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Wenn der Berliner Senat kürzt: „Mit einem Lächeln ist Familien nicht geholfen“
Bei der Vorstellung des Familienberichts ging es mal wieder um Kürzungen. Senatorin Günther-Wunsch tat, was sie immer tut: Lächeln und so tun, als sei das alles nicht so schlimm.

Stand:
In der Nacht zu Montag hatte Kazım Erdoğan, Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen, einen schönen Traum: „Ich habe geträumt, dass im nächsten Jahr alle Einsparungen und Kürzungen zurückgenommen werden“, sagte er am Montag bei der Vorstellung des Berichts, der dem Senat klarmachen soll, wie es den Berliner Familien geht. Alle fünf Jahre wird so ein Bericht vom Beirat herausgegeben. Und dieses Mal sieht es besonders unschön für die Zukunft von Eltern und Kindern aus. Dass Erdoğans Traum in Erfüllung gehen könnte, ist mehr als unwahrscheinlich.
Während er von seinem Traum erzählte, saß Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) lächelnd neben ihm, um danach freundlich und kompetent wirkend zum wiederholten Mal abzuspulen, warum Kürzungen im Bildungs-, Jugend- und Familienbereich unvermeidbar seien. Warum es den Bereich im Vergleich zu anderen doch gar nicht so schlimm getroffen habe. Und dass sie sich wohlüberlegt habe, wo und wie sie so kürzt, dass noch genug übrig bleibe. Dann zählte sie wie immer all die „Erfolge“ für Familien, Kinder und Jugendliche auf, die sie und der schwarze-rote-Senat schon vorzuweisen hätten.
Wichtige Strukturen gefährdet
Sicher, für Pflegefamilien hat sie zum Beispiel einiges erheblich verbessert. Schließlich ist sie selbst Pflegemutter. Aber was ist mit all den anderen Familien? Und mit den Fachkräften, die im Familien-, Bildungs- und Jugendhilfebereich arbeiten und ihr bei solchen Veranstaltungen immer wieder hilflos und resigniert zuhören, während sie nicht wissen, wie es mit ihren Projekten weitergehen wird?
Sie alle sind von den angeblich unvermeidbaren Kürzungen betroffen. Seit Monaten werden teils täglich, teils wöchentlich solche Kürzungen bekannt, viele davon betreffen die soziale Infrastruktur der Stadt für Kinder, Jugendliche und Familien. Vor einigen Wochen schlug der Beirat für Familienfragen schon Alarm. So würden wichtige Präventions- und Unterstützungsstrukturen gefährdet, die gerade erst „mühsam aufgebaut wurden und durch hohe Facharbeit bereits Erfolge erzielen konnten. Plötzliche Leistungsunterbrechungen oder -auflösungen führen zu nachhaltigen Schäden in den Angebotsstrukturen und einem Vertrauensbruch bei den Familien, die im Hilfeprozess ihre Bezugs- und Schutzpersonen verlieren.“
Am Montag formulierte Erdoğan das nun diplomatischer und verwies auf seinen Traum.
Der Ort, an dem der Familienbericht vorgestellt wurde, verrät allerdings einiges: Beim Familienzentrum an der Hermann-Boddin-Schule in Neukölln, das als Modellprojekt dabei helfen soll, die teils sehr schwierige Elternklientel besser einzubeziehen, wurde schon wenige Wochen nach der Einführung erheblich bei den Stunden der Mitarbeiterinnen und den Projektmitteln gekürzt. Eine Mitarbeiterin musste gar um ihre Stelle bangen.
Ob sie schon wisse, ob das Modellprojekt fortgeführt werden könne, wird Günther-Wunsch gefragt. Die zeigt ihr verständnisvollstes Lächeln und sagt, das hänge von den Haushaltsmitteln ab. Sie könne da noch keine Zusagen geben.
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