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Enttäuschung auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor nach dem Aus gegen Südkorea

© imago/photothek/Florian Gaertner

Nach dem WM-Aus: Was wird jetzt aus der Berliner Fanmeile?

Aus und vorbei: Heute fliegen Jogis Jungs nach Deutschland zurück. Fußballgucken geht auf der Fanmeile trotzdem noch – bis zum Finale.

"Es hat der Löw aus Juda Stamm heut siegreich überwunden" - während humorige Kirchenmusiker mit dieser Zeile aus dem Evangelischen Gesangbuch (114,6) am vergangenen Sonntag im Gottesdienst noch die kroosartige Emotionen-Achterbahnfahrt vom Sonnabend ehrten, bleibt von der Euphorie an diesem Donnerstagmorgen wenig übrig.

Aus, aus, aus. Und vorbei natürlich. Jogis Löwen sind am Tag 0 der hiesigen Post-WM-Zeitrechnung zu handzahmen Kätzchen gewordern. Heute fliegen die Spieler zurück nach Deutschland, ferner allerdings könnte ein begeisterter Empfang wie vor vier Jahren auf der Fanmeile, dem Erscheinen des Messias gleich, kaum sein.

Apropos Fanmeile: Was wird aus der nun eigentlich? Mit endlosen Massen schwarz-rot-goldener Fußballbegeisterung ist nun wohl nicht mehr zu rechnen. Das gestrige und letzte Spiel der Deutschen - gegen Südkorea - war ein fulminanter Abschluss. "Es war sehr sehr voll", so Anja Marx, Pressesprecherin der Fanmeile am 17. Juni. "Wir mussten die Eingänge früh schließen. Ich denke, es waren über 100.000 Besucher, also eine Auslastung von über 90 Prozent."

"Es gibt noch andere Nationen in dieser Stadt"

Und: "Natürlich machen wir weiter", so Marx am Donnerstag. "Kollegen vom ZDF haben mir heute morgen auch die Frage gestellt. Da habe ich nur zurückgefragt, ob sie jetzt weiter die WM-Spiele übertragen oder aufhören, zu senden. Die Achtelfinals am Wochenende hätten wir ohnehin gezeigt, die wären ja auch ohne deutsche Beteiligung gewesen." Und auch wenn Montag und Dienstag unter einem milderen Fußballgott eigentlich mit deutscher Beteiligung stattgefunden hätten - "das ist jetzt nunmal nicht so´", sagt Marx nüchtern. Zeigen werde man die Spiele aber wahrscheinlich trotzdem. "Es gibt ja auch noch andere Nationen in dieser Stadt."

Die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) sagte laut RBB-Inforadio, man müsse abwarten, wie die Fanmeile bei den K.O.-Spielen auch ohne deutsche Beteiligung angenommen werde. Eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung konnte das dem Tagesspiegel allerdings noch nicht bestätigen. 

Mit den Standbetreibern wird nun individuell verhandelt. "Die meisten werden bleiben", kündigt Marx an. Auch in der Vorrunde habe es ja viele Tage gegeben, an denen kein Spiel gezeigt wurde, viele Händler aber trotzdem ihre Stände öffneten. "Denn dann ist ja hier Fußgängerzone, am Brandenburger Tor sind jeden Tag 10.000 Touristen."

Braucht jetzt keiner mehr: Deutschgland-Merch
Braucht jetzt keiner mehr: Deutschgland-Merch

© Andreas Arnold/dpa

Schwer wird es für die Stände mit Deutschland-Merchandise. "Die können umnähen und Belgienflaggen draus machen", scherzt Marx. Und wird dann wieder ernst: "Nein, in diesen Fällen wird man individuell verhandeln müssen, ob eine Entschädigung der Standmiete möglich ist."

Mehr könne sie nicht sagen, da sie die genauen Vertragsklauseln nicht kenne. Denkbar seien Entschädigungen natürlich, andererseits würden die Händler das Risiko kennen. "Die Miete ist eine Mischkalkulation - wenn Deutschland Weltmeister wird, gehen wir ja auch nicht hin und wollen noch mehr Miete."

Wem nach diesem WM-Absturz am Sonntag nicht mehr nach Kirchenliederträllern zumute ist - dem sei die kontemplative Bibellektüre ans Herz gelegt. Etwa Lukas 1, 52: "Er stößet die Gewaltigen vom Throne und erhöht die Niedrigen."

Die Fanmeile bleibt

Am Donnerstagmittag stand es dann fest: „Die Berliner Fanmeile bleibt bis zum Schluss der Weltmeisterschaft.“ So verkündete es Dorothee Winden, Sprecherin der Berliner Senatsverwaltung, auf Anfrage des Tagesspiegels und lieferte die Begründung gleich mit: „Die Fanmeile ist ein friedliches Fest für alle Fußballfans. Das geht weiter, auch wenn Deutschland leider ausgeschieden ist.“

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