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„Wird den Alexanderplatz beleben“: Wie es jetzt im umgebauten Haus der Statistik in Berlin-Mitte aussieht – und was geplant ist
Teile des ikonischen DDR-Baus sind fertig saniert, die ersten Büros bezogen. Ende des Jahres sollen Kulturräume und Gastronomie folgen. Ein Rundgang durch das Gebäude.
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Die ersten Aktenordner stehen in einem Raum im Haus der Statistik am Alexanderplatz. Auch das Büro des Finanzamtleiters im achten Stock ist eingerichtet. Von seinem Schreibtisch blickt er auf den Fernsehturm. 350 Mitarbeiter ziehen mit ihm ein. Die ersten Teile des ikonischen DDR-Baus sind fertig umgebaut und erstmals für Journalisten zugänglich.
Das Finanzamt Berlin-Mitte ist der erste Nutzer nach der Sanierung, die 2022 begonnen hat und von der landeseigenen Immobilienmanagement GmbH (BIM) für 245 Millionen durchgeführt wird. Bis Ende des Jahres soll das gesamte Haus der Statistik bezugsfertig sein. Es wird Teil eines Quartiers mit Neubauten für Wohnungen und einem Rathaus.
„Es wird den Alexanderplatz beleben“, sagt Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM. Die Stadtgesellschaft habe sich stark dafür eingesetzt, das Gebäude für die Öffentlichkeit zu erhalten, dieser Verantwortung sei man sich bewusst. Deshalb entstehen neben Büros Räume für Kultur und Gastronomie.

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Der L-förmige Komplex besteht aus mehreren Häusern. Die an der Otto-Braun-Straße werden ab sofort vom Finanzamt Mitte und ab Ende des Jahres von der BIM als Büros genutzt.

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Im Inneren des Gebäudes reihen sich Türen aneinander. Die Wände der langen Gänge riechen noch nach Farbe. Der DDR-Bau scheint wie gemacht für ein Finanzamt. Grauer Boden, helle Holzschreibtische, eine weiße Einbauküche im Aufenthaltsraum.
In das Gebäude an der Karl-Marx-Allee, auf dem lange Zeit der rote Graffiti-Schriftzug „Stop Wars“ prangte, zieht die Genossenschaft Zusammenkunft Berlin (ZKB) und erarbeitet dafür ein Kulturkonzept.

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Wenn Ende 2025 alles wie geplant fertig ist, dauerte die Sanierung insgesamt drei Jahre. Das sei wenig, heißt es von der BIM. Der Umbau sei komplex gewesen. „Bauen im Bestand ist schwieriger als auf der grünen Wiese“, sagt BIM-Geschäftsführer Matthias Hardinghaus beim Rundgang. Das Gebäude sei komplett entkernt und dann wieder ausgebaut worden.
Asbest-Fund bei Sanierung
Für einen Schreckmoment habe ein Asbest-Fund gesorgt. Beim Bau eines Fluchtweges seien die Schadstoffe unerwartet aufgetaucht. Anstatt sie zu entfernen, was zu statischen Schwierigkeiten geführt hätte, wurden sie eingekapselt und im Gebäude belassen. So gehe von ihnen keine Gefahr mehr aus, so die BIM.

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Auf dem Dach steht eine Solaranlage. Nicht nur daraus soll zukünftig Energie gewonnen werden, sondern auch aus der Wärme des Abwassers. Dadurch können der BIM zufolge rund 446 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.
Das ganze Quartier steht unter städtebaulichem Denkmalschutz, der dazu dient, historische Ensembles mit besonderem Charakter zu erhalten. Das Haus der Statistik selbst gilt als Ikone der Nachkriegsmoderne. Es wurde in der DDR von 1968 bis 1970 als Teil der Umgestaltung des Alexanderplatzes erbaut und zum Sitz der staatlichen Zentralverwaltung für Statistik.
Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich dort eine kleinteilige Nachbarschaft mit einem jüdischen Seniorenheim. Die Bewohner wurden von den Nazis in Konzentrationslager deportiert. Heute erinnert nichts mehr an ihre Geschichte. Es gebe aber Überlegungen, im neuen Quartier an ihre Ermordung zu erinnern, heißt es von der BIM, zum Beispiel an der Hausfassade.
Bis das ganze Quartier fertig ist, dauert es noch mehrere Jahre. Für das neue Rathaus läuft momentan der Architekturwettbewerb und auch die Wohnhäuser, die neu gebaut werden, befinden sich noch in der Planung. Ende des Jahres wird das Kulturkonzept für den vorderen Teil des Hauses der Statistik umgesetzt - und dieses wieder öffentlich zugänglich.
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