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Wegen des schwarzen Kleinwagens musste die Feuerwehr rangieren.

© Jörn Hasselmann TSP

„Wir werden täglich aufgehalten“: Mehr Halteverbote sollen der Feuerwehr in Berlin-Friedenau helfen

In den engen Straßen von Friedenau hat die Feuerwehr es schwer – Falschparker bereiten an Kreuzungen zusätzlich Probleme. Der Bezirk reagiert.

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Kürzlich hat es im Berliner Ortsteil Friedenau gebrannt. In der Büsingstraße. Die Hausbewohner hatten Glück, die Feuerwehr kam gut durch. Das hat einen Grund: Die Büsingstraße ist eine der Straßen, in der Autos nur noch auf einer Seite parken dürfen. Deshalb ist Platz genug für die großen Löschfahrzeuge und die noch größeren Drehleitern.

Am Mittwoch setzte sich die zuständige Stadträtin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg, Saskia Ellenbeck (Grüne), auf den Beifahrersitz eines Drehleiterwagens der Wache Steglitz. Drei Stunden ging es zwischen Südwestkorso und Rheinstraße durch viele Seitenstraßen. Nach 25 Minuten steckte das rote Auto beim Abbiegen von der Lefèvrestraße in die Odenwaldstraße fest. Ein silberner VW Golf stand im Weg.

Im Notfall würden wertvolle Minuten verloren gehen: Der Beifahrer müsste aussteigen, einweisen, die Drehleiter vor und zurück rangieren. „Wir werden täglich so aufgehalten“, sagte Mario Schade von der Berliner Feuerwehr, „unsere Fahrzeuge kommen nicht durch“.

Der Golf stand der Feuerwehr im Weg – und wurde abgeschleppt.

© Jörn Hasselmann TSP

Am Mittwochnachmittag ging es nach zehn Minuten weiter. Denn Stadträtin Ellenbeck hatte einen ganzen Trupp Mitarbeiter vom Ordnungsamt dabei und die wiederum einen Abschleppwagen. Schnell war der Golf aufgeladen und hundert Meter entfernt auf einem legalen Parkplatz wieder abgesetzt. Sonst sind die Mitarbeiter angewiesen, erst einmal den Halter ausfindig zu machen, um ihn anzusprechen. Dies kostet viel Zeit.

Fünf Meter müssen an Kreuzungen frei gehalten werden, das steht in der Straßenverkehrsordnung. Das ist die Theorie: Die Praxis schilderte der Fahrer eines der Feuerwehrautos: „Nachts sieht das hier ganz anders aus.“ Spätabends würden viele Autofahrer sich keine Mühe mehr machen mit der Parkplatzsuche und sich auf irgendeine Ecke stellen. Im Wissen, dass das Ordnungsamt nachts nicht unterwegs ist.

Ellenbeck berichtete, dass im Bezirksamt oft Hinweise auf Behinderungen von Feuerwehr und Berliner Stadtreinigung eingingen. Die Fahrt ging auch vorbei an der Büsingstraße und der Eschenstraße. Das sind die beiden Straßen, in denen seit 2024 einseitig absolutes Halteverbot gilt. Die Eschenstraße ist zudem als Einbahnstraße ausgewiesen worden.

Und: Am Mittwoch stand dort kein einziges Auto illegal. Für Ellenbeck ein Erfolg einer „klaren Verkehrsführung“. Wenige Meter lange oder zeitlich befristete Halteverbote würden meist ignoriert.

Die Stadträtin kündigte an, in weiteren Straßen einseitiges Halteverbot auszuschildern, wenn Rettungskräfte dort Probleme haben. Bei Neubauprojekten würden selbstverständlich die Belange der Feuerwehr berücksichtigt, sagte die Stadträtin.

Für die Feuerwehr ist das Problem uralt. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder mal solche Aktionen. Geändert hat sich nie etwas Grundlegendes. Dies liege auch an den viel zu niedrigen Bußgeldern für zugeparkte Kreuzungsecken, sagte ein Feuerwehrmann.

Bei einem Hochhausbrand im Juli 2023 starben in Kreuzberg zwei Menschen, die in Panik aus dem zwölften Stock sprangen. Laut Feuerwehr hatten Falschparker die Anfahrt der Drehleiter verzögert. Konsequenzen hatte auch das nicht.

Vor gut 20 Jahren beschaffte die Berliner Feuerwehr extra für Friedenau kleinere Löschfahrzeuge. Diese seien nun in einem Alter, in denen sie ausgemustert werden müssen. Zudem werden die Fahrzeuge tendenziell größer. Gerade die Drehleitern benötigen viel Platz beim Abbiegen.

Schon am anderen Ende der Lefèvrestraße kam der Abschleppwagen des Ordnungsamtes ein zweites Mal zum Einsatz. An der Ecke Hertelstraße stoppte ein schwarzer Smart den Löschzug.

Ellenbeck betonte, dass die Aktion in der für die Helfer bestmöglichen Zeit stattfinde: in den Sommerferien und an einem Werktag tagsüber. Viele Berliner sind in den Ferien, überall gibt es freie Parkplätze.

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