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Kapriziöses Genie: Billy Corgan mit The Smashing Pumpkins im August 2023.

© IMAGO/Cover-Images/IMAGO/LARRY MARANO

Wer ist der gefallene Engel des Grunge?: Sechs Berliner Konzerte als Gegenprogramm zur Fußball-EM

Diese Woche geben alte Helden und junge Hoffnungsträger in Berlin Konzerte. Das Beste daran: Für die meisten gibt’s noch Tickets!

Von Jörg Wunder

Stand:

Jeden Abend 22 Männern zuschauen, die einem Ball hinterher rennen? Es gibt auch Alternativen. Zum Beispiel Konzerte. Sechs davon möchten wir Ihnen ans Herz legen.

1 Der irre Kürbiskönig: The Smashing Pumpkins

Billy Corgan (Foto) ist 57 und seit 35 Jahren einziges konstantes Mitglied und unumstrittenes Mastermind der Chicagoer Rockband The Smashing Pumpkins. Nun gilt Corgan, vorsichtig formuliert, als schwierige Persönlichkeit. Was ihn nicht davon abgehalten hat, für die Smashing Pumpkins einige der schönsten Rocksongs der 90er-Jahre zu komponieren.

Die Alben „Siamese Dream“ (1993) und „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ (1995) gelten als Post-Grunge-Meisterwerke. Corgan sang in albtraumschönen Songs wie „Cherub Rock“ oder „Tonight, Tonight“ nicht nur wie ein gefallener Engel, er spielte auch höllisch lodernde Gitarrensoli.

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Mit erratischem Gebaren und schroffen Industrial-Sounds läutete das kapriziöse Genie einen Entfremdungsprozess von den Fans ein, der in der entrüsteten Ablehnung des jüngsten Konzeptalbums „ATUM“ gipfelte, das von „Pitchfork“ als „intergalaktische, techno-libertäre Rock Oper“ gelabelt wurde. Und auch so klingt.

Dass die Smashing Pumpkins, zumal in der aktuellen Besetzung mit den zurückgekehrten Ur-Mitgliedern James Iha (Gitarre) und Jimmy Chamberlin (Drums), eine großartige Live-Band sind, die auf ein einzigartiges Repertoire zurückgreifen kann, steht auf einem anderen Blatt.

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2 Die Verwandlung: James Vincent McMorrow

Hart war er früher: Der irische Songwriter James Vincent McMorrow.

© Rich Gilligan

Natürlich hätte alles ganz anders kommen können: Als Jugendlicher war James Vincent McMorrow, geboren 1983 in Dublin, begeistert von knüppelharten Rock-Innovatoren wie At The Drive-In oder Refused und trommelte in Amateurbands ähnlicher Ausrichtung.

Als der Ire 2010 sein Solodebüt „Early in The Morning“ herausbrachte, hatte sich sein Sound in etwas verwandelt, das der Titel des nächsten Albums auf den Punkt brachte: „Post Tropical“.

Zwischen den Folk-Delirien eines Devendra Banhart und den Americana-Meditationen von Bon Iver hat McMorrow seine Songwriter-Nische gefunden, die er mit seiner unverkennbar hohen Stimme auf dem tollen neuen Album „Wide open, Horses“ exquisit auskleidet.

3 Haben die Haare schön: Greta Van Fleet

Halbnackt im Wind: Die Hardrockband Greta Van Fleet.

© Promo/Trinity

Greta Van Fleet haben die Haare schön. Das ist auch das mindeste, wenn man sich, wie das Quartett aus der Kleinstadt Frankenmuth, Michigan, auf ein Reenactment der goldenen Ära des Hardrock mit kolossal erfolgreichen Bands wie Led Zeppelin, The Who oder Deep Purple kapriziert hat.

Zur optischen Mimikry kommt eine musikalische: Die Riffgewitter und flinkfingrigen Soli von Jake Kiszka verweisen auf die Led-Zep-Gitarrenlegende Jimmy Page, der Quetschgesang seines Zwillingsbruders Joshua ist in den höheren Lagen dem von Robert Plant ähnlich.

Erfreulicherweise beschränken sich Greta Van Fleet aber nicht auf eine Nostalgieshow, sondern lassen auch Zeitgenössisches in ihren historischen Hardrock-Diskurs einfließen.

4 Garage Rock: The Gories & The Detroit Cobras

Seit 1986 vereint: The Gories

© Alain Bib

Mindestens ein Jahrzehnt, bevor das Garage-Rock-Revival mit den White Stripes und Black Keys zum Massenphänomen wurde, zollten in Detroit junge Bands den Pioniertaten von MC5 und The Stooges Tribut.

Heute sind sowohl The Gories als auch The Detroit Cobras selbst schon wieder im Nebel der Rockgeschichte verschwunden.

Was aber nicht heißt, dass es sie nicht mehr gibt: Während die Cobras trotz personeller Fluktuation 30-jähriges Bandjubiläum feiern, gibt es die Gories (mit Unterbrechungen) schon seit 1986, in stets gleicher Besetzung (Foto, von links): Gitarrist Dan Kroha, Schlagzeugerin Peggy O’Neill und Sänger Mick Collins.

5 Friede auf Erden: Konstantin Wecker

Unbeugsamer Entertainer: Konstantin Wecker.

© IMAGO/Alexander Gonschior/IMAGO/Alexander Gonschior

Auch die „Zeitenwende“ durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat Konstantin Wecker nicht von seinen pazifistischen Überzeugungen abrücken lassen.

Wecker hat es sich nie leicht gemacht mit seinem politischen Engagement, das schon in den 1970ern weit über die in der westdeutschen Liedermacherszene üblichen Grußadressen an die Willy-Brandt-SPD hinausging.

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Zum Solitär wurde Wecker durch münchnerisches Temperament und sein Talent zur Selbstdarstellung, das stets von Können beglaubigt wurde: Dass von seinen über 40 Platten fast die Hälfte als Live-Alben veröffentlicht wurden, belegt Weckers herausragende Entertainerqualitäten.

Mit dem kammermusikalischen Programm „Lieder meines Lebens“ präsentiert der 77-Jährige mit seinem Pianisten und langjährigen Wegbegleiter Jo Barnikel persönliche Highlights – von den Anfängen bis heute.

6 Punk aus der US-Hauptstadt: Teen Mortgage

Dynamisches Duo: Teen Mortgage

© Promo/Trinity

Eine „Vermischung der Aggressivität des Ostküsten-Hardcore mit Garage/Surf-Einflüssen sowie einer Prise Pop“ konstatiert das Harte-Musik-Fachmagazin „Visions“ dem aus Washington D.C. stammenden Punk-Duo Teen Mortgage.

Die US-Hauptstadt ist dank Bands wie Minor Threat oder Government Issue seit Jahrzehnten ein Hotspot für Punk der härteren Gangart. In dieser Tradition bewegen sich auch Schlagzeuger Ed Barkauskas und der aus Liverpool zugezogene Gitarrist und Sänger James Guile, bei deren furiosen Liveshows, und hier zitieren wir wieder die „Visions“-Fachleute, „das Publikum ausflippt wie ein Rudel Kojoten auf der Jagd nach Beute.“

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