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Nahverkehr: Wieder mehr Personal auf S-Bahnhöfen

Der Berliner Senat verzichtet darauf, die Nord-Süd Strecken der S-Bahn auszuschreiben. Dafür verlangt die Stadt jedoch eine Gegenleistung.

Die S-Bahn muss mehr Personal auf den Bahnhöfen und in den Zügen einsetzen, als von ihr geplant war. Noch in diesem Jahr sollen 40 zusätzliche Kundenbetreuer im Nahverkehr (KiN) eingestellt werden, weitere 80 sollen in den Jahren 2009 und 2010 folgen. Dies sieht eine Vereinbarung mit dem Senat vor. Als Gegenleistung verzichtet Berlin darauf, die Nord-Süd-Strecken der S-Bahn auszuschreiben. Damit bleibt das Tochterunternehmen des Bahn-Konzerns bis 2017 vom Wettbewerb im Berliner Nahverkehr verschont. Das mit der S-Bahn vereinbarte Paket verschaffe dem Land bis 2017 einen Kostenvorteil von insgesamt 200 Millionen Euro, sagte gestern die Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Feste Zeiten, zu denen die Kundenbetreuer unterwegs sein müssen, habe man nicht vorgegeben, sagte Junge-Reyer. Damit gibt es auch abends, anders als in mehreren anderen Verkehrsunternehmen, weiter keine regelmäßigen Streifen in den Zügen. Die Kundenbetreuer sollten den Sicherheitsdienst auch nicht ersetzen, sagte die Senatorin weiter. Die Mitarbeiter sollten vor allem Fragen der Fahrgäste beantworten.

Fest stationierte Ansprechpartner gibt es auf den Stationen der S-Bahn bald keine mehr. Nur rund 20 der 165 Bahnhöfe im Netz sollen noch eine Stammaufsicht behalten, die für die Fahrgäste aber auch meist nicht sichtbar sein wird. Auf dem Ring hat die S-Bahn dieses System bereits eingeführt, jetzt folgen die Ost-West-Strecken mit der Stadtbahn und dann die Nord-Süd-Verbindungen.

Die Nord-Süd-Linien hätte der Senat gemäß dem 2004 abgeschlossenen Verkehrsvertrag zum Jahr 2013 ausschreiben können. Wettbewerber hatten auch bereits Interesse signalisiert. Bei Ausschreibungen in anderen Verkehrsverbünden hatte die Bahn regelmäßig finanzielle Zugeständnisse gemacht, so dass die Länder den Zuschuss senken konnten.

Von Berlin erhält die S-Bahn derzeit im Jahr etwa 225 Millionen Euro. Dadurch macht das Unternehmen Millionengewinne. Nach Tagesspiegel-Informationen fließen dieses Jahr rund 60 Millionen Euro als Gewinn an den Bahnkonzern.

Die jetzt getroffene Vereinbarung, die noch vertraglich festgezurrt werden müsse, sei aber auch ein gutes Geschäft für Berlin, sagte Junge-Reyer. Für zusätzliche Leistungen während der Vertragslaufzeit – wie die bis zum BBI-Flughafen zu verlängernde Verbindung vom Bahnhof Schönefeld aus und für die geplante S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof – erhalte die S-Bahn kein zusätzliches Geld. Dies gelte auch für den Einsatz von mehr Zügen im Netz, falls die Nachfrage steigen sollte. Außerdem berechne die S-Bahn dem Senat keine höheren Kosten durch die gestiegenen Energiepreise, was vertraglich möglich gewesen wäre. Zudem muss die S-Bahn 500 Fahrkartenautomaten der neuesten Generation beschaffen.

In einem Vergleich wollen sich beide Seiten außerdem bei den Trassenpreisen einigen, die die S-Bahn pro Kilometer verlangt. Weil der Senat die Rechnungen für zu hoch hält, zahlt er derzeit 20 Millionen Euro pro Jahr nur unter Vorbehalt.

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