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Nachbarn am Südstern in Kreuzberg

© Corinna von Bodisco

Unter einem guten Stern: Wie Kreuzberger den Südstern zum Kiez-Treffpunkt gemacht haben

Kennenlernen und Helfen: In einem blauen Tiny-House hat die Bürgergenossenschaft Südstern ein Nachbarschaftscafé eingerichtet.

Auf dem Grünstreifen westlich des U-Bahnhofs Südstern in Kreuzberg steht ein kleines Holzhaus, das man wegen der 90 Meter hohen Kirche leicht übersehen könnte: Es ist das blaue Tiny-House der Bürgergenossenschaft Südstern e.V. – ein Knotenpunkt für nachbarschaftliches Engagement. Nachbar:innen können sich dort kennenlernen und einander helfen.

Zur Straße hin leuchtet in weißer Farbe der Schriftzug „Kiez-Kiosk“ – so heißt das Tiny-House. Auf der anderen Seite Richtung Grünstreifen sitzen etwa zwölf Leute an Holztischen, trinken Kaffee und unterhalten sich. Freitagnachmittag, kurz nach 16 Uhr: Zeit für das zweistündige Nachbarschaftscafé. Parallel wird ein „Repair Café“ zum Reparieren von diversen Gegenständen angeboten.

Das T-Shirt von Veit Hannemann, Mitgründer der Bürgergenossenschaft und seit drei Jahren Vorstand, hat dieselbe blaue Farbe wie das Tiny-House. Der 63-Jährige arbeitet hauptberuflich als Stadtteilkoordinator für die Tempelhofer Vorstadt im Nachbarschaftshaus Urbanstraße. Die Bürgergenossenschaft wurde 2015 dort gegründet; seitdem arbeitet man zusammen, auch wenn der Verein inzwischen in die Räume der Freiwilligenagentur in der Grimmstraße gezogen ist. (Mehr Infos: bg-suedstern.de)

Was am Südstern von der Nachbarschaft geleistet wird, das erklärt Veit Hannemann so: „Jeder hat irgendeine Fähigkeit, die er mitbringt. Eine Person kann kochen, eine andere handwerken, eine dritte versteht sich auf das Pflanzen.“ Die Nachbar:innen sollen sich gegenseitig helfen. Beim Freitags-Café spielen drei Nachbar:innen Qwirkle, eine Art Domino, bei der Steine mit gleicher Farbe oder Form aneinander gelegt werden. Nicht immer sind die drei vertieft in ein Spiel – oft gärtnern sie auch, sammeln Müll auf dem Platz ein oder hören einander zu.

Auch während der Freiwilligentage wird am Südstern saubergemacht: Am 17. September geht es um 15 Uhr los. Die Bürgergenossenschaft stellt erforderliche Werkzeuge und Hilfsmittel bereit und freut sich sehr über Freiwillige – auch Kinder sind willkommen.

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Das Café ist nur eines der vielen Aktivitäten und Angebote der Bürgergenossenschaft, das die Nachbar:innen nutzen. So startete Marianne Rätsch im Januar ein Angebot für Menschen, die jemanden zum Zuhören brauchen: „Das Ohr“. Es gibt drei Termine in der Woche. Manche kämen, weil sie niemanden zum Reden hätten, andere sagen: „Du, mir geht es heute richtig schlecht“, erzählt die 67-Jährige.

Christian Domrich bezeichnet sich als „Rasensprenger“, er engagiert sich beim „Grünen Stern“ – der Visitenkarte der Bürgergenossenschaft. Mit der Begrünung der Fläche am Eingang Körtestraße gegenüber vom vegetarischen Restaurant „Seerose“ wurde der Verein vor fünf Jahren bekannt. Davor war da eine Brache, jetzt wachsen Flieder, Stockrosen und ein Sammelsurium von Balkonpflanzen, die Leute zum Einpflanzen vorbeibringen. Gepflegt wird die Grünfläche jeden Sonnabendmittag von der „Gartengruppe“.

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Den Bau des Tiny-Houses haben die Engagierten ermöglicht. Auch der Lesekiosk nebenan, der ein bisschen wie eine Telefonzelle aussieht, ist Marke Eigenbau. Täglich kommen etwa 200 Leute vorbei, um Bücher zu bringen oder mitzunehmen, sagt Hannemann – bei jedem Wetter.

„Den Ort zu betreuen, ist wichtig“, betont Hannemann. Tatsächlich landet regelmäßig Müll auf dem Grünstreifen, viele Fahrradleichen gammeln an Bügeln neben dem U-Bahn-Eingang. Die Nachbar:innen haben viele Ideen zur Verbesserung des Umfelds: mehr Bäume und Bänke und ein doppelstöckiges Fahrradparkhaus. Eine öffentliche Toilette werde bald kommen. Außerdem will man einen Kiezblock anmelden, um den Durchgangsverkehr aus der Blücherstraße zu verbannen. 

Der Gabenzaun, ein paar Meter weiter Richtung U-Bahn, richtet sich an wohnungslose Menschen. Freitags ab 18 Uhr wird Essen für sie ausgegeben. Diesmal hat Sebastian gekocht. Das Essen bringt er mit dem Lastenrad: Heute gibt es Nudeln mit Gemüse und Kurkuma-Reis.

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Weitere Informationen zu der Aktion: gemeinsamesache.berlin/aktion/saubermachen-am-suedstern

Grillen im Amtshaus.

Das Nachbarschaftszentrum „Amtshaus Buchholz“ lädt am Freitag, 10. 9., alle fleißigen Helfer:innen und Unterstützer:innen ein, die 2020 den Garten bepflanzt oder Pflanzen gespendet haben. Aus dieser Aktion ist eine neue Garten- Gruppe entstanden. Mit einem Grillen von 15 bis 17.30 Uhr bedankt man sich. Gesucht werden noch Freiwillige zur Unterstützung bei der Vorbereitung und beim Grillen. Berliner Str. 24, Pankow. Infos: amtshaus-buchholz.de

Rad-Selbsthilfewerkstatt lädt ein. Die Grünen Radler laden am Freitag, 10.9., von 16 bis 19 Uhr zum Treffen für alle, die lernen wollen, wie sie ihr Rad sicherer machen oder technisch verbessern können. Die „Grünen Radler“ stehen mit Rat und Werkzeug bereit, kostenlos, ohne Anmeldung. Teile-Börse auf Tausch- oder Spendenbasis. Königsstraße 42-43, Zehlendorf. Infos: mittelhof.org/angebote/fahrrad-selbsthilfewerkstatt-1

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