dem WSE kurz vor der Sperrung angekündigt haben, dass die internationale Überweisung veranlasst, das Geld unterwegs sei. Das reichte dem Verband nicht, der den Hahn dennoch zudrehen ließ. Maßgeblich sei der Eingang auf den Konten, „wie bei jedem anderen auch“, erklärte Ponesky.

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Vermutungen, dass der Verband Tesla eine Lektion erteilen wollte, damit der Konzern künftig pünktlich zahlt, widerspricht der WSE. Es sei der ganz normale Geschäftsgang in diesen Fällen, so Ponesky. „Wir sind in Vorleistungen gegangen. Wir haben geliefert. Das muss selbstverständlich bezahlt werden.“  Künftig wird es um ganz andere Summen gehen. Nach dem Erschließungsvertrag, den Tesla erst in der Nacht zum Mittwoch unterschrieben hatte, erhält die Gigafactory, in der ab Juni 2021 die ersten Fahrzeuge der Y-Reihe vom Band rollen sollen, vom Wasserverband jährlich bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Dafür muss in kurzer Zeit – bis Anfang 2021 – eine Wasserleitung vom Gewerbegebiet Freienbrink zur Tesla-Baustelle und eine Abwasserleitung nach Erkner verlegt werden.

Tesla plant drei Erweiterungen

Die 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr sind das Maximum, was der Verband nach eigenen Angaben liefern kann. Wenn die Fabrik weiter ausgebaut wird, muss das zusätzliche Wasser anderswo herkommen. Immerhin plant Tesla drei Erweiterungen. 

Brandenburgs Umweltbehörden suchen dafür derzeit nach einer langfristigen Lösung. In Teilen der Bevölkerung ringsum gibt es nach wie vor Bedenken, dass die neue Fabrik der Region das Wasser abgraben könnte, es zu sinkenden Wasserständen in nahegelegen Seen und Problemen bei der Wasserversorgung kommen könnte. 

Träger des Wasserverbandes Strausberg-Erkner sind sechzehn Kommunen der Region, darunter auch einige, in denen die neue Gigafactory kritisch gesehen wird. Bei der kürzlichen Mammut-Anhörung von Bürgerinitiativen, Anwohnern und Naturschützern hatten auch die Berliner Wasserbetriebe Bedenken geäußert und auf ein Reinheitsgebot der Tesla-Abwässer gepocht, die im Klärwerk Münchehofe gereinigt werden sollen. Für Kritiker dürfte der abgedrehte Hahn Wasser auf den Mühlen sein.

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