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Wer ist Karin?: Gesuchte Frau meldet sich im Fall von Ex-RAF-Terrorist Burkhard Garweg
Ein Handyvideo soll die Ermittler auf die Spur des untergetauchten Burkhard Garweg bringen. Darin spricht er eine Frau namens Karin an – die ist der Polizei nun bekannt.
- Ingo Salmen
- Mia Veigel
Stand:
Die bislang unbekannte Frau namens Karin, die in der Vergangenheit Kontakt zum Ex-RAF-Terroristen Burkhard Garweg hatte, hat sich beim Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen gemeldet.
Die Ermittler waren auf sie aufmerksam geworden, weil Garweg in einem Handyvideo einen Gruß an sie gerichtet hatte. Die kurze Sequenz hatten die Behörden im September in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... Ungelöst“ gezeigt. Erstmals bekam die Öffentlichkeit damals einen Eindruck von seiner Mimik und Gestik und konnte auch seine Stimme hören.
Zu sehen ist Garweg im ärmellosen Hemd und mit wuscheligen Haaren, wie er auf dem Fips-Wagenplatz im Berliner Ortsteil Friedrichshain, unweit des Bahnhofs Ostkreuz, lächelnd in eine Kamera blickt. Dabei sagt er: „Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin.“
In der Bauwagensiedlung soll Garweg sich über längere Zeit aufgehalten haben. Er war dort allerdings als „Martin“ bekannt. Als die Polizei nach der Ergreifung von Ex-Terroristin Daniela Klette Ende Februar in Kreuzberg auch den Wagenplatz durchsuchte, war Garweg jedoch schon entkommen. Er soll von Klette noch gewarnt worden sein. Das Video mit der Grußbotschaft soll im Jahr 2020 entstanden sein.
Die Bekannte namens Karin gilt als Zeugin, nicht als Beschuldigte in dem Fall. Weitere Angaben, etwa zu ihrer Identität oder der Art des Kontakts zu Garweg, machte das LKA Niedersachsen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht.
„Seelsorger“ Garweg hatte mutmaßlich mehrere Liebesbeziehungen
Garweg soll zahlreiche Verhältnisse zu Frauen gehabt haben. Laut dem Landeskriminalamt lebte Garweg im Jahr 2008 mit einer Frau in Neukölln. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gibt es jedoch Hinweise darauf, dass er neben dieser Beziehung noch eine weitere geführt haben könnte.
Die „Zeit“ berichtete außerdem, dass Garweg für mehrere Frauen eine Art „seelsorgerische“ Funktion übernommen habe, wobei sie regelmäßig zu längeren Gesprächen in seinen Berliner Bauwagen kamen. Diese Treffen sollten „nicht selten im Bett geendet“ haben.
Die Ermittler forderten auch diese Frauen auf, sich zu melden. Bislang hätten sie sich jedoch nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt, sagte ein LKA-Sprecher. Die Fahnder hofften aber, dass dies noch passieren werde. Insgesamt seien nach dem Aufruf bei „Aktenzeichen XY“ etwas mehr als 100 Hinweise eingegangen.
Garweg arbeitete als Fotograf – und umgab sich mit Jüngeren
Garweg, der wegen einer Serie von Raubüberfällen gesucht wird, besuchte zwischen 2008 und 2011 eine Fotografenschule in Berlin, wie das LKA inzwischen ermitteln konnte. Er soll mehrere Jahre in Neukölln gelebt und als Fotograf gearbeitet haben. In seiner Neuköllner Zeit habe Garweg sich in einem etwas jüngeren linken Milieu bewegt, sagte ein LKA-Sprecher der dpa. Die Menschen in diesem Milieu seien etwa zehn bis 15 Jahre jünger als er gewesen.
Der 56-jährige Garweg wird für eine Reihe von Raubüberfällen verantwortlich gemacht, die ab 1999 verübt wurden. Unter anderem soll er gemeinsam mit anderen ehemaligen RAF-Mitgliedern an Überfällen auf Geldtransporter und Supermärkte beteiligt gewesen sein, bei denen Millionenbeträge erbeutet wurden.
Besonders im Fokus stehen Überfälle in den Jahren 2015 und 2016 in Bremen und Niedersachsen. Gegen Daniela Klette (65), Ernst-Volker Staub (70) und Garweg wird wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes ermittelt. (mit dpa)
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