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Erkennen Sie es? Eine vollbesprühte Bahn - aus der Dokumentation "Unlike U", die Sprayer beim Sprayen zeigt.

© Promo

Graffiti in Berlin: Wenn die U-Bahn plötzlich bunt ist

In Berlin findet ein Kunst-Festival statt, doch die Kunst landet auf U-Bahnoberflächen. Wenn die besprühten Waggons zur Reparatur müssen, werden die Züge kürzer. Und die BVG kommt das teuer zu stehen.

Die BVG mag an keinen Zufall glauben: Am Wochenende des 23. und 24. August fanden in Berlin die zweiten Berlin Graphic Days statt – und zeitgleich nahmen Graffiti an U-Bahn-Zügen sprunghaft zu. Weil die BVG beschmierte Züge aber schnell reinigen will, was nur in den Werkstätten möglich ist, mussten mehr Fahrzeuge als geplant aus dem Verkehr gezogen werden. Die Folge: Auch auf wichtigen Linien waren nun Züge mit weniger Wagen als sonst im Einsatz. Sie waren meist gut besetzt.

Aktive Sprayer mischen in der Street-Art-Szene mit

Die Berlin Graphic Days sind ein Festival für Zeichner, Illustratoren und Street-Art-Künstler, an dem sich rund 100 Aussteller im „Kater Holzig“ beteiligt hatten. Unter den Zeichnern seien auch ehemalige oder noch aktive Sprayer, heißt es in der Szene. Ob sie oder Besucher auch außerhalb des Festivals aktiv geworden sind, ist nicht bewiesen; intern schließt man bei der BVG aber einen Zusammenhang nicht aus, weil die Vorfälle sich zeitgleich gehäuft hätten.

Die BVG hat keine Reserven

Die Bilanz eines Tages: Am Bahnhof Zoo wurde ein Wagen auf einer Fläche von 28 Quadratmetern besprüht, am Breitenbachplatz waren es zwei Wagen mit zusammen 33 Quadratmetern, an der Osloer Straße drei Wagen mit 26 Quadratmetern und am Spittelmarkt ein Wagen mit 20 Quadratmetern. Da bei der U-Bahn technisch immer zwei Wagen ein betriebliches Pärchen bilden, müssen mindestens zwei Wagen in die Werkstatt, auch wenn nur einer beschmiert ist. Große Reserven aber hat die BVG nicht mehr, so dass schnell ein Mangel im Betrieb entsteht. Züge habe man aber nur außerhalb der Hauptverkehrszeiten verkürzt, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz.

Kürzere Züge mit sechs statt acht Wagen waren unter anderem auch auf der U 2 (Pankow–Ruhleben) unterwegs, die zu den nachfragestärksten im Netz gehört.

Berlin zieht Sprayer aus aller Welt an

Unabhängig von den Graphic Days gilt Berlin in der Szene schon seit Jahren als Hauptstadt, die Sprayer aus aller Welt anzieht. Ertappte Spanier gaben vor kurzem an, sie hätten angenommen, Sprayen sei legal in Berlin.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die BVG monatlich durchschnittlich 27 Schmierereien; der Aufwand beim Beseitigen lag jeweils bei etwa 6400 Euro. In diesem Jahr waren es im August 44 – bei Kosten in Höhe von durchschnittlich 8000 Euro.

Fünf Mal wurden Täter erwischt; eine überdurchschnittlich hohe Zahl. Bei der BVG führt man dies auf „unerfahrene Spray-Touristen“ zurück, die die Anlagen hier nicht gut kennen. Die Abstellanlagen für die Züge werden per Infrarot überwacht, was Ortsunkundige häufig nicht wissen.

Die S-Bahn registrierte nach Angaben eines Sprechers keine Zunahme von Sprayattacken. Beschmierte Züge waren nach Beobachtungen von Fahrgästen aber des Öfteren zu sehen.

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